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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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Handrücken die Tränen weg. Dann ging sie zurück in ihr Zimmer, rollte sich auf dem Bett zusammen und schloss die Augen.
    Grey bedeutete Haley, Molly allein zu lassen. »Sie scheint es ganz gut verkraftet zu haben«, sagte er, als sie im Wohnzimmer waren. »Ihre Reaktion würde ich als normal bezeichnen. Ich glaube, sie schafft das. Trotzdem ist es gut, dass Sie heute Nachmittag einen Termin bei Dr.Tredwell haben.«
    »Ja, ein Glück, dass sie einigermaßen klarzukommen scheint. Wenn ich einen Kaffee machen würde, würden Sie eine Tasse mit mir trinken?« Haley fühlte sich nicht in der Lage, Grey gehen zu lassen. Noch nicht.
    Er lächelte. »Bei Kaffee sage ich nie nein.«
    Sie gingen in die Küche. Grey setzte sich an den runden Eichentisch, und Haley kümmerte sich um den Kaffee. »Wann wollen Sie Molly wieder zur Schule schicken?«, fragte er.
    »Ich wollte abwarten, wie sie die Rückkehr nach Hause verkraftet, bevor ich das entscheide. Dr.Tredwell meinte, sie vermisst die Schule und ihre Freunde. Ich spreche heute Nachmittag mit ihm, und vielleicht kann Molly dann am Montag schon wieder hingehen.«
    Grey nickte und schaute aus dem Fenster. »Schönes Baumhaus.«
    Haley folgte seinem Blick. »Mein Vater hat es uns Kindern gebaut, Monica und mir. Drei Tage, nachdem es fertig war, ist er im Schlaf an einem Herzinfarkt gestorben.«
    Für einen Moment war das Durchlaufen des Kaffeewassers das einzige Geräusch in der Küche. Haley starrte auf das Baumhaus. »Nach seinem Tod konnte ich nicht mehr hochgehen. Ich habe es ein paarmal versucht, aber sobald ich auf der untersten Sprosse der Leiter stand, fing mein Herz an zu rasen, mein Mund wurde trocken, und ich bekam keine Luft mehr.«
    »Eine Panikattacke?«
    Haley sah Grey an und nickte. »Ja. Zum Glück habe ich die nur selten. Auf jeden Fall scheint Molly die Freude an dem Baumhaus gefunden zu haben, die ich nie hatte.«
    Haley setzte sich zu Grey an den Tisch, während sie auf den Kaffee warteten. »Vielen Dank, dass Sie mich heute begleitet haben«, sagte sie. »Ich weiß, das gehört nicht zu Ihren Aufgaben, außerdem sind Sie ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Nicht mehr ganz so wie früher, als ich meine Praxis hatte. Die beiden Teilzeitjobs – Polizei und College – lassen mir genügend Freizeit.« Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Waren Sie jemals verheiratet, Haley?«
    Sie zuckte kurz zusammen, verblüfft über den Themenwechsel. »Nein, noch nicht mal beinahe.«
    »Und woran liegt das?«
    »Kommt drauf an, wen Sie fragen. Wenn Sie meine Schwester gefragt hätten, hätte sie Ihnen erklärt, dass ich ein Bindungsproblem habe und nie lange genug irgendwo bin, um jemandem wirklich nahezukommen.«
    »Und, hat sie recht?«
    Haley zog die Augenbrauen zusammen. »Versuchen Sie schon wieder, mich zu analysieren?«
    Er lachte. »Vielleicht.«
    Haley stand auf, um den Kaffee einzuschenken. »Und Sie? Sind Sie verheiratet?« Sie fühlte sich deutlich wohler, wenn sie über ihn sprachen. Er trug zwar keinen Ehering, aber das bedeutete nicht, dass er keine Frau hatte.
    »Ich bin geschieden.«
    »Haben Sie Kinder?« Sie stellte die Kaffeetassen auf den Tisch.
    »Vielen Dank. – Nein, keine Kinder.«
    Haley setzte sich wieder. »Wie kommt es, dass Sie Psychologie studiert haben?«
    »Mir war schon sehr früh klar, dass ich Psychologe werden wollte. Es fasziniert mich einfach, wie der menschliche Geist funktioniert.«
    »Ich wette, Sie sehen furchtbare Sachen in den Köpfen der Menschen.«
    »Manchmal schon.«
    »Trotzdem ist die Arbeit sicher auch sehr befriedigend.«
    Greys Augen verdüsterten sich, und Haley spürte wieder diese Schwermut. »Manchmal ja. Sie kann einem aber auch das Herz brechen«, sagte er.
    »Hatten Sie schon einmal einen ähnlichen Fall wie Molly?«
    Er trank einen Schluck Kaffee. »Nicht genau so, nein. Aber Sie werden sehen, bald geht das Leben wieder seinen normalen Gang.«
    »Ich habe noch nie so schreckliche Angst gehabt«, gestand Haley. »Außerdem, ein normales Leben würde ich wahrscheinlich nicht mal erkennen, wenn es sich rücklings anschleichen und mir in den Hintern treten würde.«
    Grey lachte, und zum ersten Mal fielen Haley die feinen Fältchen um seine Augen auf, die ihn noch interessanter und attraktiver machten. »Ich glaube, Sie unterschätzen sich, Haley.«
    »Ich glaube, Sie unterschätzen, wie groß meine Angst ist«, sagte sie in einem Anfall schonungsloser Offenheit. »Ein Kind großzuziehen ist der wichtigste

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