Nur der Tod sühnt deine Schuld
Mann war?«
»Haley?« Nebenan wurde die Außenbeleuchtung eingeschaltet, und Frank Marcelli trat vor die Tür. »Alles in Ordnung bei Ihnen?« Er legte die paar Meter zwischen den Häusern im Laufschritt zurück und stellte sich dem Polizeibeamten vor. »Was ist passiert?«
»An meinem Küchenfenster war ein Spanner«, sagte Haley. »Ich habe Geschirr abgetrocknet, und als ich zum Fenster rübergeschaut habe, waren da plötzlich Augen.«
»Leider konnte sie nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war«, sagte der Cop.
»Es gab schon mehrere Anzeigen wegen eines Spanners hier in der Nachbarschaft«, erklärte Frank.
»Ich nehme den Vorfall auf, aber viel mehr können wir nicht machen, wenn es keine konkreten Anhaltspunkte gibt. Kann ich heute Abend sonst noch etwas für Sie tun, Ms. Lambert?«, fragte der Polizeibeamte. Erstaunlich, wie bemüht er sich gab, seit Frank auf der Bildfläche erschienen war.
»Nein, ich denke nicht.« Was sollte sie auch sonst sagen? Dass sie sich wünschte, er würde für den Rest ihrer Tage mit gezogener Waffe vor ihrem Haus sitzen?
»Sind Sie okay?«, fragte Frank, als der Cop zu seinem Wagen ging.
»Ich bin nur ein bisschen durcheinander.« Sie schlang die Arme noch fester um ihren Körper.
»Unter den Umständen würde das wohl jedem so gehen«, meinte Frank.
Haley ließ die Arme sinken. »Stimmt das, was Sie eben gesagt haben? Sind hier wirklich schon öfter Spanner gemeldet worden?«
»Ja. Vor ein paar Wochen hat sogar Angela einen gesehen. Sie saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher, und dann schaute plötzlich jemand durchs Fenster.«
Haleys Angst und Anspannung lösten sich ein wenig. »Haben Sie eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«
Frank runzelte die Stirn, und sein Blick wanderte zum Haus der Browns. »Ich habe da so einen Verdacht.«
»Und dieser Verdacht richtet sich gegen einen Jugendlichen namens Dean?«
Frank lächelte. »Ich sehe schon, irgendjemand hat Ihnen wichtige Informationen über die Nachbarschaft zukommen lassen.«
»Angela hat den Sohn der Browns heute kurz erwähnt.«
»Dean hat auch eine Menge Freunde, die bei ihm zu Hause herumhängen. Es könnte gut sein, dass einer von ihnen ein bisschen pervers ist und es darauf anlegt, eine nackte Frau durch ein Fenster zu beobachten. Ich würde Ihnen empfehlen, abends die Jalousien herunterzulassen.«
Frank streckte beide Hände aus und ergriff Haleys Hand, eine Geste, die unangemessen hätte wirken können, wenn er nicht ihr Nachbar gewesen wäre. »Sind Sie sicher, dass Sie das schaffen? Die erste Nacht allein im Haus und so?«
»Es wird schon gehen. Wirklich.« Sie lächelte ihn an. »Ich finde es ungemein beruhigend zu wissen, dass nebenan ein Detective wohnt.«
Frank runzelte die Stirn und ließ Haleys Hand los. »Ihrer Schwester hat das verdammt wenig genützt.« Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Ich kann immer noch nicht glauben, was passiert ist.«
»Sie dürfen sich dafür nicht persönlich verantwortlich fühlen«, sagte Haley sanft. Dann fiel ihr etwas ein, und sie zog die Augenbrauen zusammen. »Ich hatte heute auch einen komischen Anruf.«
»Was denn für einen komischen Anruf?«
»Das Telefon hat geklingelt, und als ich drangegangen bin, hat mich der Anrufer ›Hure‹ genannt. Zumindest hörte es sich so an. Danach hat er direkt aufgelegt.« Wieder schweifte Haleys Blick über die Straße und die Nachbarhäuser. Anonyme Anrufe, Spanner und ein Mord: Diese ruhige Sackgasse verwandelte sich allmählich in die Kulisse eines Horrorfilms.
»Frank? Alles in Ordnung?« Angelas Stimme kam von jenseits des Gartens.
»Alles bestens, Angie«, rief Frank zurück. »Haben Sie unsere Telefonnummer?«
Haley nickte. »Angela hat sie mir gegeben.«
»Rufen Sie an, falls Sie irgendetwas brauchen.«
»Danke, das mache ich.« Haley blickte Frank hinterher, bis er in seinem Haus verschwand; dann ging sie hinein und schloss sorgfältig die Tür hinter sich ab.
Sie brauchte in der Küche nur noch wenige Minuten, dann löschte sie alle Lichter und ging ins Gästezimmer. Sorgfältig ließ sie die Jalousien herunter und schlüpfte in ein zu großes T-Shirt, das ein Ex-Freund in ihrer Wohnung liegen gelassen hatte. Gegen Ende der kurzen Beziehung hatte sie nicht mehr besonders viel für ihn übriggehabt, aber sein T-Shirt liebte sie immer noch.
Das Gästezimmer war der einzige Raum im Haus, der noch von Ann Lambert eingerichtet worden war. In einer Ecke stand ein alter Schaukelstuhl,
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