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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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sagte Greg.
    »Ich hab echt gedacht, dass wieder eine Tussi abgemurkst wird.«
    »Halt’s Maul, hab ich gesagt.«
    »Und ich sage, leck mich«, gab Joey zurück.
    »Und ich sage, das reicht«, ging Victor Drummond dazwischen. »Wir sind hier, um Lianas Andenken zu ehren, und nicht, um uns aufzuführen wie ein Haufen Arschlöcher.«
    »Was Arschlöcher angeht, bist du als Schwuchtel wohl der Experte, was?«, fragte Joey.
    Alle hielten die Luft an. Tim beobachtete, wie Victor seine Gitarre nahm und langsam aufstand. Einen Augenblick lang fragte Tim sich, ob Victor Joey das Instrument über den Kopf ziehen würde, aber Victor wandte sich ab und ging davon. »Die Party ist zu Ende«, sagte er über die Schulter.
    »Oh nein, ist sie nicht«, rief Joey ihm nach. »Kennst du den Spruch nicht, ’it ain’t over till the fat lady sings ? Ups«, fügte er hinzu. »Die fette Lady hat ja schon gesungen.«
    Die Umsitzenden lachten.
    »Dann können wir wohl alle nach Hause gehen«, redete Joey weiter. »Die fette Lady hat auf jeden Fall schon gesungen.«
    Tim erwartete beinahe, dass Greg ihm noch einmal über
den Mund fuhr und Delilah ermutigte weiterzusingen. Aber stattdessen lachte er mit den anderen und zuckte seine breiten Schultern, als wollte er sagen, tut mir leid, ich hab es versucht. Dann kehrte er zu seinem Football-Spiel zurück.
    Delilah blieb eine Weile mit gesenktem Kopf sitzen. Tim fragte sich, was sie dachte, als sie sich langsam erhob und wegging. »Die fette Dame hat gesungen«, rief ein Junge irgendwo rechts von Tim.
    »Spielverderber«, rief ein Mädchen Delilah nach. Und dann erhob sich auf der anderen Seite des sich auflösenden Kreises ein Gesang, der sich mit einer Vielzahl von Stimmen rasch im gesamten Park ausbreitete: Jeder Spaß braucht seine Bremse, und nur deshalb bist du hier. Spaßbremse. Spaßbremse .
    Die gnadenlosen Stimmen verfolgten Delilah aus dem Park bis auf die Straße. Tim sah, wie sie über die Straße rannte und um eine Ecke verschwand, und sie tat ihm trotz allem leid. Eigentlich hatte er für die Tochter der Frau, die seine Familie zerstört hatte, nur Verachtung übrig. Er schüttelte den Kopf, um sein unangebrachtes Mitgefühl zu vertreiben. Es war egal, dass Delilah eine Stimme hatte wie ein Engel. Entscheidend war, dass sie fett und unbeholfen und damit ein leichtes Opfer war. Und wenn man sich auch nur in ihre Nähe begab, wurde man ebenfalls zum Opfer. Nein, Tim konnte sich den Luxus von Mitleid nicht leisten.
    »Wow«, sagte ein Mädchen hinter ihm. »Wer hätte gedacht, dass sie so toll singen kann?«
    Tim fuhr herum und starrte unvermittelt in das Gesicht von Amber Weber. »Ja«, war alles, was er herausbrachte. Mädchen gegenüber war er schon immer schüchtern gewesen, und Amber Weber war nicht irgendein Mädchen, sondern die Tochter des Sheriffs. Sie war zwar ziemlich dünn, aber mindestens fünf Zentimeter größer als er und außerdem hübsch, und er hatte noch nie gewusst, was man mit echt hübschen, echt großen Mädchen redete, deren Vater Sheriff war, also sagte er noch einmal: »Ja.«

    »Irgendwie tut sie einem leid«, fuhr Amber fort, als könnte sie seine Gedanken lesen.
    »Ja.«
    »Echt schade, dass sie so fett ist. Sonst wäre sie eine wunderbare Kate. Tut mir leid«, entschuldigte Amber sich sofort. »Ich weiß, dass Megan bestimmt fantastisch sein wird in der Rolle. Ich freue mich total darauf, mit ihr zu spielen.«
    »Ja.« Tim fragte sich, ob sie mit ihm flirtete. Sie hatte noch nie mehr als zwei Worte zu ihm gesagt, obwohl sie in dieselbe Klasse gingen. »Hast du sie gesehen?«
    »Deine Schwester?«
    »Ja.«
    Amber blickte sich um. »Nein. Vorhin hab ich sie gesehen«, sagte sie und hielt inne, ohne den Gedanken zu beenden.
    Tim vollendete ihn in seinem Kopf. Mit Greg.
    »Warum warst du nicht bei dem Vorsingen für das Musical?«, fragte sie.
    Tim zuckte die Achseln.
    »Du hättest kommen sollen. Es macht Spaß. Du solltest mit Mr. Lipsman reden. Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Du könntest im Chor mitsingen oder so.«
    »Ich glaube nicht«, sagte Tim.
    »Musicals sind einfach nicht dein Ding?«
    Tim schüttelte den Kopf. Was wollte sie andeuten? Dass er Musicals lieben müsste, bloß weil sein Name auf irgendeiner bescheuerten Schwuchtel-Liste gelandet war?
    »Weißt du, wie spät es ist?«, fragte Amber.
    Funktionierte die Uhr an ihrem Handgelenk nicht, fragte Tim sich und sah auf seine.
    »Das ist ja cool«, sagte Amber, als sie das erleuchtete

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