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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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er sich auf ihr Kleid übergeben könnte.
    Stattdessen rief er: »Kiss Me, Kate«, und stürzte sich wieder auf sie.

    Es hätte beinahe komisch sein können, wenn es nicht so ekelerregend gewesen wäre. »Oh, um Himmels willen«, stotterte Sandy, während sie sich ganz darauf konzentrierte, seinen egelhaften Lippen auszuweichen. »Hören Sie auf. Hören Sie sofort auf.« Als er immer noch weitermachte, schlug sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Das bremste ihn.
    »Was soll das?«, fragte er und versuchte, seinen Blick auf irgendetwas zu konzentrieren.
    »Das müssen Sie mir sagen.«
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte er wütend. »Erst erzählen Sie mir, wie einsam Sie sind -«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich einsam bin. Sie haben gesagt, ich wäre einsam.«
    »Sie sprechen mit mir über Ihre Scheidung, Ihre Familie -«
    »Ich habe nichts dergleichen getan.«
    »Haben Sie mir nicht erzählt, dass Ihr Bruder in Kalifornien lebt?«
    »Das war Smalltalk, Herrgott noch mal.«
    »Sie haben angeboten, mich nach Hause zu fahren.«
    »Weil ich nett sein wollte.«
    »Weil Sie Interesse haben.«
    »Ich habe kein Interesse an Ihnen, Sie Idiot!«
    »Ich habe gesehen, wie Sie mich angucken.«
    » Was ?« Verlor sie langsam den Verstand? »Wovon reden Sie?«
    »Sie senden widersprüchliche Botschaften aus.«
    »Ich sende widersprüchliche Botschaften aus?«
    »Sie drücken sich nicht klar aus.«
    Sandy versuchte, irgendeinen Sinn hinter seinem Gebrabbel zu erkennen. War es möglich, dass sie ihm in irgendeiner Weise falsche Hoffnungen gemacht hatte. War ihr Verhalten derart fehl zu deuten gewesen? Versuchte sie wirklich, mit einem Mann vernünftig zu reden, der wenige Minuten zuvor noch in einem Hibiskus gelegen hatte? »Okay, hören Sie zu. Wenn das, was Sie sagen, stimmt -«

    »Es stimmt bestimmt.«
    »Wenn ich bei Ihnen irgendwelche falschen Hoffnungen geweckt habe, tut es mir leid.« Entschuldigte sie sich tatsächlich bei dem Mann, so wie sie sich vor einem Monat bei Will Baker entschuldigt hatte? Und auch wenn sie sich im Fall von Will Bakers Unverschämtheiten zumindest eine Mitschuld hatte einreden lassen, galt das auch für Gordon Lipsman? Hatte sie sich wirklich nicht klar ausgedrückt?
    »Können wir jetzt weiter?«, fragte Gordon.
    Sandy ließ wortlos den Motor an und steuerte den Wagen zurück auf die Straße.
    »An der nächsten Kreuzung links«, wies Gordon sie eisig an.
    Sandy blinkte, obwohl kein anderes Fahrzeug in Sicht war. Im Rückspiegel sah sie das alte Bauernhaus mit dem eingefallenen Dach in der Nacht verschwinden.

30
    » H ey, Leute, Joey ist hier«, brüllte Joey Balfour über die laute Musik hinweg, die aus dem neuen Surround-Speaker-System dröhnte. Einen Kasten Bier über seinen Kopf schwenkend stand er in der Haustür. »Jetzt kann die Party offiziell anfangen.«
    Megan lauschte dem andauernden Beifall, der Joeys Ankunft neben Johlen und Pfiffen sowie vereinzeltem Stöhnen und schüchternen Buhrufen begleitete. Irgendjemand rief: »Die Gegend kommt auch immer mehr runter!« Ein anderer murmelte: »Arschloch.«
    Die Party fand in Lonny Reynolds’ Haus statt, der in Kiss Me, Kate zwar nur eine Nebenrolle hatte, aber dafür besaßen seine Eltern ein großes Haus und waren, was noch besser war, übers Wochenende nicht daheim. Für die Feier waren sämtliche Möbel aus dem Wohnzimmer geräumt worden, und man hatte Lonny versichert, dass das gesamte Ensemble von Kiss Me, Kate ihm am Sonntag helfen würde, alles wieder an seinen Platz zu rücken, sodass seine Eltern nichts merken würden.
    »Aus dem Weg, ihr Schwuchteln«, befahl Joey lachend, als er sich ruppig mit dem Kasten einen Weg durch eine Gruppe von Feiernden bahnte, die in der Mitte des Raumes tanzten. Er drängte sich an ein paar Jungs vorbei, die angeregt über ein Basketballspiel diskutierten, das sie am Abend im Fernsehen verpasst hatten, und zwinkerte Greg auf dem Weg in die Küche wissend zu.

    Das Zwinkern gab Megan ein unbehagliches Gefühl, weil es von Geheimnissen und verborgenen Plänen sprach. Sie blickte zu Greg hoch, der eine Hand lässig um ihre Schulter gelegt hatte. In der anderen hielt er eine fast leere Flasche Bier. Es war schon sein viertes Bier, obwohl sie noch nicht einmal eine Stunde hier waren. Sie wusste, dass er bereits mehr als ein bisschen angeduselt war, weil sein Arm auf ihrer Schulter immer schwerer wurde. »Was hatte denn das zu bedeuten?«
    »Was meinst du?«
    »Das Zwinkern.«
    Greg lachte.

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