Nur der Tod sühnt deine Schuld
Stimme hörte. »Es sah schlimmer aus, als es war«, sagte er. »Am schlimmsten war das Mehl. Ansonsten ist weniger passiert, als ich dachte.« Er schaute ihr in die Augen. »Wenn Sie fünf Minuten länger geschlafen hätten, sähe die Sache wahrscheinlich anders aus.«
»Erinnern Sie mich nicht daran. Und hören Sie bitte auf, den Herd zu schrubben. Ich bekomme ein ganz schlechtes Gewissen.«
Grey zuckte mit den Schultern und warf den Schwamm in die Spüle. In dem Moment begriff Haley, dass sie diesen Mann wollte. Und nicht nur seine Gesellschaft.
Sie hatten sich bisher noch nicht einmal geküsst, sich kaum mehr als zufällig berührt, und doch wollte sie ihn mit einer Intensität, die nichts mit seinem Lachen zu tun hatte oder mit der Tatsache, dass sie sich bei ihm sicher fühlte.
Sie wollte wissen, wie sich sein dichtes dunkles Haar anfühlte, sie wollte mit den Fingerspitzen seine Lippen nachzeichnen. Sie sehnte sich danach, herauszufinden, wie er küsste, wie gut ihre Körper zusammenpassten, wie geschickt er darin war, sie alles vergessen zu lassen, zumindest für eine kurze Zeit.
»Haley, woran denken Sie?«, fragte er leise.
»Ich möchte, dass Sie mit mir schlafen.«
Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, verlor Grey sichtlich die Fassung. Er wurde rot und stützte sich auf den Herd, als hätte er für einen Moment das Gleichgewicht verloren. Seine Kiefermuskeln spannten sich an. »Haley, glauben Sie mir, nichts würde ich lieber tun. Aber ich weiß nicht, ob Sie im Augenblick in der Lage sind, klar zu denken, und ich möchte auf keinen Fall, dass Sie morgen oder übermorgen das Gefühl haben, ich hätte die Situation ausgenutzt.«
Die Tatsache, dass er nicht sofort die Gelegenheit ergriff, erregte sie nur noch mehr. Sie ging zu ihm und blieb wenige Zentimeter vor ihm stehen.
Obwohl es in der Küche immer noch nach verbranntem Fett roch, nahm sie den unverwechselbaren männlichen Geruch wahr, der Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern ließ. »Ich würde Ihnen niemals vorwerfen, die Situation ausgenutzt zu haben«, sagte sie. »Und ich hoffe, dass Sie mir das nachher auch nicht vorwerfen.«
Sie legte die Hand an seine Wange, fühlte die Bartstoppeln an ihrer Haut. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass ihre Schwester auch dies nur wieder für eine falsche Entscheidung in einer langen Kette von falschen Entscheidungen halten würde. Aber es fühlte sich nicht falsch an. Im Gegenteil, es fühlte sich einfach nur richtig an.
»Ms. Lambert, versuchen Sie etwa, mich zu verführen?« Trotz seines scherzhaften Tons sah sie Verlangen in seinem Blick.
»Wenn du noch fragen musst, scheine ich etwas falsch zu machen«, erwiderte sie.
»Oh, glaub mir, du machst nichts falsch.«
Seine Augen blitzten auf, bevor er den Kopf neigte und sein Mund sich ihrem näherte. Zuerst nur zögernd, strichen seine Lippen ganz sanft über ihre.
Haley schloss die Augen. Der einfache, unkomplizierte Kuss hatte eine magische Wirkung auf ihre strapazierten Nerven und vertrieb das Gefühl der Kälte, mit dem sie die letzten zwei Wochen gelebt hatte.
Aber der Kuss blieb nicht unkompliziert. Mit einem kehligen Stöhnen vertiefte Grey ihn, berührte mit seiner Zunge zuerst Haleys Unterlippe, dann ihre Zunge.
Haley war wie elektrisiert. Ihre Zungen spielten miteinander, und Grey schloss sie in die Arme, zog sie näher, immer näher an seinen starken, muskulösen Körper.
Seine Hände glitten über ihren Rücken, wärmten sie durch das T-Shirt hindurch. Sie konnte nicht umhin, zu spüren, wie stark und männlich sich seine Brust an ihrer anfühlte.
In Greys Kuss lag eine Leidenschaft, die Haley den Atem nahm. Es war dieselbe Atemlosigkeit, die sie verspürte, wenn er sie mit diesem durchdringenden Blick ansah – als könne er jedes Geheimnis, jeden Gedanken in ihrem Kopf lesen.
Schließlich löste Grey sich von ihr und blickte sie mit nachtblauen Augen an. »Haley, es ist fast zwei Jahre her, dass ich das letzte Mal mit einer Frau geschlafen habe.« Seine Wangen wurden noch eine Spur röter, und er lachte leise. »Wenn du erwartest, dass wir uns bis zum Morgengrauen lieben, muss ich dich enttäuschen. Das wird mit mir nicht möglich sein. Wenn ich dich jetzt weiter küsse, könnte es vorbei sein, bevor es richtig angefangen hat.«
Haley lächelte, und sie spürte, wie sich die Nervenanspannung langsam zu lösen begann. »Ich habe vor einem Jahr zuletzt mit jemandem geschlafen«, sagte sie. »Grey, ich will dich ganz nah bei
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