Nur der Tod lebt ewig (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
seine Hände verschmiert. Aber er war, verdammt noch mal, sicher, dass er niemanden mit einem Messer umgebracht hatte.
„Du bist wirklich ein ziemlicher Dummkopf, Junge. An deiner Stelle hätte ich die kleine Sophie längst in den Armen gehalten.“
„Deswegen sind Sie ein Pirat, und ich bin ein ehrbarer Bürger. Den Rest lassen Sie mal ruhig meine Sorge sein. Im Übrigen hasse ich es, Junge genannt zu werden. Mein Name ist Marc.“
„Oho, haben wir hier etwa ein kleines Sensibelchen?“, lachte Spenser.
„Nennen Sie es, wie Sie wollen. Lassen Sie mich jetzt einfach allein. Ich empfinde Ihre Anwesenheit im Augenblick mehr als störend.“
Noch einmal klang das dröhnende Gelächter des Geistes auf, dann fühlte sich Marc tatsächlich allein. Spenser war also wirklich verschwunden. Ein Klopfen an der Tür zeigte an, dass Sophie ihm etwas zu essen brachte. Er ging ins Bad und rief über die Schulter: „Stellen Sie bitte alles auf dem Tisch ab.“
„Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Marc? Das war bis jetzt ein ziemlich aufregender Tag. Ich würde Ihnen so gerne helfen.“
Kennedy blickte über die Schulter und sah die junge Frau irgendwie verloren dastehen. Unbeholfen machte er einen Schritt auf sie zu und blieb dann wieder stehen. Er kam schließlich mutig in den Raum und streckte die Hand aus. „Sie haben schon so viel für mich getan, Sophie. Das kann ich kaum wieder gutmachen.“
„Aber nicht doch, das war doch nichts“, murmelte sie.
Keiner von beiden hätte zu sagen gewusst, wie es geschah, doch plötzlich lagen sie sich in den Armen und küssten sich wie Ertrinkende. Marcs Herz schlug wie rasend. Er spürte den schlanken Körper in seinen Armen und wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen.
Sophie roch den herben männlichen Duft, spürte die kräftigen Muskeln und sehnte sich nach mehr. Doch Marc blieb vernünftig. Er ahnte, dass dieser Augenblick nicht der richtige war, um mehr als einen Kuss zuzulassen. Bedauernd löste er sich von ihren wunderbaren Lippen und zog sich etwas zurück.
„Entschuldigen Sie bitte, das war ungehörig von mir.“ Rasch ging er ins Bad, um nicht sehen zu müssen, dass sie ihn ärgerlich anschaute. Aber in ihrem Blick lag Sehnsucht, doch sie schwieg, ebenfalls aus Angst ihn zu verletzen.
„Wenn Sie noch einen Wunsch haben, melden Sie sich bitte“, sagte sie spröde und ging hinaus.
„Du bist wirklich ein gottverdammter Trottel, der Kapitän hat recht“, beschimpfte Marc sich selbst und drehte das kalte Wasser an der Dusche auf.
*
Der Wind heulte auch weiterhin um das Haus, peitschte die See auf und ließ die losen Dachpfannen auf Spensers Lodge unruhig klappern. Einer der Fensterläden hing nicht fest in seinem Scharnier und gab immer wieder ächzende Geräusche von sich, wenn der Sturm dagegen drückte. Im Kamin staubte die Asche hoch auf, und die glimmenden Torfstücke, die über Nacht die Glut halten sollten, ließen rote Funken durch die Dunkelheit tanzen. Niemand in Clydesdale schlief in dieser Nacht ruhig und fest. Es war nicht nur der Sturm, der die Gemüter der Menschen bewegte, auch der Tod von Angus O’Leary bot Stoff zum reden und nachdenken.
Marc Kennedy hatte am Nachmittag noch weitere Gespräche mit seinem Auftraggeber und verschiedenen anderen Leuten geführt, danach war er vor Erschöpfung tatsächlich eingeschlafen. Doch als die große Standuhr unten in der Schankstube 2:00 Uhr schlug, wachte er schlagartig auf. Sein Kopf schmerzte höllisch, und in seiner Brust machte sich Beklemmung breit. Die Erinnerung an den vergangenen Tag kehrte zurück, und er dachte niedergeschlagen daran, dass er unter Mordverdacht stand. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er Gewalt angewendet, und er schämte sich schrecklich dafür, dass er sich von der aufgeheizten Stimmung hatte hinreißen lassen, um O’Leary tatsächlich einen einzelnen Schlag zurückzugeben. Er hätte jetzt gern jemanden gehabt, mit dem er reden konnte, selbst Kapitän Spenser wäre ihm willkommen gewesen. Aber der Geist ließ sich nicht blicken. Vielleicht schlief er ja auch. Schliefen Geister überhaupt?
Der Mann schalt sich einen Dummkopf, überhaupt darüber nachzudenken. Er stand auf und starrte versonnen aus dem Fenster, gegen den der Regen prasselte. Dort drüben auf der Insel brannten irgendwo ein paar Lichter. Das kleine Eiland, das so unverhofft zum Streitpunkt geworden war, wirkte still und friedlich. Nur der Leuchtturm war aktiv und schickte seine
Weitere Kostenlose Bücher