Nur der Tod sühnt deine Schuld
Willkommensfrühstück zu«, sagte Angela und trat ein. »Ich habe vorhin schon mal geklopft.« In ihrer Stimme lag ein leichter Tadel.
»Wir haben heute ein bisschen verschlafen«, erwiderte Haley. Sie widerstand dem Impuls, sich bei ihrer Nachbarin für ihre Schlafgewohnheiten zu entschuldigen.
»Ich habe einen Auflauf mit Bacon und Ei gemacht. Und Zimtmuffins.«
»Sie schickt der liebe Gott«, rief Haley aus und bat Angela herein. »Molly hat schon Müsli gegessen, aber ich wollte mir gerade etwas von der übrig gebliebenen Hühnchenkasserolle aufwärmen.« Haley schenkte Angela ein mattes Lächeln. »Ich bin keine so großartige Köchin.«
Angela stellte alles auf die Arbeitsplatte, dann ging sie zu Molly und hockte sich neben sie. »Hi, Süße«, sagte sie sanft. »Gestern hatten wir gar keine Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Wir haben dich vermisst. Adrianna und Mary fragen dauernd nach dir.«
Molly nickte und musterte Angela mit ernstem Blick. Angela erhob sich und sagte lächelnd zu Haley: »Der Auflauf müsste noch warm sein.«
»Dann sollten wir anfangen«, erwiderte Haley bemüht fröhlich, holte Teller aus dem Schrank und deckte den Tisch. Angela nahm die Folie von der Form und stellte sie und den Korb mit den Muffins auf den Tisch. Haley machte Kaffee, während Molly sich Ei und Bacon auftat und zu essen anfing. Das Müsli hatte ihr offenbar nicht gereicht.
Haley war froh, dass Angela da war und die Mahlzeit nicht schweigsam verlief. Angela hielt die ganze Zeit das Gespräch in Gang, erzählte von ihren beiden Töchtern und plauderte über die Nachbarn und das Wetter.
Als Molly ihren Teller leer gegessen hatte, stand sie vom Tisch auf und ging hinaus.
»Wie geht es ihr?«, fragte Angela mit sorgenvollem Blick.
»Ich weiß nicht. Schwer zu sagen.« Haley nahm sich einen zweiten Muffin. »Ich glaube, sie hasst mich.«
»Aber, Haley, wie kommen Sie denn darauf?«
Haley erzählte ihr von dem Essensdrama am Abend davor. Angela lächelte verständnisvoll. »Ich bin zwar keine Kinderpsychologin oder so was, aber ich würde sagen, Sie sollten sich auf ein paar weitere Machtkämpfe einstellen. Alle Kinder testen ihre Grenzen aus, und mir scheint, genau das hat Molly gestern Abend getan.«
»Wenn es ein Test war, bin ich bestimmt durchgefallen«, sagte Haley trocken.
Angela lachte. »Ich will Ihnen keine Angst einjagen, aber das dürfte nicht der letzte Test sein, bei dem Sie durchfallen. Außerdem glaube ich, dass dieser kleine Wutanfall durchaus gesund war. So etwas ist völlig normal bei Achtjährigen.«
»Wirklich?« Angelas Worte beruhigten Haley ein wenig.
Angela lachte wieder und tätschelte Haleys Hand. »Sie schaffen das, Haley. Da bin ich mir ganz sicher. Wollen Sie Molly eigentlich wieder zur Schule schicken, oder behalten Sie sie für den Rest des Schuljahrs zu Hause?«
»Dr.Tredwell meint, es wäre am besten, wenn sie sofort wieder hingeht.« Haley stand auf, um sich noch eine Tasse Kaffee zu holen. »Ich will heute ihre Lehrerin anrufen, ihr die Situation erklären und mit ihr besprechen, ob Molly am Montag in die Klasse zurückkann.«
Angela zog fragend eine ihrer dunklen Augenbrauen hoch. »Dr.Tredwell?«
»Dr.Jerry Tredwell, ein Kinderpsychologe, zu dem ich mit Molly gehe.« Haley wurde für einen Moment ganz heiß, als sie an den anderen Psychologen in ihrem Leben dachte.
»Wenn Sie mit Mollys Lehrerin reden wollen, wäre der heutige Elternabend die perfekte Gelegenheit. Es ist der letzte in diesem Schuljahr.«
»Ich weiß noch nicht mal, wie die Lehrerin heißt«, erwiderte Haley.
»Miss Jackson, Sondra Jackson. Eine niedliche kleine Blondine. Die Kinder lieben sie. Wenn Sie zu dem Elternabend gehen wollen, ich habe einen Babysitter für meine Mädchen. Molly könnte solange zu uns kommen. Sie kennt die Babysitterin. Belinda Carson. Monica hat sie auch manchmal bestellt.«
»Ich weiß nicht«, sagte Haley. Der Gedanke, Molly allein zu lassen, nachdem sie sie gerade erst nach Hause geholt hatte, behagte ihr nicht.
In dem Moment kam Molly in die Küche zurück.
»Molly, meine Süße, heute ist Elternabend in deiner Schule. Belinda kommt zu uns und passt auf Adrianna und Mary auf. Hast du Lust, ein bisschen mit den beiden zu spielen, damit deine Tante Haley Miss Jackson kennenlernen kann?«, fragte Angela.
Zum ersten Mal sah Haley einen Funken Leben in Mollys Augen. Das Kind nickte eifrig, dann schaute es Haley bittend an.
»Möchtest du eine Weile bei Belinda und
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