Nur der Tod lebt ewig (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
Warnzeichen durch die Nacht. Marc hatte plötzlich das Bedürfnis nach einem heißen Tee. Ob Sophie wohl etwas dagegen hätte, wenn er sich unten in der Küche Wasser heiß machte? Egal, er brauchte wirklich einen Tee. Möglichst leise schlich er die Treppe hinunter und hoffte, dass niemand durch das verräterische Knarren geweckt wurde.
Aber auch Sophie schlief nicht. Sie hatte, um sich abzulenken, die längst fällige Abrechnung für das Finanzamt angefangen. Doch ihre Gedanken schweiften immer wieder ab, und sie ertappte sich dabei, wie sie ins Leere starrte und an Marc Kennedy dachte. Es war nicht seine Schuld, dass ausgerechnet er als Bauleiter für diese unerwünschte Aufgabe engagiert worden war. Er selbst war sympathisch, höflich und liebenswert, kurzum, ein Mann, von dem sie geträumt hatte. Und ganz bestimmt war er kein Mörder, egal, was der Chief-Inspector jetzt noch behauptete.
Der Kuss hatte eine Welle von Empfindungen in ihr ausgelöst, und sie war ganz sicher nicht böse über diese plötzliche Vertraulichkeit. Ganz im Gegenteil.
Ihr Blick kehrte zurück in die Wirklichkeit. Kapitän Spenser hockte auf dem Fensterbrett und blickte sie grinsend an.
„Da hat wohl der Blitz eingeschlagen“, stellte er süffisant fest.
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht“, erklärte sie ruhig und beugte sich über das Formular.
„Tu nur nicht so unbeteiligt. Dieser Junge hat dir den Kopf verdreht, und ich glaube, ich finde das ausgesprochen gut.“
„Dieser Junge, wie Sie ihn nennen, steckt in ernsthaften Schwierigkeiten. Ausgerechnet er soll Angus erstochen haben. Aber das kann und will ich nicht glauben. Er war es sicher nicht.“
„Natürlich war er es nicht.“
Ihr Kopf ruckte hoch, Hoffnung lag in ihrem Blick. „Und wer hat es dann getan?“
„Das weiß ich nicht. Ich bin nur ein Geist, nicht allwissend. Aber ich bin sicher, dass der Junge unschuldig ist.“
„Dann sagen Sie das dem Inspector“, forderte Sophie kühn.
Der Pirat lachte auf. „Nicht einmal du kannst so naiv sein anzunehmen, dass jemand mir glaubt. Die Existenz von Geistern wird in eurer so genannten aufgeklärten Zeit geleugnet. Als ob es nicht mehr als genug von uns geben würde.“
„Ach, wirklich? Sind hier noch mehr anwesend, die ich nicht sehen kann? Oder wo finde ich sonst noch ein paar Gespenster? Wenn sie sich als anständige Poltergeister erweisen, könnte ich sie engagieren und so wenigstens ein bisschen Geld damit verdienen.“
Er grollte und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ich habe dir gesagt, dass du ausreichend Geld bekommen kannst. Im Übrigen ist das Thema Geister nichts, worüber ein Mensch wie du scherzen sollte.“
„Oh, ich bitte um Verzeihung, wenn ich Ihre Gefühle verletzt haben sollte. Im Übrigen habe ich Ihnen erklärt, warum ich Ihr Geld nicht annehmen kann. Es klebt Blut daran.“
„Zeige mir heutzutage ein Wirtschaftsunternehmen, das auf ganz legale Weise arbeitet. Das Finanzsystem lädt doch förmlich dazu ein, die bestehenden Gesetze zu umgehen, wenn nicht gar zu brechen. Nur solche ehrlichen Dummköpfe wie du haben moralische Bedenken.“
„Aber das ist doch etwas völlig anderes“, beteuerte sie.
„Wirklich?“, kam es höhnisch. „Sobald jemand durch einen unglücklichen Zufall den Schatz findet, wird er sich als rechtmäßigen Besitzer betrachten und mit Sicherheit keine Hemmungen haben, ihn auch nach Herzenslust auszugeben. Was also hindert dich daran, mein Vermögen anzunehmen, das seit ein paar hundert Jahren niemanden sonst mehr gehört? Du hast moralische Skrupel, die durch nichts zu begründen sind.“
„Das sagt ausgerechnet jemand, der selbst überhaupt keine Moral besitzt“, spottete Sophie.
Er seufzte theatralisch auf. „Dieses ganze Gerede nutzt überhaupt nichts. Du bist ein störrischer, dummer Kindskopf. Übrigens nicht nur wegen dieser finanziellen Angelegenheit. Du solltest den Jungen nicht mehr von der Angel lassen, er ist genau der Richtige für dich.“
„Jetzt reicht es aber.“ Sophie sprang auf und funkelte den Piraten zornig an. „Sie haben überhaupt kein Recht, sich in mein Privatleben einzumischen. Ich entscheide immer noch selbst, ob und wen ich...“
Spenser begann lauthals zu lachen. „Na also, es besteht ja doch noch Hoffnung. Es hat dich also doch erwischt. Nun, dann solltest du jetzt vielleicht in die Küche gehen, da könntest du deine Zeit besser verbringen als hier.“ Er verschwand wieder einmal im Nichts.
Sophie lief eine
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