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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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zu ihren Füßen. Haley hatte das Gefühl, ihr Herz würde in einem Schraubstock zusammengepresst, als sie ihre Nichte sah.
    Molly schien völlig losgelöst von ihrer Umgebung, unendlich klein und unendlich einsam, und es schmerzte Haley, dass das kleine Mädchen weder die Hand nach ihr ausstreckte noch Blickkontakt mit ihr suchte.
    Aber warum sollte sie auch? Wieder einmal wünschte Haley, sie hätte sich in den letzten Jahren mehr darum bemüht, eine Beziehung zu ihrer Nichte aufzubauen, statt in einer Bar in Las Vegas mit Fremden Small Talk zu machen.
    »Hi, Süße.« Haley setzte sich neben Molly aufs Sofa. »Erinnerst du dich an Dr.Grey?« Molly blickte auf und deutete mit der Hand eine Begrüßung an.
    »Hi, Molly«, sagte er. »Ich sehe, du hast schon gepackt. Möchtest du nach Hause fahren?«
    Sie nickte und stand auf. Selma ging zu ihr und schob ihr sanft eine hellblonde Strähne aus dem Gesicht. »Es war schön, dich bei uns zu haben, Molly. Ich bin sicher, deine Tante wird sehr gut für dich sorgen.«
    Zum ersten Mal, seit Grey und sie hereingekommen waren, blickte Molly Haley an, und Haley sah Zweifel in den Augen des Kindes.
    »Wir werden schon klarkommen«, sagte Haley überzeugter, als sie es eigentlich war. »Vielen Dank, Selma, dass Sie sich so wundervoll um Molly gekümmert haben. Jetzt sollten wir aber langsam aufbrechen.«
    Molly ergriff ihren kleinen Koffer, und die drei verließen das Haus. Während Molly auf den Rücksitz kletterte und sich anschnallte und Grey sich auf den Beifahrersitz setzte, verstaute Haley das Köfferchen im Kofferraum, und als sie ihn zumachte, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Zum ersten Mal, nachdem die Polizei an ihrer Tür in Las Vegas aufgetaucht war, wurden ihr die Konsequenzen von Monicas Tod klar.
    Sie holte Molly nicht zu einem Besuch ab. Mindestens zehn Jahre würde das Mädchen jetzt auf sie angewiesen sein. Haley konnte nicht einfach abhauen, wenn ihr langweilig wurde oder sie keine Lust mehr hatte. Zum ersten Mal in ihrem Leben wollte sie etwas richtig machen.
    Sie war Grey dankbar, dass er während der ganzen Fahrt redete. Molly schwieg, wie nicht anders erwartet.
    Grey hatte eine wohlklingende Stimme, aber Haley spürte einen Anflug von Schwermut an ihm, was sie genauso anzog wie die leise, melodische Stimme.
    Hoffentlich behielt Dr.Tredwell recht, und Molly wollte wirklich nach Hause. Als Haley in die Einfahrt bog, machte sie sich darauf gefasst, dass Molly beim Anblick des Hauses laut schreiend davonlief.
    Aber als sie aus dem Auto ausstiegen, war das einzige Anzeichen für eine emotionale Reaktion die Tatsache, dass Molly Greys Hand nahm, während Haley das Köfferchen aus dem Kofferraum holte.
    Haley sah, wie Molly nach Greys Hand griff, und es tat ihr in der Seele weh. Ihre Nichte hielt sich lieber an einem Fremden fest, als bei ihr Schutz zu suchen.
    »Drück einfach meine Hand, wenn es dir nicht gutgeht, okay?«, sagte Grey zu dem kleinen Mädchen, während Haley die Haustür aufschloss.
    Molly nickte, und dann gingen alle drei gemeinsam hinein. Fast sofort ließ Molly Greys Hand los, lief durchs Wohnzimmer und in den Flur dahinter. Grey und Haley folgten ihr.
    Molly ging zuerst in ihr Zimmer. Sie lief umher und berührte hier und da einen Gegenstand, wie um sich zu vergewissern, dass alles noch so war, wie sie es zurückgelassen hatte.
    Dann verließ sie ihr Zimmer und ging den Flur hinunter zu Monicas Schlafzimmer. Haleys Magen krampfte sich zusammen, als das kleine Mädchen in der offenen Tür stand und hineinstarrte.
    Welche schrecklichen Erlebnisse stiegen wieder vor Molly auf? Haley wollte das Kind packen, um es vor den Bildern zu retten, die es gewiss bestürmten, während es in das Zimmer starrte, in dem seine Mutter gestorben war.
    Haley trat einen Schritt vor, doch Grey berührte sie am Arm, um sie zurückzuhalten. Molly schien eine Ewigkeit an der Türschwelle zu stehen. Als sie sich schließlich umdrehte, liefen ihr Tränen über die Wangen.
    »Oh, meine Süße.« Haley sank vor Molly auf die Knie und legte die Arme um sie. Eine ganze Weile verharrte Molly stocksteif in der Umarmung, doch dann entspannte sich ihr warmer kleiner Körper, und sie schlang die Arme um Haleys Hals.
    Haley hielt Molly ganz fest.
Ich schaffe das, Monica. Vielleicht habe ich in meinem ganzen Leben noch nichts auf die Reihe gekriegt, aber ich verspreche dir, das hier kriege ich irgendwie hin.
    Nach einer Weile löste Molly sich von Haley und wischte sich mit den

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