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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein Auge auf sie geworfen hatte?»
    «Weil Athelnoth uns bei der Vorbereitung der Debatte störte und darum bat, allein mit Étain sprechen zu dürfen. Étain sagte ihm, sie sei beschäftigt, also ging er wieder fort. Zufällig hatten wir gerade über den Zölibat gesprochen. Soweit ich mich erinnern kann, sagte sie: ‹Solange ein Mann wie dieser Athelnoth eine Frau einfach nicht in Ruhe läßt, bin ich einigen der neuen Lehren Roms gar nicht so abgeneigt› – oder etwas Ähnliches.»
    «Und Ihr seid Euch sicher, daß sie das nicht bloß ganz allgemein sagte, sondern damit andeuten wollte, daß Athelnoth tatsächlich Annäherungsversuche unternommen hatte?» fragte Eadulf.
    Schwester Gwid zuckte die Achseln.
    «Bei mir ist jedenfalls der deutliche Eindruck entstanden, daß Athelnoth der Äbtissin nachgestellt hat.»
    Es trat Stille ein, während Fidelma und Eadulf über die Bedeutung von Schwester Gwids Worten nachdachten.
    Nach einer Weile brach Fidelma schließlich das Schweigen.
    «Und hat Étain im Zusammenhang mit einer Bedrohung durch die römische Seite noch eine andere Person oder einen Vorfall erwähnt?»
    «Nein, sie hat nur über Athelnoth gesprochen.»
    «Also, gut. Vielen Dank, Schwester. Es tut uns leid, wenn wir Euren Kummer noch vergrößern mußten.»
    Schwester Gwid erhob sich und ging zur Tür.
    «Übrigens …»
    Fidelmas Stimme ließ sie innehalten …
    «… Ihr scheint andeuten zu wollen, daß eine Eheschließung zwischen Glaubensbrüdern und -schwestern etwas Verwerfliches oder gar Sündiges sei. Wie steht Ihr zur Debatte über den Zölibat in der Kirche?»
    «Ich halte es mit den Worten des heiligen Paulus von Tarsus und den Lehren Maighanns, des Abts von Kilmainham. Laßt die Geschlechter im Dienst des Allmächtigen einander nicht durch niedere Fleischeslust entweihen!»
    Eadulf wartete, bis Gwid gegangen war, ehe er Schwester Fidelma verärgert anfuhr:
    «Wenn Ihr mit mir zusammenarbeiten wollt, Schwester, dürft Ihr mir so etwas Wichtiges nicht vorenthalten.»
    Fidelma wollte schon im gleichen Tonfall antworten, hielt sich jedoch vor Augen, daß Eadulf mit Recht wütend auf sie war. Sie hatte Étains Entscheidung, ihr Amt aufzugeben und zu heiraten, nicht erwähnt. Sie hatte es einfach nicht für wichtig erachtet und war auch jetzt noch nicht davon überzeugt, daß es von Bedeutung war. Sie seufzte tief.
    «Es tut mir leid. Ich war mir nicht sicher, ob Étains persönliche Überlegungen überhaupt Einfluß auf unsere Untersuchung haben. Étain hat mir am Vorabend ihres Todes davon erzählt.»
    «Und wen wollte sie heiraten?»
    «Jemanden, den sie in Irland kennengelernt hat, nehme ich an. Sie hatte vor, nach Kildare zurückzukehren und ihr Amt niederzulegen. Anschließend wollte sie wohl in einem Doppelhaus leben und wie zuvor in Emly als Lehrerin tätig sein.»
    «Und Ihr wißt wirklich nicht, wer ihr Bräutigam war?»
    «Sie wollte es mir nicht sagen. Aber was sollte das hier, in Northumbrien, auch schon für eine Rolle spielen?»
    Eadulf biß sich auf die Lippe und schwieg eine Weile.
    «Es fällt mir schwer, das zu glauben», sagte er plötzlich.
    Fidelma hob die Augenbrauen.
    «Was meint Ihr?»
    «Die Sache mit Athelnoth. Er steht in dem Ruf, ein besonders hochmütiger Mann zu sein, hält alle anderen Völker für unterlegen und ist ein glühender Anhänger Roms. Warum sollte ausgerechnet er ein Auge auf Äbtissin Étain werfen?»
    «Ist er nicht dennoch ein Mann?» entgegnete Fidelma spöttisch.
    Eadulf spürte, wie seine Wangen zu glühen begannen.
    «Gewiß … Aber trotzdem …»
    «Étain war eine sehr gutaussehende Frau», erklärte Fidelma. «Trotzdem kann ich Euren Einwand verstehen. Aber manchmal ziehen sich Gegensätze eben an.»
    «Das stimmt», nickte Eadulf. «Ihr habt Schwester Gwid auf Eurer Reise kennengelernt. Können wir Ihrer Beobachtungsgabe trauen? Oder kann es sein, daß sie Étains Äußerung über Athelnoth falsch gedeutet hat?»
    «Gwid ist ein ziemlich geschicktes Mädchen. Und sie ist eifrig darum bemüht, es allen recht zu machen. Aber in ihrem unbeholfenen Körper steckt ein scharfer Geist. Und sie legt einen großen Wert auf Einzelheiten, der manchmal schon an Pedanterie grenzt. Was sie sagt, müssen wir unbedingt ernst nehmen.»
    «Dann sollten wir uns wohl als nächstes mit diesem Athelnoth befassen», schlug Bruder Eadulf vor.
     

X
     
    Schwester Athelswith kehrte mit der Nachricht zurück, daß Athelnoth im sacrarium der Debatte beiwohne und sie

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