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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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fragte Eadulf.
    «Wir wissen von sieben Personen, die Étain am Tag ihres Todes in ihrer Zelle aufgesucht haben. Mit einem von ihnen haben wir gesprochen – mit Canna, dem Astrologen. Ich denke, wir sollten jetzt die anderen sechs befragen.»
    Eadulf nickte.
    «Schwester Gwid, Bruder Taran, Äbtissin Hilda, Bischof Colmán, Bruder Seaxwulf und Priester Agatho aus Icanho», sagte er.
    Fidelma grinste.
    «Ihr habt ein hervorragendes Gedächtnis, Bruder. Das ist gut. Von Colmán und Hilda werden wir wohl kaum etwas Neues erfahren. Ich nehme an, sie haben Étain zum Mittagsmahl begleitet und über die bevorstehende Debatte gesprochen.»
    «Wie wäre es, wenn wir mit der Befragung von Schwester Gwid beginnen?» schlug er vor. «Als Sekretärin der Äbtissin weiß sie vielleicht etwas, das uns weiterhelfen könnte.»
    Schwester Fidelma schüttelte den Kopf.
    «Ich bezweifle es. Ich bin mit ihr von Iona nach Streoneshalh gereist. Ich glaube nicht, daß sie eine enge Vertraute der Äbtissin war. Eher war sie ihr in kindlicher Schwärmerei ergeben. Die Äbtissin war in Irland ihre Lehrerin.»
    «Trotzdem sollten wir mit ihr sprechen. Schwester Athelswith sagte, Étain und Gwid hätten sich heftig gestritten. Worum mag es dabei gegangen sein?»
    Die von Schwester Athelswith erwähnte Auseinandersetzung hatte Fidelma vergessen.
    Inzwischen waren sie beim officium des Gästehauses angekommen. Schwester Athelswith saß am Tisch und beugte sich über ihre Wirtschaftsbücher.
    «Wir würden uns gerne ungestört mit einigen Leuten unterhalten, Schwester», erklärte ihr Fidelma freundlich. «Mit Eurer Erlaubnis werden wir Euer officium dafür benutzen. Ich bin sicher, Ihr werdet dagegen keine Einwände haben?»
    Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte Schwester Athelswith jede Menge Einwände, aber sie wußte, daß Fidelma und Eadulf unter dem besonderen Schutz von Äbtissin Hilda standen. Also seufzte sie nur und schlug ihre Bücher zu.
    «Dürfen wir Euch außerdem bitten, uns dabei zu helfen, diese Leute herzurufen?» fragte Eadulf und schenkte ihr sein gewinnendstes Lächeln.
    Die ältere Schwester schnaufte in dem vergeblichen Versuch, ihr Mißfallen über die Unterbrechung ihrer täglichen Aufgaben zu verbergen.
    «Wie Ihr wünscht, Bruder. Wenn ich Euch damit behilflich sein kann, werde ich es gerne tun.»
    «Sehr gut», lächelte Fidelma freundlich. «Dann bringt uns doch als erstes Schwester Gwid. Ich nehme an, daß sie in ihrem dormitorium ist.»
    Kurze Zeit später trat das schlaksige Mädchen herein. Offenbar hatte Schwester Gwid ihre Gefühle inzwischen besser im Griff, ihre Augen waren jedoch noch immer vom Weinen gerötet. Mit dem hilflosen Blick eines verirrten Kindes sah sie Fidelma und Eadulf an.
    «Wie fühlt Ihr Euch heute morgen, Schwester?» fragte Fidelma und deutete auf einen freien Stuhl.
    Gwid senkte den Kopf und setzte sich.
    «Ich möchte mich für meinen Gefühlsausbruch entschuldigen», erwiderte sie. «Étain war meine Freundin. Die Nachricht ihres Todes hat mich schwer erschüttert.»
    «Und doch werdet Ihr Euer Bestes tun, um uns behilflich zu sein?» Fidelmas Tonfall klang fast schmeichlerisch. Schwester Gwid zuckte die Achseln, und Eadulf hatte das Gefühl, ihr erklären zu müssen, mit welchen Aufgaben und Befugnissen sie betraut waren.
    «Leider kann ich Euch nur wenig sagen», meinte Schwester Gwid schon ein wenig zugänglicher. «Ihr werdet Euch daran erinnern, Schwester Fidelma, daß ich mit Euch im sacrarium war und auf die Eröffnung der Debatte wartete, als die Nachricht vom Tod der Äbtissin eintraf.»
    «Gewiß», stimmte Fidelma zu. «Aber Ihr wart ihre Sekretärin und habt sie gestern morgen noch in ihrem cubiculum gesehen.»
    «Ja, das stimmt», bestätigte Gwid und fügte mit plötzlich sehr heftiger Stimme hinzu: «Ich hoffe inständig, Ihr werdet den Unhold finden, der sie getötet hat!»
    «Deshalb sind wir hier», schaltete sich Bruder Eadulf ein, «und müssen Euch einige Fragen stellen.»
    Mit einer linkischen Geste, welche ihre derben Hände noch betonte, forderte sie ihn auf, mit der Vernehmung zu beginnen.
    «Fragt nur.»
    Fidelma wechselte einen Blick mit Eadulf. Offenbar wollte sie ihm den ersten Schritt überlassen. Der Sachse lehnte sich über den Tisch und sah Schwester Gwid eindringlich an.
    «Es heißt, Ihr hättet Euch gestern mit Étain vor deren cubiculum gestritten.»
    «Étain war meine Freundin», erwiderte Gwid verlegen.
    «Habt Ihr Euch gestritten?»

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