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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben sollten, mit der überwältigenden Mehrheit aller Gläubigen, nicht nur in der irischen, sondern auch in der römischen und sogar in der östlichen Kirche. Nur Asketen glaubten an den Zölibat und forderten die Trennung der Geschlechter. Daß Schwester Gwid ähnliche Ansichten zu vertreten schien, überraschte Fidelma. Sie selbst ging davon aus, daß irgendwann auch sie jemanden finden würde, mit dem sie ihr Leben und ihre Arbeit teilen konnte. Doch gab es keinen Grund zur Eile, und bisher war sie auch noch keinem Mann begegnet, der sie so gefesselt hätte, daß eine Entscheidung notwendig gewesen wäre. Vielleicht würde es auch nie zu einer solchen Entscheidung kommen. Das Leben ließ sich nicht vorausplanen. Auf gewisse Weise beneidete sie ihre Freundin Étain um die Gewißheit, mit der sie sich zu einer zweiten Heirat und zum Verzicht auf Kildare entschlossen hatte.
    Hinter Äbtissin Abbe ging ein älterer Mann, dessen gelbliches Gesicht vor Schweiß glänzte. Er stützte sich auf den Arm eines jüngeren Mannes, dessen Gesicht Fidelma trotz seiner engelhaften, rosigen Rundlichkeit sofort wölfisch erschien. Mit seinen eng zusammenstehenden Augen blickte er wachsam um sich, als würde er überall Feinde wittern. Der alte Mann war offensichtlich krank. Fidelma wandte sich zu Taran um.
    «Deusdedit, der Erzbischof von Canterbury, und Wighard, sein Sekretär», sagte Taran, ehe sie ihre Frage ausgesprochen hatte. «Sie stehen an der Spitze der römischen Delegation.»
    «Und der Greis, der als letzter hereingekommen ist?»
    Sie deutete auf einen alten Mann, der auf den ersten Blick wie ein Hundertjähriger wirkte. Sein Rücken war gebeugt, und sein Körper war so faltig und hager, daß er aussah wie ein wandelndes Skelett.
    «Das ist der Mann, den es keine Mühe kosten würde, die Sachsen gegen uns aufzuwiegeln», erklärte Taran.
    Fidelma zog die Augenbrauen hoch.
    «Wilfrid? Ich hatte ihn mir jünger vorgestellt.»
    Taran schüttelte den Kopf.
    «Nein, nicht Wilfrid. Das ist Jakobus, von den Sachsen James genannt. Als Rom vor über sechzig Jahren Augustinus’ Mission in Kent verstärken wollte, wurde eine Gruppe von Missionaren ausgeschickt, die von einem Mann namens Paulinus angeführt wurde. Zu dieser Gruppe gehörte auch Jakobus – er muß also heute mehr als achtzig Jahre alt sein. Als Edwin von Northumbrien und Aethelburh von Kent, die Mutter unserer heutigen Königin Eanflaed, heirateten, begleitete Paulinus sie als ihr persönlicher Kaplan. Doch sein Versuch, die Northumbrier zum römischen Glauben zu bekehren, blieb ohne Erfolg. Er floh mit Aethelburh und der kleinen Eanflaed zurück nach Kent, wo er vor zwanzig Jahren bei einem Aufstand der Heiden ums Leben kam.»
    «Und Jakobus?» fragte Fidelma. «Ist er auch geflohen?»
    «Nein, er ist in Catraeth geblieben, das die Sachsen Catterick nennen. Zeitweise hat er als Einsiedler, dann wieder als Missionar gelebt. Aber ich zweifele nicht daran, daß unsere Gegner ihn als lebenden Beweis dafür vorführen werden, daß Rom lange vor Iona versucht hat, Northumbrien zu missionieren, und daher die älteren Rechte hat. Sein ehrwürdiges Alter und die Tatsache, daß er ein Römer ist, der sowohl Paulinus als auch Augustinus noch persönlich kannte, fällt stark gegen uns ins Gewicht.»
    Trotz aller Vorbehalte gegen Bruder Taran konnte Fidelma nicht umhin, sich von seinem Wissen beeindruckt zu zeigen.
    Die kleine Prozession hatte inzwischen das Podest an der Stirnseite des großen Raumes erreicht, und Äbtissin Hilda forderte die Menge mit einer Handbewegung auf, sich von den Plätzen zu erheben.
    Bischof Colmán trat vor und machte das Zeichen des Kreuzes. Dann hob er die Hand und gab der Versammlung seinen Segen. Er tat dies im Stil der Kirche Ionas, indem er mit Zeigefinger, Ringfinger und kleinem Finger die Dreieinigkeit andeutete, anstatt nach römischer Sitte Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger zu heben. Unter den Anhängern Roms erhob sich daraufhin empörtes Gemurmel, das Colmán jedoch geflissentlich überhörte, um dann auf griechisch – der Sprache, in der die Kirche Ionas ihre Gottesdienste abhielt – den Segen Gottes zu erbitten.
    Dann wurde Deusdedit nach vorne geführt. Mit schwacher Stimme, die seine Gebrechlichkeit noch unterstrich, erteilte er den Segen nach römischer Sitte auf lateinisch.
    Äbtissin Hilda bedeutete allen Anwesenden, auf ihren Bänken und Stühlen Platz zu nehmen.
    «Brüder und Schwestern in Jesus Christus, möge nun

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