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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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eine bastardisierte Fassung von La Bohème zu sehen. So hat sie es genannt. Eine bastardisierte Fassung.« Er schüttelte den Kopf. »Oh, das hätte ich wohl lieber nicht gemacht.«
    »Tief durchatmen«, erinnerte Sandy ihn.
    »Ja, Mutter.«
    »Und ich fahre immer weiter geradeaus?«
    »Immer weiter auf dem schmalen Pfad der Tugend.«
    »Gordon...«
    »Außerdem konnten wir die Katzen nicht alleinelassen.«
    »Was?«
    »Es war schwierig, wegzufahren und die ganzen Katzen alleinezulassen.«
    »Sie hätten ohne sie fahren können«, schlug Sandy vor und wünschte sich sofort, sie hätte es nicht getan. Wollte sie diese Unterhaltung wirklich führen?
    »Oh nein. Das hätte ich nie tun können.«
    »Sie waren ein guter Sohn.«
    »Nun, was blieb mir anderes übrig? Sie hatte sonst niemanden, der sich um sie hätte kümmern können.«
    »Keine anderen Verwandten?« Sandy erinnerte sich an die Fotos in Gordons Haus mit den beiden hübschen Mädchen, die so fröhlich miteinander wirkten.
    »Sie hatte eine Schwester, aber die ist schon vor langer Zeit gestorben. Ein Autounfall. Wie schnell fahren Sie übrigens?«
    Sandy merkte, dass sie schneller als erlaubt fuhr, und bremste ab. »Und Sie?«, fragte sie Gordon. »Keine Geschwister?«

    »Nein. Ich bin ein Einzelkind. Einzigartig«, sagte er mit einem weiteren unheimlichen Lächeln.
    »In der Tat.«
    »Und Sie?«
    »Ich habe einen Bruder in Kalifornien.«
    »Ist er beim Film?«
    Sandy lachte unwillkürlich. »Nein, er arbeitet für eine große Dot.Com-Firma.«
    »Wirklich? Und trotzdem hat seine Schwester kein Handy. Wie überaus eigenartig.«
    Sandy verspürte ein leises Unbehagen. »Woher wissen Sie, dass ich kein Handy habe?«
    »Oh, ich weiß eine Menge über Sie, Mrs. Crosbie.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich weiß, dass Sie sehr schön sind.«
    Sandy stöhnte vernehmlich. »Woher wissen Sie, dass ich kein Handy habe?«
    »Ich weiß, dass Ihr Mann Sie wegen Delilahs Mutter verlassen hat.«
    »Woher wissen Sie, dass ich kein Handy habe?«
    »Ich weiß, dass Sie immer noch nicht die Scheidung eingereicht haben. An der nächsten Ecke rechts«, wies er sie an, bevor er im selben Atemzug hinzufügte: »Ich weiß, dass Sie einsam sind.«
    »Woher wissen Sie, dass ich kein Handy habe?«
    Er lachte. »Pardon, könnten Sie die Frage bitte wiederholen?«
    »Gordon...«
    »Ja, ja, ja. Woher weiß ich, dass Sie kein Handy haben?« Er machte eine theatralische Pause. »Ich glaube, Delilah hat es en passant erwähnt, als sie ausführlich von Ihrem gemeinsamen Fund von Mrs. Hamiltons Leiche erzählt hat, an dem Nachmittag, als ich sie losgeschickt habe, meine Noten zu holen. Die das ungeschickte Mädchen übrigens total ruiniert hat. Hier rechts.«

    »Sicher?«
    »Ziemlich«, erklärte er ihr und klang auf einmal sehr nüchtern und kontrolliert.
    En passant , wiederholte Sandy stumm und bog rechts ab. Konnte man noch prätentiöser sein? Und konnte es sein, dass die Straße, auf der sie fuhren, noch öder war, als die, von der sie eben abgebogen waren? Nicht einmal Orangenbäume standen noch hier, dachte sie, als am Ende eines Felds ein altes verlassenes Bauernhaus in Sicht kam. Sie konnte sich nicht erinnern, es je vorher gesehen zu haben, und hätte es auch diesmal nicht bemerkt, wenn über dem verfallenen Dach nicht ein heller Sternenkranz gestrahlt hätte. »Was ist das für ein Haus?«, fragte sie und blickte an Gordon vorbei.
    Es geschah so schnell, dass sie es nicht kommen sah. In der einen Sekunde guckte sie noch aus dem Seitenfenster, in der nächsten starrte sie in sein lüsternes Gesicht mit den schielenden Augen und der Knollennase, während Gordon seine weichen Lippen auf ihre presste. Ihr Hinterkopf schlug gegen das Seitenfenster, sie verlor die Kontrolle über das Fahrzeug, das nach links ausscherte. Sandy trat instinktiv auf die Bremse, und der Wagen kam nach einem Halbkreis schließlich schlingernd am Straßenrand zu stehen. »Was zum Teufel erlauben Sie sich?«, schrie sie, schlug gegen Gordons Arme und versuchte, sich seinen riesigen Lippen zu entziehen.
    »Autsch!«, jaulte er und stieß ihre Hände weg, während er mit den Lippen weiter an ihr klebte.
    »Gordon, Herrgott noch mal, lassen Sie mich.«
    »Es ist okay.«
    »Es ist nicht okay. Sind Sie verrückt?« Es gelang ihr schließlich, ihn auf Armeslänge von sich zu schieben, und er ließ sich schwer atmend gegen das Beifahrerfenster fallen. Er atmete mehrmals tief durch, und einen Moment lang fürchtete Sandy, dass

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