Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
goldenen Neonlampen. »Ja klar, die kenne ich. Sie kommt dauernd mit ihren Freundinnen her.«
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    Cal schüttelte den Kopf, sodass eine wellige blonde Strähne in seine Stirn fiel. »Wird am Wochenende gewesen sein.«
    »Könnten Sie das vielleicht ein wenig genauer angeben?«
    »Wahrscheinlich am Samstag«, sagte Cal, nachdem er erneut die Augen zusammengekniffen hatte. »Warum? Hat sie irgendwelchen Ärger?«
    John meinte einen Unterton hoffnungsvoller Erwartung in seiner Stimme gehört zu haben, als ob die Vorstellung eines jungen Mädchens mit Problemen an seine niederen Instinkte appellierte. Aber der Sheriff beschloss, sich an die Unschuldsvermutung zu halten, und sagte: »Seit gestern Nachmittag hat sie kein Mensch mehr gesehen.«
    Cal zuckte die Schultern. »Sie kennen doch die Kids«, höhnte er und drückte John das Foto in die aufgehaltene Hand. »Wahrscheinlich bumst sie mit ihrem Freund.«
    »Ihr Freund weiß auch nicht, wo sie ist.«

    Cal senkte das Kinn und verdrehte die Augen nach oben, was John als einen Ausdruck von Skepsis deutete. »Also, ich würde mir nicht allzu viele Sorgen um sie machen. Ich schätze, in ein paar Tagen ist sie wieder da. Bingo!«
    John hätte beinahe gelacht. Sagten die Leute tatsächlich noch Sachen wie bingo ? »Hoffentlich haben Sie Recht.«
    »Haben Sie ihre Freundinnen schon ausgefragt?«
    John seufzte unwillkürlich. Zusammen mit mehreren Deputies hatte er die letzten zwei Stunden damit zugebracht, die meisten von Liana Martins Freundinnen zu befragen. Die Antworten waren überall die gleichen gewesen. Niemand hatte das Mädchen seit gestern Nachmittag gesehen. Niemand hatte eine Ahnung, wo sie sein könnte. Alle machten sich Sorgen. Jedes Mädchen meinte, dass es Liana gar nicht ähnlich sehe, einfach so zu verschwinden – ohne jemandem Bescheid zu sagen.
    »Darf ich Sie zu einem Bier einladen, Sheriff?«, sagte Cal neben ihm. »Sie sehen aus, als könnten Sie eins gebrauchen.«
    John wollte das Angebot zunächst ablehnen, besann sich jedoch eines Besseren. Cal hatte Recht. Ein schönes kaltes Bier war genau das, was er brauchte, und streng genommen war er auch nicht mehr im Dienst. Sein Arbeitstag hatte offiziell geendet, als er das Büro verlassen hatte, und alles, was er seither gemacht hatte, die Fahrt durch die weit verstreuten Wohngegenden und Nebenstraßen von Torrance, die Befragung von Lianas Freundinnen und Nachbarn, war in seiner Freizeit geschehen. Er hatte einmal versucht, zu Hause anzurufen, aber Pauline hatte nicht abgenommen – bestimmt hatte sie seine Rufnummer auf dem Display erkannt -, und als er schließlich Amber auf ihrem Handy erreicht hatte, hatte sie ihm erklärt, dass ihre Mutter sich einen Film im Fernsehen ansah und auf keinen Fall gestört werden wollte. Er fragte seine Tochter, ob sie schon gegessen hatte, und sie erklärte ihm, dass sie keinen Hunger hätte. John beschloss, zwei Hamburger mit nach Hause zu bringen für den Fall, dass er Amber doch überreden
konnte, einen Happen mit zu essen, obwohl er im Grunde seines Herzens wusste, dass es für die Katz war. Deswegen hatte er wahrscheinlich in den letzten paar Jahren so zugenommen. Je weniger seine Tochter aß, desto mehr fühlte er sich gedrängt, Nahrung in sich hineinzustopfen, als würde er für zwei essen. Je mehr die Wangen seiner Tochter einfielen, desto voller wurden seine, je flacher ihr Bauch wurde, desto runder wurde seiner. Wenn sie nicht bald wieder anfing zu essen, würde es ihn noch zerreißen. »Ich nehme ein Bud Light«, erklärte er Cal. »Und machen Sie mir zwei Hamburger zum Mitnehmen fertig. Ober besser Cheeseburger mit Bacon«, korrigierte er.
    »Nehmen Sie Platz.« Cal wies auf eine eben frei gewordene Nische links neben der Bar. »Ein Bud Light für den Sheriff«, wies er eine rothaarige Kellnerin an, die gerade vorbeitrippelte. »Ich geb Chester Ihre Bestellung durch.«
    John schob Lianas Foto wieder in seine Hemdtasche und sah Cal nach, der, die Daumen in die Taschen seiner Jeans gehakt, in die Küche stolzierte. Etwas an dem routinierten Schwung seiner Hüften – als wüsste er, dass er beobachtet wurde -, ging John gegen den Strich. Cal und seine Frau waren vor zwei Jahren nach Torrance gezogen, was gelinde gesagt ungewöhnlich war, zumal beide keine Verwandten und anfangs auch keinen Job hatten. Warum sollte ein junges Paar in ein Kaff wie Torrance ziehen, wenn es nicht vor irgendwas auf der Flucht war oder

Weitere Kostenlose Bücher