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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld
Autoren: Carla Cassidy
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schallendes Gelächter ausbrach.
    Dann blätterten sie weiter in den Kochbüchern. Molly deutete auf ein anderes Bild. »Ich mag gerne Hackbraten.«
    Haley überflog das Rezept. »Das hört sich einfach an. Okay, dann gibt es Hackbraten. Jetzt müssen wir noch das Gemüse aussuchen.«
    »Mommy hat immer Mais dazu gemacht.«
    »Gut, dann kochen wir Mais.« Haley klappte das Buch zu. »Und jetzt ab in die Badewanne und danach ins Bett.«
    Eine halbe Stunde später saß Haley auf Mollys Bettkante. »In einer Woche fangen die Sommerferien an. Freust du dich?« Molly nickte. »Was möchtest du denn in den Ferien gerne unternehmen?«
    Molly gähnte. »Schwimmen gehen und mit Adrianna spielen. Und vielleicht können wir manchmal ein Picknick im Baumhaus machen.«
    »Ja, das können wir«, sagte Haley.
    Mollys Augenlider wurden schwer. »Am liebsten will ich ganz viel mit dir zusammen machen.«
    Haley beugte sich hinunter und küsste sie auf die Stirn. Tränen der Rührung traten ihr in die Augen. »Und ich will ganz viel mit dir machen«, sagte sie leise, obwohl sie sah, dass Molly schon eingeschlafen war.
    Sie verließ das Kinderzimmer und ging durchs Haus, um die Jalousien herunterzulassen, die Vorhänge zuzuziehen und nachzusehen, ob alle Türen und Fenster verriegelt waren. Sie schaltete die Alarmanlage ein und kehrte dann noch einmal in die Küche zurück, wo sie ein Paket Hackfleisch aus dem Gefrierschrank nahm und es in den Kühlschrank legte. Wenn sie das Dinner verpatzte, dann jedenfalls nicht, weil das Fleisch nicht rechtzeitig aufgetaut war.
    Für Haley war es noch zu früh, um ins Bett zu gehen. Sie zog sich einen Schlafanzug an und machte es sich auf dem Sofa bequem, um noch eine Weile fernzusehen.
    Aber die Sitcom konnte ihre Aufmerksamkeit nicht fesseln. Die letzten Tage waren so aufregend gewesen, dass ihre Gedanken rasten. Im Geiste durchlebte sie noch einmal die Ereignisse, die sie schließlich näher mit Molly und mit Grey zusammengebracht hatten.
    So unglaublich es klang, aber Monicas furchtbarer Tod hatte auch etwas Gutes bewirkt. Wenn Haley auf ihr Leben in Las Vegas zurückblickte, erkannte sie, wie es wirklich gewesen war: leer.
    Sie hatte indirekt das Leben ihrer Kunden gelebt, an ihren Erfolgen und Misserfolgen teilgehabt. Hatte mit ihnen das Glas auf ein totes Familienmitglied, eine Beförderung, die Geburt eines Kindes erhoben. Hatte ihnen zugehört, wenn sie glücklich waren, und sie bedauert, wenn sie unglücklich waren, ohne je wirklich emotional beteiligt gewesen zu sein.
    Natürlich hatte sie auf die Art kein wirkliches Leid erlebt, aber eben auch kein echtes Glück.
    Haleys Blick fiel auf das blaue Glasherz, und sie runzelte nachdenklich die Stirn.
Warum hast du das gekauft, Monica? Was hat es für eine Bedeutung? Hat es etwas mit Molly zu tun? Oder hast du es aus einem anderen Grund gekauft … für jemand anderen?
    Sie seufzte frustriert. Ihre Schwester hatte vom ersten Tag an, seit Haley in Pleasant Hill war, mit ihr gesprochen, aber jetzt blieb sie ihr eine Antwort schuldig.
    Das Telefon klingelte. Eilig hob sie ab und lächelte, als sie Greys Stimme hörte. »Wie geht’s dir?«
    »Gut. Molly und ich haben die meiste Zeit damit zugebracht, Kochbücher zu wälzen. Für manche Rezepte bräuchte man einen Abschluss in Ingenieurwesen.«
    Greys tiefes Lachen tönte durch die Leitung. »Egal, was du kochst, es wird mir schmecken. Und wenn du deine Meinung noch ändern solltest, gehen wir drei einfach auswärts essen.«
    »Auf keinen Fall. Schließlich habe ich Molly versprochen, kochen zu lernen. Ich habe jetzt einen Plan, ein Rezept und den Willen zum Erfolg.«
    »Wann habe ich dir das letzte Mal gesagt, dass ich dich liebe?«
    Haley drückte den Hörer fester ans Ohr. »Heute Nachmittag, und das ist schon viel zu lange her.«
    »Ich liebe dich, Haley.«
    Sie ließ sich von seinen Worten wärmen wie von einem Sonnenstrahl an einem kühlen Tag. »Ich sitze gerade auf dem Sofa und denke über das Leben und die Liebe nach.«
    »Recht anspruchsvolle Themen für einen Mittwochabend.«
    »Vielleicht. Aber ich habe verstanden, dass Schmerz genauso zum Leben gehört wie Freude, dass es ein Leben ohne das eine oder das andere nicht gibt.« Sie ließ sich tiefer in die Sofakissen sinken und genoss die Intimität der gedämpften Beleuchtung und der Stimme des Mannes, den sie liebte. »Ich glaube nicht, dass mein Alptraum noch einmal wiederkommt. Dass ich noch einmal aufwache und nach Luft schnappe
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