Nur die Küsse zählen
Stephen, als sie nahe genug herangekommen waren.
„Wir können das hier klären oder in deinem Zimmer.“ Finn funkelte Aurelia wütend an. „Oder wir können zu dir gehen, und du kannst mir dort von deinem kleinen Plan erzählen.“
Aurelia riss die Augen auf. Weitere Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. „Es ist nicht, was du denkst.“
„Sehe ich so aus, als würde ich das glauben?“
„Schluss“, sagte Stephen und ging zu seinem Motelzimmer voran. Er schloss auf und öffnete die Tür.
Aurelia ging als Erste hinein. Finn folgte ihr.
Der Raum war klein. Zwei Doppelbetten, eine lange Kommode mit einem alten Fernseher darauf, ein Sessel in der Ecke und eine Tür, die zu dem kleinen Badezimmer führte. Die Bude war alles andere als beeindruckend, aber Geoff hatte nicht das Gefühl, seine Teilnehmer verwöhnen zu müssen.
„Ich weiß, dass du aufgebracht bist“, eröffnete Stephen.
„Meinst du?“
Sein Bruder ignorierte den Einwurf. „Doch egal, wie wütend du bist, du behandelst Aurelia mit Respekt. Wenn nicht, ist das Gespräch hier auf der Stelle beendet.“
In Stephens Stimme lag ruhige Entschlossenheit. Und seineHaltung drückte Stärke aus. Finn war bemüht, sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen. Keiner seiner Brüder hatte je versucht, es mit ihm aufzunehmen. Sie hatten es vorgezogen, sich heimlich davonzustehlen, anstatt ihn direkt zu konfrontieren. Vielleicht wurde Stephen tatsächlich langsam erwachsen.
„Okay.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Sag mir, warum ich nicht vom Schlimmsten ausgehen soll.“
Aurelia und Stephen schauten einander an. Finn war sich bewusst, dass sie schweigend miteinander kommunizierten, jedoch konnte er dem nicht folgen.
„Wir haben das nie geplant“, erklärte Aurelia leise.
„Du hast dich für die Show gemeldet“, erinnerte Finn sie. „Es ist eine Show, in der man jemanden kennenlernen soll. Offensichtlich wolltest du also jemanden kennenlernen. Ich stimme allerdings in einem zu: Vermutlich hattest du keine Kontrolle darüber, mit wem man dich verkuppelt.“
Er spürte, wie ihm der letzte Rest Selbstbeherrschung zu entgleiten drohte. Die Wut kehrte zurück – und mit ihr der Wunsch, um sich zu schlagen. „Sieh ihn dir an“, befahl er. „Er ist einundzwanzig. Er ist immer noch ein Kind. Dass er weggelaufen ist, um an dieser Sendung teilzunehmen, ist der Beweis dafür. Wenn du glaubst, dass du hier irgendwas gewinnen kannst, dass es hier Reichtümer zu holen gibt, dann vergiss es.“
Stephen trat zwischen sie und legte Finn eine Hand auf die Brust. „Hör auf“, grollte er. „Wage es nicht, sie zu bedrängen oder zu bedrohen! Lass nicht zu, dass das hier ein böses Ende nimmt.“
Einerseits wusste Finn die neue Reife seines Bruders zu schätzen. Andererseits zeigte er sie zum denkbar falschesten Zeitpunkt.
„Stopp“, sagte Aurelia. Sie trat zwischen die Brüder und drängte die beiden auseinander, bis sie auf Armeslänge voneinander entfernt standen. „Ihr seid eine Familie. Vergesst das nicht!“ Sie schaute Stephen an. „Bitte, lass mich das regeln. Finn meint es nicht böse. Er macht sich nur Sorgen um dich, und das ist schön.“
„Und ich mache mir Sorgen um dich“, erwiderte Stephen. „Ich will nicht, dass er dich traurig macht.“
Aurelia schüttelte den Kopf. „Das liegt nicht an ihm. Das hängt mit dem zusammen, was um uns herum passiert.“ Sie wandte sich an Finn und ließ die Arme sinken. „Du hast recht. Ich habe bei der Show mitgemacht, weil ich nach etwas gesucht habe. Vieles davon hat mit meiner Mutter zu tun, was ich jetzt aber nicht weiter ausführen werde.“ Sie brachte ein kleines Lächeln zustande.
Ihr ganzes Gesicht verändert sich, wenn sie lächelt, dachte Finn. Wirkte sie eben noch unscheinbar, war sie jetzt hübsch. Ihre Augen funkelten intelligent. Mit einem Mal erkannte er, wieso Stephen sie so anziehend fand. Aber das machte die Beziehung nicht besser.
„Ich hätte das besser durchdenken sollen“, gab Aurelia zu. „Es war mir so peinlich, als sie mich mit Stephen zusammengebracht haben. Er ist jung und attraktiv und gesellig. Also alles, was ich nicht bin. Doch ich hatte Angst, einfach so aus der Show auszusteigen. Das wäre wie eine weitere Zurückweisung gewesen. Außerdem wollte ich die zwanzigtausend Dollar. Ich möchte mir ein Haus kaufen.“
Sie faltete die Hände vor dem Bauch. „Ich weiß, dass du das nicht verstehen kannst. Du bist immer erfolgreich gewesen.
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