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Nur Der Tod Kann Dich Retten

Titel: Nur Der Tod Kann Dich Retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Zifferblatt sah.
    »Es ist fast elf.«
    »Mist. Ich muss gehen. Mein Vater holt mich ab.« Sie zeigte zum anderen Ende des Parks. »Sollen wir dich mitnehmen?«
    Tim wäre liebend gern mitgefahren. Sein Bein hatte ihm
schon den ganzen Tag Probleme gemacht, und den halben Abend herumzustehen, hatte bestimmt auch nicht geholfen. Ganz zu schweigen davon, dass er gelangweilt, müde und sauer auf Megan war. Wo war sie überhaupt? »Ich kann nicht.« Er meinte, für einen Moment so etwas wie Enttäuschung in Ambers Augen aufflackern gesehen zu haben. War das möglich? »Ich könnte dich aber dorthin begleiten«, bot er an, der längste zusammenhängende Satz, der an diesem Abend über seine Lippen gekommen war.
    »Das wäre toll. Ich hab nämlich ein bisschen Schiss, weißt du.«
    »Ja.«
    Sie begannen durch den Park zu schlendern, wichen den Jugendlichen aus, die noch am Rand des aufgelösten Kreises herumlungerten, der jetzt kaum noch ein Halbkreis war, und achteten darauf, nicht von dem Football getroffen zu werden, der über ihren Kopf segelte. »Hey, Wichser«, rief Greg ihm nach. »Willst du gehen, ohne dich zu verabschieden?«
    »Hast du meine Schwester gesehen?«, fragte Tim.
    Greg gab keine Antwort.
    Einen Moment lang überlegte Tim, ob Greg ihn vielleicht nicht gehört hatte, aber das höhnische Grinsen, das seine Lippen umspielte, machte deutlich, dass eine Wiederholung der Frage nichts bringen würde. Er wollte ihm den Stinkefinger zeigen, besann sich jedoch eines Besseren. Ihre Mutter hatte auch schon genug Sorgen, ohne dass er mit gebrochenen Knochen nach Hause kam. Er fragte sich wieder, was sie gerade machte und ob sie schon auf dem Nachhauseweg war. Fort Lauderdale lag ungefähr eine Autostunde entfernt, sie und Rita müssten also schon auf dem Highway sein.
    » Er ist der Wichser«, flüsterte Amber und berührte seinen Ellenbogen.
    Tim spürte einen Blitzschlag, der seinen Körper von seinem Arm bis direkt zu seinem Penis durchzuckte, sodass er stehen bleiben musste, weil seine Beine ihren Dienst versagten.

    »Alles okay mit dir?«, fragte Amber und berührte ihn erneut.
    Wenn sie nicht damit aufhörte, würde er doppelseitig gelähmt sein, bevor sie die Straße erreichten. »Ja«, grunzte er.
    »Ist irgendwas mit deinem Bein?«
    »Eine kleine Prellung«, brachte er krächzend hervor.
    »Ja? Wie ist das denn passiert?«
    »Ich bin gestolpert«, log er, weil er ihr schlecht erzählen konnte, dass er am Abend zuvor ein paar Kung-Fu-Tricks ausprobiert hatte, die er im Fernsehen gesehen hatte, sich dabei die eigenen Füße verknotet hatte und krachend auf dem Boden gelandet war. Im Fernsehen hatte es so leicht ausgesehen. Und vielleicht wäre es irgendwann ganz nützlich, wenn er seine Mutter oder seine Schwester beschützen müsste vor... was? Und wem wollte er etwas vormachen? Er konnte ja kaum zwei Schritte machen, ohne über die eigenen Füße zu stolpern. Wie sollte er da irgendwen beschützen?
    »Du musst vorsichtiger sein«, sagte Amber.
    »Ja.«
    Diesmal behielt sie ihre Hände bei sich, und sie legten den Rest des Weges schweigend zurück. In der Hoffnung, Megan zu entdecken, ließ Tim seinen Blick schweifen. Der Streifenwagen von Ambers Vater parkte schon am Straßenrand, als sie ankamen, ihr Vater stand wartend daneben.
    »Hi, Dad«, sagte Amber und löste sich von Tims Seite. »Das ist Tim. Tim Crosbie.«
    Tim beobachtete, wie die Augen des Sheriffs schmal wurden, als er die Hand ausstreckte. »Der Sohn von Ian Crosbie?«
    »Ja, Sir.« Tim spürte, wie der große Mann seine Finger in dessen Pranke förmlich zermalmte, sodass seine Hand vorübergehend taub wurde.
    »Tims Mom ist Englischlehrerin«, sagte Amber. »Ich kriege sie nächstes Jahr.«
    Wenn wir dann noch in Florida sind, dachte Tim stumm.

    »Können wir dich nach Hause bringen, Tim?«, fragte der Sheriff.
    »Nein, Sir, trotzdem vielen Dank.«
    »Tim wartet auf seine Schwester«, erklärte Amber. Aber der Sheriff stieg schon wieder in seinen Wagen.
    »Was ist mit Delilah?«, hörte Tim ihn fragen.
    »Sie ist schon gegangen.« Ohne weitere Erklärung öffnete Amber die Beifahrertür und stieg neben ihrem Vater ein. Als sie losfuhren, drehte sie sich um und winkte.
    Tim stand auf dem Bürgersteig, sah dem Wagen nach, bis er mit dem Horizont verschwommen war, und rieb sich mit der von Ambers Vater zerquetschten Hand den Ellenbogen, den sie berührt hatte. Er fragte sich, was all das zu bedeuten hatte. Hatte ihr unvermutetes Interesse an

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