Nur Der Tod Kann Dich Retten
den Drogen und den Männern, aber diesmal ist es anders, Sheriff Weber. Ganz bestimmt.
Warum ist es diesmal anders?
Weil sie mich, egal wohin sie geht oder wie lange sie wegbleibt, immer an meinem Geburtstag anruft. Und das hat sie diesmal nicht getan. Mein Geburtstag ist der 1. März, und ich bin den ganzen Tag zu Hause geblieben und habe gewartet, aber sie hat nicht angerufen.
Mrs. Abbot...
Ihr ist irgendwas zugestoßen, Sheriff Weber. Und niemand will mir helfen...
»Sheriff Weber?«
»Was? Tut mir leid?« John Weber riss sich in die Gegenwart zurück. Delilah Franklin sah ihn erwartungsvoll an.
»Ich habe gehört, dass sie sich nach Liana Martin erkundigen.«
»Hast du sie gesehen?«
Delilah schüttelte den Kopf. »Seit gestern nicht mehr. Glauben Sie, dass ihr etwas zugestoßen ist?«
»Ich hoffe nicht. Wie gut kennst du sie?«
»Nun, wir sind von klein an immer in dieselbe Klasse gegangen, aber wir sind nicht direkt befreundet. Sie wissen ja, wie das ist. Liana ist echt beliebt. Und wirklich nett. Nicht wie manche andere. Sie war auch immer sehr nett zu mir. Ich mag sie«, schloss Delilah mit einem energischen Nicken.
»Hat sie je irgendwas von Problemen zu Hause oder mit ihrem Freund erzählt?«
»Oh, so was würde sie mir nicht erzählen. Da müssten sie Ginger oder Tanya fragen.«
Das habe ich schon, dachte er und entschied, dass es unbedingt Zeit wurde, nach Hause zu fahren.
»Sheriff Weber?«, fragte Delilah wieder mit ihrer unpassenden Piepsstimme, und ihr ängstlicher Blick verriet, dass sie den Zusammenhang hergestellt hatte. »Sie glauben doch nicht, dass meiner Mutter etwas zugestoßen ist, oder?«
»Ich glaube, deine Mutter ist wahrscheinlich längst wieder zu Hause und sorgt sich deinetwegen zu Tode«, erklärte John ihr, leerte sein Bier und ließ ein Trinkgeld für die Kellnerin auf dem Tisch liegen. »Komm. Ich fahr dich nach Hause.«
»Das wäre toll. Danke. Es ist ziemlich weit. Vor allem im Dunkeln.« Delilah lächelte schüchtern.
John Weber fasste ihren Ellenbogen und führte sie zur Tür.
»Oh«, sagte sie, blieb stehen, wurde selbst im Dunkeln erkennbar rot und wandte sich ab.
»Was ist los?«
»Das ist Mr. Peterson.«
»Mr. Peterson?«
»Mein Physiklehrer.« Sie wies mit dem Kinn auf einen Mann, der vorgebeugt in einer Nische in der Ecke saß. Er hatte seinen Arm besitzergreifend um die Schultern eines Mädchens gelegt, das mehrere Jahrzehnte jünger aussah als er und sichtlich bestürzt wirkte.
»Mit wem ist er zusammen?«
Delilah schüttelte den Kopf. »Ich habe sie noch nie gesehen, aber es gibt alle möglichen Gerüchte.«
»Was für Gerüchte denn?«
»Dass er jüngere Frauen mag«, flüsterte sie verschwörerisch, als sie in die Dunkelheit hinaustraten.
Sie waren schon fast bei Delilahs Haus, als John einfiel,
dass er seine Hamburger vergessen hatte. Sein Magen knurrte missmutig, während er beobachtete, wie Delilah die Haustür des bescheidenen zweistöckigen Hauses öffnete, sich noch einmal umdrehte und mit einem Kopfschütteln andeutete, dass ihre Mutter immer noch nicht zurück war. »Kein gutes Zeichen«, murmelte John, als er sich auf den Heimweg machte.
5
M it einer Mischung aus Dankbarkeit und Bedauern sah Delilah den Wagen des Sheriffs wegfahren. Dankbarkeit, weil sie die fünfzehn Blocks von Chester’s bis nach Hause nicht hatte zu Fuß gehen müssen – sie war ja noch erschöpft vom Hinweg -, und Bedauern, weil sie den Sheriff nur ungern wegfahren sah. Sie hatte den Sheriff immer gemocht. Im Gegensatz zu vielen anderen Leuten in Torrance war er stets nett zu ihr gewesen, und sie unterhielt sich jedes Mal gerne mit ihm. Er sah ihr direkt in die Augen, wenn er eine Frage stellte, hörte respektvoll zu, wenn sie antwortete, und erklärte ihr nie, dass sie ein so hübsches Mädchen wäre, wenn sie nur ein paar Pfund abnehmen würde. Wahrscheinlich hatte er selbst mehr als ein paar Pfund zugelegt, seit er ihre Mutter nicht mehr traf, dachte sie, zog die Haustür hinter sich zu und fragte sich, wo ihre Mutter sein könnte.
Offiziell sollte sie gar nichts von der Affäre wissen. Kerri, wie ihre Mutter von Delilah genannt werden wollte – weil sie sich dann jünger fühlte, wie sie sagte, obwohl Delilah immer geargwöhnt hatte, dass es eher daran lag, dass es ihr peinlich war, einen derart unansehnlichen Sprössling in die Welt gesetzt zu haben -, Kerri also hatte die Beziehung zu dem verheirateten Polizisten nie zugegeben, obwohl die Affäre
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