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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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Makkaronisalat. Aber das Beste ist, wir haben sieben verschiedene Desserts.«
    Molly hatte sich offenbar so sehr in sich zurückgezogen, dass die Aussicht auf Schokoladenkuchen, Brownies und Schoko-Sahne-Torte sie nicht reizen konnte. Sie saß einfach da und starrte aus dem Fenster in den Garten.
    »Deine Mutter hat das Baumhaus geliebt«, sagte Haley in der Annahme, dass es das war, was Mollys Aufmerksamkeit fesselte. »Du liebst es auch, oder?« Molly blickte Haley an und nickte. Ihre Augen waren voll Trauer. Haley wünschte, sie könnte etwas tun, um diesen Schmerz zu vertreiben, dabei litt sie selbst.
    Sei fröhlich, sagte sie sich. »Du musst etwas essen«, erklärte sie Molly, nahm ihren Teller und füllte ihr von allem, was sie in der Mikrowelle aufgewärmt hatte, eine kleine Portion auf. »Nach dem Essen fühlen wir uns bestimmt besser.«
    Haley stellte den Teller vor Molly hin. Molly starrte eine ganze Weile auf das Essen, dann schob sie den Teller weg. Als sie Haley anschaute, lag ein Anflug von Trotz in ihrem Blick, etwas, das Haley vorher nicht an ihr gesehen hatte.
    »Molly, meine Süße, ich weiß, dass du großen Kummer hast, aber es ist wirklich wichtig, dass du etwas isst.« Haley schob den Teller wieder zurück.
    Molly stand auf und holte einen Notizblock und einen Stift aus einer der Küchenschubladen. Dann setzte sie sich zurück an den Tisch und schrieb ein dickes NEIN auf das erste Blatt. Sie schob Haley den Block zu und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Molly, lass uns nicht streiten. Es ist Essenszeit, also essen wir.« Dies war die erste Aufgabe, für die Haley die Verantwortung übernommen hatte, und sie wollte es nicht vermasseln.
    Molly starrte sie lange an, dann sprang sie auf und rannte aus der Küche. Kurz darauf hörte Haley ihre Zimmertür zuknallen.
    »Super gelaufen«, sagte Haley zur leeren Küche, zog den Schokoladenkuchen zu sich heran und brach in Tränen aus.
    Alle Menschen, die Haley je geliebt hatte, waren tot. Sie hatte immer den Tod ihres Vaters für das Schlimmste in ihrem Leben gehalten.
    Charles Lambert war Haleys Vorbild gewesen. Während ihre Schwester und ihre Mutter Kekse backten oder bastelten, half Haley ihrem Vater bei seiner Holzarbeit in der Garage. Und während sie tischlerten, redete er mit ihr.
    »Es gibt zwei Sorten Menschen auf dieser Welt, mein Mädchen«, sagte er eines Tages, kurz vor seinem plötzlichen Tod. Sie waren in der Garage und bauten ein Vogelhaus. Haley hatte sich gerade wegen irgendeiner Kleinigkeit mit ihrer Mutter gestritten.
    »Es gibt die Felsen, und es gibt die Drachen«, sagte er. »Deine Mutter und deine Schwester sind Felsen. Sie fühlen sich am wohlsten mit festem Boden unter den Füßen. Felsen sind am glücklichsten, wenn sie ein Nest bauen können und ein geregeltes Leben führen. Du und ich, wir sind Drachen. Wir mögen den Wind, wir lieben die Überraschungen und das Abenteuer. Die Welt braucht beide, und Drachen brauchen Felsen, damit sie nicht zu hoch fliegen.«
    Dann hatte er sie schnell umarmt, nach Sägemehl und Farbe riechend. »Du weißt, dass deine Mommy dich liebt. Für Felsen ist es nur manchmal schwierig, Drachen zu verstehen.«
    Die Erinnerung war so lebendig, dass Haley in Tränen schwamm, als sie die Küche aufräumte. Der Tod ihrer Mutter hatte sie auch mitgenommen, aber auf andere Weise. Ann war eine ganze Weile krank gewesen, und nach ihrem Tod belastete Haley, dass sie und ihre Mutter einander nie wirklich verstanden hatten.
    Haley war zu jung für so viel Trauer. Der Tod nahm eine zu große Rolle in ihrem Leben ein. Sie wollte ihre Mutter wiederhaben, damit sie ihr sagte, was sie tun sollte. Und sie wollte, dass ihre Schwester lebte und sich um Molly kümmerte, die offensichtlich nichts mit ihrer Tante Haley zu tun haben wollte.
    Molly blieb den ganzen Abend in ihrem Zimmer. Haley ging öfters nach ihr sehen, streckte den Kopf aber nur durch den Türspalt. Molly sah fern, Sitcoms, einen Plüschlöwen im Arm, und ignorierte Haley konsequent.
    Haley ließ sie in Ruhe, weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Um halb neun betrat sie dann doch das Kinderzimmer und schaltete den kleinen Fernseher auf der Kommode aus. »Zeit zum Schlafengehen, Molly.« Haley hatte keine Ahnung, um welche Zeit Monica ihre Tochter ins Bett geschickt hatte, aber sie nahm an, dass jetzt ungefähr der richtige Zeitpunkt war.
    Wieder stand Trotz in Mollys Augen, und Haley fürchtete schon, sie würde einen neuerlichen

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