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Nur die Küsse zählen

Nur die Küsse zählen

Titel: Nur die Küsse zählen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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für diese Fernsehsendung ausgewählt werden“, warnte ihre Mutter sie, „dann bring mich ja nicht in Verlegenheit, indem du etwas Dummes sagst oder tust. Zeige dich von deiner besten Seite.“
    „Ich werde mich bemühen.“
    „Bemühen!“ Ihre Mutter, eine kleine Frau mit durchdringenden Augen, warf die Hände in die Luft. „Immer bemühst du dich, nie tust du etwas. Du versuchst es und scheiterst unweigerlich.“
    Nicht gerade die aufmunternde Rede, die ich jetzt brauche, dachte Aurelia und ging seufzend durch die Küche ins kleine Wohnzimmer. Es war nicht ihre Idee gewesen, sich für die Realityshow zu bewerben, die in der Stadt gedreht wurde. Ihre Mutter hatte sie so lange bedrängt, bis sie schließlich eingeknickt war. Jetzt konnte Aurelia nur hoffen, dass sie nicht zu den Auserwählten gehörte.
    Sie hatte sogar versucht, ihre Arbeit vorzuschieben, um nicht teilnehmen zu müssen. Doch als sie ihrem Chef gegenüber die Show erwähnt hatte, war das erste Mal so etwas wie Interesse an ihr spürbar gewesen. Er hatte ihr angeboten, sich tagsüber freinehmen zu können und die liegen gebliebene Arbeit dafür am Abend zu erledigen.
    „Ich muss jetzt nach Hause“, sagte sie. „Wir sehen uns ja in ein paar Tagen.“
    „Nach Hause in die eigene Wohnung“, kommentierte ihre Mutter mürrisch. „Das ist so egoistisch. Du solltest wieder hier einziehen! Denk nur an all das Geld, das du sparen würdest. Aber nein! Es geht ja nur um dein Vergnügen, während ich hier gar nichts habe.“
    Kurz dachte Aurelia daran, demonstrativ den Scheck hochzuhalten, den sie auf das Tischchen neben der Tür gelegt hatte. Den Scheck, der Miete und Nebenkosten für diesen Monat abdeckte.
    Ihre Mutter arbeitete noch und verdiente genauso viel wie früher auch. Was also machte sie bloß mit dem Geld? Vermutlich gab sie es für Dinge aus wie das neue Auto in der Garage und die schönen Kleider, die sie bevorzugt kaufte.
    Aurelia schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Zweck, das Thema anzuschneiden. Sobald sie ihrer Mutter das Geld gegeben hatte, ging es sie nichts mehr an, wofür es ausgegeben wurde. Ein Geschenk sollte an keine Bedingungen geknüpft werden.
    Allerdings fühlten sich die Schecks nie wie ein Geschenk an. Es kam ihr mehr wie das Abzahlen einer Schuld vor.
    Hastig schnappte sie sich ihre Handtasche, verabschiedete sich von ihrer Mutter und trat auf die kleine Veranda hinaus. Ihre Wohnung war nur wenige Straßen entfernt, sodass sie zu Fuß gehen konnte.
    „Ich komme bald wieder vorbei“, rief sie zum Abschied über die Schulter.
    „Du solltest hier wieder einziehen“, brüllte ihre Mutter ihr hinterher.
    Aurelia ging einfach weiter. Es gelang ihr zwar nicht, sichgegen ihre Mutter aufzulehnen, aber sie war fest entschlossen, nie wieder mit ihr zusammenzuwohnen. Ihr war egal, ob sie dafür fünf Jobs annehmen oder ihr Blut verkaufen müsste. Zurückzuziehen würde das Ende von allem bedeuten, was auch nur annähernd einem eigenen Leben ähnelte.
    Als sie die baumgesäumte Straße entlangging, fragte Aurelia sich, wo ihr Fehler genau lag. Wann hatte sie beschlossen, dass es in Ordnung war, sich von ihrer Mutter so schlecht behandeln zu lassen? Und wie sollte sie jemals lernen, zu sich selbst zu stehen, ohne dass sich ihr jedes Mal die Schuldgefühle eines ganzen Lebens in den Weg stellten?
    Finn war noch nie an einem Drehort gewesen, deshalb konnte er nicht sagen, was dort passierte. Soweit er es aber jetzt mitbekam, was das Licht das Wichtigste für einen Fernsehdreh.
    Bisher hatte das Team beinah eine Stunde damit verbracht, die Scheinwerfer und die großen Reflektoren an der Bühne am Stadtrand einzurichten. Für die in Kürze erwarteten Besucher waren Stuhlreihen aufgestellt worden, und es hatte mindestens drei Soundchecks für die Mikrofone und die Musik vom Band gegeben. Doch es schien die Beleuchtung zu sein, die alle in Hektik versetzte.
    Finn sah zu, dass er nicht im Weg stand, und beobachtete alles aus einer ruhigen Ecke. Nichts von alledem interessierte ihn wirklich. Er wäre wesentlich lieber in South Salmon, um die ersten Versorgungsflüge an den nördlichen Polarkreis vorzubereiten. Unglücklicherweise stand sein normales Leben jedoch derzeit nicht zur Auswahl. Zumindest nicht, solange er seine Brüder nicht mitnehmen konnte.
    Ein paar Menschen gingen in Richtung Bühne. Er meinte, den großen Mann zu erkennen, der einen Anzug und eine millimeterdicke Schicht Make-up trug. Der Moderator, dachte Finn und

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