Nur der Tod sühnt deine Schuld
den Mädchen bleiben?«, fragte Haley. »Nur so lange, wie ich brauche, um mich mit deiner Lehrerin zu unterhalten?« Molly nickte wieder.
»Okay.« Haley wandte sich an Angela. »Um wie viel Uhr geht es los?«
»Um sieben«, antwortete Angela. »Wissen Sie, wo die Schule ist?«
»Die Pleasant Hill Elementary? Ecke Third und Magnolia. Da bin ich als Kind auch hingegangen.«
»Stimmt ja. Ich vergesse immer, dass Sie hier aufgewachsen sind.« Angela erhob sich. »Jetzt muss ich aber gehen. Ich habe noch wahnsinnig viel im Haus zu tun.«
Haley begleitete sie zur Tür. »Noch mal vielen Dank für das Frühstück. Wenn ich die Küche aufgeräumt habe, gehen wir als Erstes Lebensmittel einkaufen.«
»Schicken Sie Molly heute Abend einfach gegen Viertel vor sieben rüber. Kann sein, dass ich dann schon weg bin. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, bevor ich mich in der Schule mit Frank treffe.« Angela winkte kurz, dann war sie weg, und mit ihr schien alle Energie aus dem Haus zu verschwinden.
Molly saß am Tisch und sah zu, wie Haley das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine räumte und den Tisch abwischte. »Wie wär’s, wenn wir in den Supermarkt gehen und ein paar Sachen einkaufen, damit wir nicht mehr auf die Nachbarn oder schäbige Reste angewiesen sind.«
Haley glaubte, den Anflug eines Lächelns in Mollys Gesicht zu sehen. Sie beschloss, die Gelegenheit zu nutzen. »Molly, ich will ehrlich zu dir sein. Ich kann nicht besonders gut kochen, und ich weiß auch nicht, wie man sich richtig um jemanden kümmert. Aber ich verspreche dir, dass ich mich ganz doll anstrengen werde. Wahrscheinlich mache ich dann trotzdem noch manchmal was falsch, aber wenn du mir ein bisschen hilfst, können wir es schaffen.«
Haley hielt die Luft an, während Molly sie mit ernster Miene musterte. Gib mir eine Chance, Molly, dachte sie. Ich weiß, dass ich nicht deine Mutter bin, ich weiß, dass ich nicht der Mensch bin, von dem du versorgt werden möchtest, aber gib mir eine Chance.
Molly stieß einen zittrigen, kleinen Seufzer aus, dann deutete sie ein Nicken an. Haley hatte das Gefühl, auf Bewährung zu sein. »Na los, auf zum Supermarkt.«
Als sie kurz darauf ihre Autoschlüssel suchte, hörte Haley ein lautes Klopfen an der Haustür. Sie öffnete und sah sich einem schlaksigen Teenager gegenüber. Das fettige, schulterlange braune Haar hatte er sich hinter die überdimensional großen Ohren geschoben, und ein goldenes Brauenpiercing lenkte den Blick auf seine haselnussbraunen Augen.
»Also, ähm … ich bin Dean Brown von da drüben.« Er zeigte in Richtung seines Elternhauses, dann schob er die Hände in die Hosentaschen. Er vermied es, Haley direkt anzusehen. »Na ja, ich dachte, Sie brauchen vielleicht jemand zum Rasenmähen.«
»Müsstest du nicht in der Schule sein?« Haley beäugte den Jungen, von dem Angela ihr erzählt hatte, skeptisch.
»Ne, die nächsten zwei Wochen nicht.«
»Vom Unterricht ausgeschlossen? Für zwei Wochen? Dann würde ich sagen, sie haben dich entweder beim Rauchen auf dem Schulgelände erwischt, oder du hast dich geprügelt.«
Er sah sie überrascht an. »Beim Rauchen erwischt«, gestand er.
»Gras oder normale Zigaretten?«
»Normaler Tabak. Ich kiffe nicht, auch wenn mancher hier in der Nachbarschaft das glaubt.«
»Weißt du denn nicht, dass man vom Rauchen Lungenkrebs kriegen kann? Und was machst du sonst so in deiner Freizeit, Dean? Guckst du gerne bei anderen Leuten ins Fenster?«
Er bekam rote Ohren. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich brauche nur ’n bisschen Geld und dachte, ich könnte vielleicht für Sie den Rasen mähen.«
»Hast du für meine Schwester den Rasen gemäht?«, fragte Haley.
Er zögerte kurz und wich ihrem Blick aus. »Ne, die hatte einen von diesen superteuren Gärtnern. Ihre Schwester dachte immer, ich würde die Arbeit nicht gut genug machen.«
»Und was denkst du?«
Der Junge nahm die Hände aus den Hosentaschen und straffte die Schultern. »Ich mache das genauso gut wie jeder andere, und ich bin viel billiger. Fürs Mähen, Unkrautjäten und Kantenschneiden verlange ich nur zwanzig Dollar.«
Angela hatte gesagt, der Junge sei schwierig, aber Haley erinnerte er mit seiner leicht rebellischen Art an sie selbst in dem Alter. Sie warf einen Blick an Dean vorbei in den Vorgarten und stellte fest, dass sich tatsächlich dringend jemand um den Rasen kümmern musste. Und sie hatte keine Ahnung, wie Monicas Gärtner hieß.
»Weißt du was, ich gebe
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