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Nur der Tod sühnt deine Schuld

Nur der Tod sühnt deine Schuld

Titel: Nur der Tod sühnt deine Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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und in dem Doppelbett hatte Haley schon als Kind geschlafen.
    Als sie ins Bett sank, stellte sie fest, dass die Matratze sich wunderbar vertraut anfühlte. Überraschenderweise triumphierte die Erschöpfung über die Anspannung. Bevor Haley sich fragen konnte, ob sie überhaupt würde schlafen können, war es schon Morgen.
    Die Sonne schien durch die Ritzen der Jalousien, als sie die Augen öffnete. Ein Blick auf die Uhr, und sie war hellwach. Es war schon nach zehn.
    Haley sprang aus dem Bett und ging sofort unter die Dusche. Bevor sie Molly nach Hause holte, hatte sie noch tausend Dinge zu erledigen. Als Erstes musste sie den Leihwagen zurückbringen. In Monicas Garage stand ein Auto, es gab also keinen Grund, ihn zu behalten.
    Haley aß schnell ein Stück Kuchen vom Vortag, dann verließ sie das Haus. Um halb eins würde Grey bei ihr vorbeikommen, um mit ihr zu den Roberts zu fahren.
    Sie wusste, dass er so etwas normalerweise nicht tat, und fragte sich, was ihn veranlasst haben mochte, ihr seine Unterstützung anzubieten. Dabei konnte es ihr eigentlich egal sein. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
    Um Viertel nach zwölf war Haley wieder zu Hause, hatte alle Besorgungen erledigt und eine Fast-Food-Mahlzeit zu sich genommen, die ihr aufgrund ihrer Nervenanspannung schwer im Magen lag.
    Während sie auf Grey wartete, prüfte sie im Bad ihr Spiegelbild. Sie bürstete sich das Haar, legte Lippenstift auf und dachte gleichzeitig, dass es verrückt war, sich für einen Mann schön zu machen, der wahrscheinlich nur deshalb freundlich zu ihr war, weil man ihre Schwester ermordet hatte.
    Zwischen Lachen und Weinen hin- und hergerissen, wandte sie sich missmutig von ihrem Spiegelbild ab. Zu ihrer Erleichterung klingelte es gleich darauf, wodurch ihre Selbstanklage ein abruptes Ende fand.
    Haley spürte ein Kribbeln im Bauch, noch bevor sie die Haustür öffnete. Dieser Mann hatte eine Wirkung auf sie, die nichts mit Psychologie oder Polizeiarbeit zu tun hatte.
    Haley liebte die Männer. Sie liebte, wie sie rochen und wie sie sich anfühlten. Aber wenn einer plötzlich wissen wollte, was in ihrem Kopf vorging, wenn er sie ansah, als gehörte sie ihm, dann ließ sie ihn fallen. Ironischerweise fühlte sie sich nun ausgerechnet zu einem Mann hingezogen, dessen Beruf es war, in die Köpfe der Menschen zu schauen. Vielleicht war diese verrückte Anziehung, die sie spürte, aber auch nur eine seltsame Stressreaktion.
    Sie öffnete die Tür und begrüßte ihn. »Grey. Kommen Sie herein.« Als er an ihr vorbeiging, nahm sie seinen Körperduft wahr, frisch und männlich, mit einem Hauch von erdigem Eau de Cologne. Das Kribbeln in Haleys Bauch verstärkte sich.
    »Wie geht es Ihnen heute, Haley?«, fragte er, als sie das Wohnzimmer betraten.
    »Gut, danke.«
    Er sah sie forschend an, und seine intelligenten blauen Augen schienen in ihr Innerstes zu dringen. »Ist nach der Beerdigung gestern alles gutgegangen?«
    Haley wich seinen Blicken aus. »So gut wie eben möglich.« Sie überlegte, ob sie ihm von dem Spanner erzählen sollte, entschied sich aber dagegen.
    Schließlich kannte sie den Mann kaum. Er hatte lediglich angeboten, ihr zur Seite zu stehen, wenn sie Molly nach Hause holte. Es war keine Rede davon gewesen, dass er an ihrem ganzen Leben teilhaben wollte.
    »Sind Sie bereit für diesen Schritt?«
    »Ich fürchte, nein«, gestand sie.
    Er lächelte. »Jede andere Antwort hätte mich ernsthaft an Ihrer Ehrlichkeit und Ihrem Realitätssinn zweifeln lassen.«
    »Na ja, die Realität war noch nie so mein Ding«, antwortete sie trocken. »Sollen wir?« Sie holte die Schlüssel aus der Handtasche und machte eine Geste Richtung Tür.
    »Wäre es Ihnen recht, wenn ich vorher kurz einen Blick in Mollys Zimmer werfe? Ich will nicht aufdringlich sein, würde mir aber gern ein Bild von ihr machen, für den Fall, dass es nicht so gut läuft.«
    Haley nickte und zeigte ihm den Weg zu Mollys Reich. Sie blieb in der Tür stehen und beobachtete, wie er aufmerksam umherging und jedes Plüschtier, jedes Buch und jedes Spielzeug lange und aufmerksam betrachtete.
    »Schönes Zimmer«, sagte er.
    »Monica hat Molly verwöhnt, aber auf eine gute Weise«, erwiderte Haley. Das beengte Gefühl in ihrer Brust, das zu einem ständigen Begleiter geworden war, stellte sich wieder ein. »Für meine Schwester war Molly der Mittelpunkt der Welt.«
    »Das sollte jedes Kind für seine Eltern sein«, sagte Grey. Er trat in den Flur und blieb

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