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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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fränkische Bischof, aufgebracht.
    Es herrschte allgemeiner Aufruhr, bis der ehrwürdige Cedd durch eine Handbewegung zu verstehen gab, daß er noch einmal das Wort zu ergreifen wünschte.
    «Brüder und Schwestern, wir sollten uns doch an diesem heiligen Ort in Barmherzigkeit üben. Diejenigen, die gegen die Kirche Columbans zu Felde ziehen, tun dies nicht aus Bosheit, sondern aus reiner Unwissenheit. Auch nach dem Konzil von Arles ist sich die christliche Welt immer in einem einig gewesen, nämlich daß unsere Ostergedenktage auf dem Kalender des Landes beruhen müssen, in dem Christus geboren worden und zum Mann herangereift ist. Unsere Berechnungen müssen sich also zwangsläufig auf den jüdischen Mondkalender stützen, und danach fällt das Passahfest – der Zeitpunkt, an dem unser Heiland gekreuzigt wurde – in den Monat Nisan. Im jüdischen Kalender war dies der siebte Frühlingsmonat, die Zeit, die nach unserer Jahresaufteilung in die Monate März und April fällt. Deshalb nennen wir unseren Feiertag auch ‹Pasca›, einen Namen, den wir vom hebräischen Pesach oder Passah abgeleitet haben. Hat nicht Paulus in seinen Briefen an die Korinther von Christus als ihrem Passahlamm gesprochen, weil allgemein bekannt war, daß er an diesem Festtag gekreuzigt worden ist? Seit jeher fällt das Passahfest an den vierzehnten Tag des Nisan. Aufgrund dieser Berechnung feiern wir das Fest an dem Sonntag, der zwischen dem vierzehnten und zwanzigsten Tag dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche folgt.»
    «Aber Rom hat es für gesetzeswidrig erklärt, ein christliches Fest am gleichen Tag zu feiern, auf den auch ein jüdisches fällt», unterbrach ihn Wilfrid.
    «Genau», entgegnete Cedd ruhig. «Und das war völliger Unsinn, hat doch das Konzil von Nicaea, das auf das Konzil von Arles folgte, es ausdrücklich für gesetzlich erklärt. Christus war im Fleisch ein Jude …»
    Die Versammlung hielt erschrocken den Atem an.
    Cedd ließ den Blick über seine Zuhörer schweifen.
    «Oder war er das etwa nicht?» fragte er bissig. «War er Nubier? Franke vielleicht? Oder gar Sachse? Nein! In welchem Land wurde Christus geboren, und wo wuchs er zum Manne heran, wenn nicht im Land der Juden?»
    «Er war der Sohn Gottes!» rief Wilfrid aufgebracht.
    «Und der Sohn Gottes wählte das Land Israel als seine Geburtsstätte, er wählte Juden zu seinen irdischen Eltern, und sein Wort brachte er zuallererst denen, die von Gott erwählt waren. Erst als sie ihren Messias töteten, wandten sich die Juden von seinem Wort ab und überließen es den Nichtjuden, es an ihrer Stelle aufzugreifen. Ist es vor diesem Hintergrund nicht völlig widersinnig, die Tatsache zu leugnen, daß Christus während eines jüdischen Festtages hingerichtet wurde? Wie kommen wir dazu, ein vollkommen willkürliches Datum zu setzen, an dem die christliche Welt seiner Hinrichtung gedenken soll, obwohl dieses Datum mit dem tatsächlichen Tag seiner Hinrichtung in keinerlei Zusammenhang steht?»
    Äbtissin Abbe nickte zustimmend.
    «Wie ich hörte, haben die Anhänger Roms es auch darauf angelegt, unseren Ruhetag zu verlegen, weil er auf den gleichen Tag fällt wie der hebräische Sabbat», rief sie empört.
    Wilfrids Augen funkelten wütend.
    «Sonntag, der erste Tag der Woche, ist mit Recht der christliche Ruhetag, denn er steht symbolisch für die Auferstehung.»
    «Und doch ist der Sonnabend der traditionelle Tag der Ruhe, weil er der letzte Tag der Woche ist», warf ein anderer Bruder ein – Chad, der Abt von Lastingham, wie Fidelmas Nachbarin ihr bereitwillig zuflüsterte.
    «Die vielen von Rom durchgesetzten Veränderungen führen uns immer weiter von unseren ursprünglichen Gedenktagen fort. Sie lassen unsere Feiertage willkürlich erscheinen und rauben ihnen jeglichen Sinn», rief Abbe laut. «Warum nicht zugeben, daß Rom im Irrtum ist?»
    Wilfrid mußte warten, bis der heftige Beifall unter den Anhängern Columbans verebbt war.
    Cedds Gelehrsamkeit brachte Wilfrid sichtlich in Verlegenheit. Wohl aus diesem Grund versuchte er, die Worte des altehrwürdigen Abts ins Lächerliche zu ziehen.
    «Rom ist also im Irrtum?» schnaubte er. «Wenn Rom im Irrtum ist, ist auch Jerusalem im Irrtum, Alexandria und Antiochia ebenfalls, ja die ganze Welt ist im Irrtum, nur die Iren und Bretonen wissen, was richtig ist …»
    Abt Chad war sofort auf den Beinen.
    «Vielleicht wird es den edlen Wilfrid von Ripon erstaunen zu hören», begann er mit

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