Nur Der Tod Kann Dich Retten
»Welches Zwinkern?«
»Joey hat dich doch gerade angezwinkert.«
Greg schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Bier. »Ich hab kein Zwinkern bemerkt.«
Megan hätte ihn beinahe gefragt, wie er es übersehen konnte, dass jemand ihn offen anzwinkerte, ließ es jedoch, weil es klang wie etwas, das ihre Mutter zu ihrem Vater hätte sagen können. Stattdessen sagte sie: »Ich wünschte, er würde so was nicht sagen.«
»Du wünschtest, dass wer was nicht sagen würde?«
»Joey. Er nennt jeden Schwuchtel.«
Greg tat Megans Bedenken ab und winkte nur mit der Hand, in der er die Flasche hielt. Eine schmale Bierfontäne spritzte aus dem Hals und hinterließ mehrere münzengroße Flecken in gefährlicher Nähe von Megans neuen braunen Wildlederstiefeln. »Er flachst bloß rum. Das hat nichts zu bedeuten.«
»Warum sagt er es dann?«
Statt zu antworten, beugte Greg sich vor und küsste sie. Sobald er ihre Lippen berührte, verflog Megans Ärger. Sie schmeckte das Bier auf seiner Zunge und fragte sich, ob man auf diese Weise auch betrunken werden konnte. Beim Passivrauchen war es ja so ähnlich. Es konnte einen sogar umbringen, wie sie sich erinnerte, als er sie wieder küsste, diesmal länger und intensiver als beim ersten Mal.
»Die Schlafzimmer sind oben«, sagte Victor Drummond, der im Vorbeigehen eine Marihuana-Schwade hinter sich herzog.
Megan löste sich eilig aus der Umarmung, senkte den Kopf und starrte auf den Marmorfußboden
Greg lachte. »Was ist jetzt wieder los?«
Das Jetzt hing in der Luft wie ein leiser Tadel. »Nichts.«
»Hat dir schon mal irgendjemand gesagt, dass du dir viel zu viele Gedanken darüber machst, was die anderen sagen?«
Die Frage bohrte sich in ihre Seele wie ein heftiger Stoß in die Rippen. »Ich mach mir keine Gedanken darüber, was die anderen sagen«, protestierte sie und sah sich verstohlen um, um sich zu vergewissern, dass niemand ihr Gespräch belauschte.
»Nicht?«
»Nein.«
»Wirklich nicht? Dann komm mit mir nach oben.« Er trat einen Schritt zurück, stellte die leere Bierflasche auf einen Tisch in der Nähe und streckte einen Arm aus. Sofort drückte Joey Balfour ihm eine volle Flasche in die Hand.
»Glaub mir. Kalt ist es sogar besser als Sex«, sagte er.
»Nur wenn du es dir selber machst, du Schwuchtel.« Greg lachte. »Ach, komm schon«, sagte er, als sich Megans Miene verfinsterte. Er trank einen großen Schluck von seinem neuen Bier und hielt ihr die Flasche hin. »Komm, nimm einen Schluck. Vielleicht wirst du dann ein bisschen lockerer.«
»Nein danke. Ich mag kein Bier.«
»Gibt es irgendetwas, das sie mag?«, fragte Joey spitz.
Megan spürte, wie ihre Wangen heiß und die Luft drückend wurde, bevor dröhnende Rockmusik die unbehaglich Stille füllte. Sich windende Körper wendeten sich erwartungsvoll in ihre Richtung. Neugierige Blicke verfolgten, was sie tun würde.
Zumindest kam es Megan so vor, obwohl die Musik in Wahrheit nie unterbrochen war, die Tänzer weitergetanzt
hatten und nur ein paar Leute zusahen. Sie hatte den Eindruck, dass alle außer ihr ganz locker waren und sich gehen ließen, dass sie die Einzige war, die sich störrisch weigerte, loszulassen und sich zu amüsieren. Es war eine Party, verdammt noch mal. Die Party für die Schauspieler. Und sie war der Star, von jedem Mädchen beneidet. Weil sie nicht nur die Rolle der Kate ergattert – und zumindest nach allgemeinem Bekunden auch spektakulär interpretiert – hatte, sondern auch weil alle scharf auf ihren sexy Co-Star waren. Jedes Mädchen wollte diesen Jungen.
Und er wollte sie.
Nur dass er langsam unruhig wurde. Sie konnte es spüren. Das Spiel war vorbei. Das Spiel, das sie seit mehr als einem Monat spielten, wurde langsam langweilig. Kate und Petruchio waren gegangen. Zurückgeblieben waren nur Greg und Megan. Und wie lange konnte Megan Greg warten lassen? Warum ließ sie ihn warten, fragte die Musik mit einem gnadenlos pochenden Beat. Weil ihre Mutter noch nicht so weit war?
Es ist bloß so leicht, sich in solchen Momenten zu verlieren , hatte Sandy sie gewarnt.
Ich geh schon nicht verloren.
Versprochen?
Plötzlich riss Megan Greg die Bierflasche aus der Hand und trank sie mit einem langen Schluck halb leer. Sie hatte ihrer Mutter nichts versprochen.
»Wow. Guck dir das an!«, rief Joey. »Das Mädchen ist ein Profi.«
Hör auf, dir Sorgen zu machen. Ich bin ein großes Mädchen. Ich kann auf mich selbst aufpassen.
Megan unterdrückte den Würgereflex, als
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