Nur der Tod lebt ewig (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
eingestanden hatte, ging es ihm, von seinem Kopf abgesehen, ausgesprochen gut. Außerdem war er um die offiziellen Feierlichkeiten herumgekommen. Er hasste Pressetermine - die aufdringlichen und meist nichtssagenden Fragen, das Blitzlichtgewitter, das gekünstelte Lächeln. Nun, das Blitzlichtgewitter war ihm dennoch nicht erspart geblieben, auch wenn sich gestern nur einige lokale Reporter die Mühe gemacht hatten, den augenscheinlich Mordverdächtigen zu fotografieren. Die jedenfalls hatten ihren Knüller, denn der Gewaltausbruch am vergangenen Tag, der mit dem bedauerlichen Tod von Angus O’Leary einen fatalen Höhepunkt gefunden hatte, war natürlich die Schlagzeile auf der Titelseite. Marc hoffte nur, dass sich heute nicht weitere aufdringliche Reporter hier einfinden würden, aber diese Hoffnung war natürlich vergebens.
Schon wenige Minuten nach seiner Ankunft tauchten gleich zwei Übertragungswagen auf, aus denen Leute heraussprangen, die sich mit Kamera und Mikrophon auf die Bauarbeiter und natürlich auch Marc stürzen wollten. Der bat jedoch die Polizisten um Unterstützung, und die drängten die aufdringlichen Leute trotz aller Proteste zurück.
Mit aufheulenden Motoren begannen nun die Erdarbeiten. Marc zog sich in den großen Bauwagen zurück, in dem auch die Besprechungen vorgenommen wurden. Der Vorarbeiter kam dazu, und die beiden Männer versuchten in einer vernünftigen klaren Sprache die Arbeit zu koordinieren. Das Handy klingelte, und Marc führte ein eher unerfreuliches Gespräch mit dem Bauherrn, Lord Preston. Es lief letztendlich darauf hinaus, dass er sich beeilen sollte, um seine Unschuld beweisen, sonst verlor er diesen Auftrag, was für seine weitere Karriere nicht gerade von Vorteil sein würde. Eigentlich war das eine Frechheit, schließlich musste die Polizei den Schuldigen finden, nicht er seine Unschuld beweisen. Und er wollte sich nicht auf diese Art unter Druck setzen lassen, er wusste immerhin, dass er unschuldig war. Genau das machte er auch deutlich, erntete am anderen Ende aber nur Verärgerung.
Ein paar Stunden vergingen, in denen der junge Architekt seine anderen Sorgen fast vergaß, während er mit der Arbeit beschäftigt war. Irgendwann, schon spät am Nachmittag, kam ihm seine prekäre Situation wieder zu Bewusstsein, als Chief-Inspector Clarke einfach die Tür aufstieß und in den Raum hinein gepoltert kam.
„Kennedy, wie oft sind Sie eigentlich schon hier in Clydesdale gewesen?“, fragte er ohne Gruß.
Marc antwortete ohne nachzudenken. „Einmal, Sir.“
„Ja, das habe ich mir gedacht. Und wie oft haben sie O’Leary vorher gesehen oder getroffen?“
„Gar nicht.“ Auch diese Antwort kam spontan.
„Haben Sie das Opfer geschlagen?“
„Ja, Sir, einmal.“ Marc schluckte, hielt aber tapfer den Blick auf den Polizisten gerichtet.
„Haben Sie Angus O’Leary getötet, egal ob vorsätzlich oder durch einen unglücklichen Zufall?“
„Nein, Sir, ganz bestimmt nicht.“
Niemand hatte je den Inspector belogen, wenn er seine speziellen Methoden einsetzte. Außerdem hatte er im Laufe vieler Jahre Polizeiarbeit einen besonderen Instinkt entwickelt, er wusste eigentlich immer genau, wann jemand die Wahrheit sagte, oder wann gelogen wurde. Und auch jetzt schüttelte er ratlos den Kopf. Marc Kennedy sprach die Wahrheit, soweit er das sagen konnte.
„Dann erzählen Sie mir ganz einfach noch einmal, was genau geschehen ist.“
Marc versuchte sich genau zu erinnern, doch es kam nichts Neues dabei heraus. Unzufrieden verabschiedete sich der Polizist, drehte sich an der Tür aber noch einmal um.
„Ach ja, bevor ich es vergesse. Sie scheinen hier in Clydesdale einen echten Feind zu haben.“
„Was? Wieso? Ich habe hier noch nie jemandem etwas getan, ja, ich kenne eigentlich niemanden außer Miss Cochrane, in deren Haus ich ein Zimmer bewohne. Wie kommen Sie denn überhaupt darauf?“
Clarke zuckte die Schultern. „Ein einziger Zeuge aus dem Ort hat eindeutig ausgesagt, dass Sie den tödlichen Messerstich geführt haben. Er hat sogar das Messer genau beschrieben, mit dem das Opfer erstochen wurde.“
„Aber - das ist doch vollkommen unmöglich“, stammelte Marc. „Ich - ich habe nie...“
„Stimmt“, bestätigte der Inspector mit einem bitteren Auflachen. „Das Messer, das der Zeuge beschrieben hat, war in keinem Fall die Mordwaffe, wie unser Gerichtsmediziner festgestellt hat. Die echte Mordwaffe lag allerdings hier irgendwo in der Gegend herum, und
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