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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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nicht ihre Aufgabe war, sich über ihn Gedanken zu machen, begann sie, durch den Raum zu gehen und sich innerlich Notizen zu machen. Sofort schossen ihr die verschiedensten Ideen durch den Kopf, wie sie dieses Zimmer für die Therapie nutzen konnte.
    Und es kam ihr so normal vor, so richtig, als hätte der medizinische Teil ihresGehirns einfach eine Zeit lang Winterschlaf gehalten und nur auf den richtigen Augenblick gewartet, um aufzuwachen und im Sonnenlicht neue Energie zu tanken.
    Sie hätte wissen müssen, dass sie die vielen Jahre der Ausbildung und Erfahrung nicht einfach aus ihrem Gedächtnis verbannen konnte. Das alles war ein Teil von ihr. Bis zu Cassies Tod war sie gerne Therapeutin gewesen und hatte es geliebt, Kindern nach einem Unfall oder einer Krankheit zu helfen, ihre Fähigkeiten so weit es ging zurückzugewinnen.
    Aber als ihre Adoptivtochter gestorben war, hatte sich ihr ganzes Leben geändert. Alles, was sie zuvor mit Zufriedenheit erfüllt hatte, war mit einem Mal nichts anderes mehr als eine schmerzliche Erinnerung an ihr eigenes Versagen. Nach der Beerdigung hatte sie zwar noch weitergearbeitet, aber schnell entdeckt, dass die unbedingt notwendige Leidenschaft für ihren Beruf sich in nichts aufgelöst hatte. Nach wenigen Wochen hatte sie zugegeben, dass sie so nicht mehr weitermachen konnte. Ihre Patienten verdienten jemanden, der mehr tat, als einfach nur seine Pflicht zu erfüllen. Wenn sie es selbst nicht schaffte, über den Schmerz hinauszugehen – und das war ihr einfach nicht mehr möglich –, dann war es Zeit, damit aufzuhören.
    Doch wie sich nun herausstellte, war es ihr doch nicht so leichtgefallen, ihrem einmal so geliebten Beruf den Rücken zu kehren.
    „Bitte sagen Sie mir ganz ehrlich, was Sie denken.“ Brodie legte den Katalog zurück zu den anderen.
    „Das ist immer mein kleinstes Problem.“ Sie lächelte matt. „Wenn überhaupt, dann bin ich manchmal etwas zu direkt.“
    „Direkt ist genau das, was ich im Moment brauche. Die meisten Ärzte geben immer nur Plattitüden von sich. Dass das Gehirn noch immer das größte Mysterium in der Medizin ist und wir abwarten müssen, blablabla. Der Unfall ist jetzt über drei Monate her, und ich brauche etwas Konkreteres als das. Ich weiß, dass Sie Taryn in Denver besucht haben, und ganz bestimmt haben Sie schon Patienten mit ähnlichen Kopfverletzungen gesehen. Lassen Sie uns realistisch sein: Wie stehen ihre Chancen, vollkommen gesund zu werden?“
    Oh, die allzeit gefürchtete Frage. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie fluchte innerlich, dass sie sich doch wieder in diese Lage gebracht hatte. Schön, vielleicht war sie aus einer Art Winterschlaf aufgewacht, doch in diesem Moment wollte sie nichts anderes, als sich wieder in ihrer warmen, sicheren Höhle zusammenzurollen und weiterzuschlafen.
    „Ich habe Taryn aber noch nicht als Therapeutin betrachtet, Brodie. Und selbst wenn, könnte ich diese Frage einfach nicht beantworten. Zunächst einmal ist vollkommen gesund sehr subjektiv. Wird sie jemals so sein, als ob der Unfall nicht stattgefunden hätte? Wahrscheinlich nicht. Das ist die bittere Wahrheit. Menschen mit derart schweren Kopfverletzungen haben damit oft bis an ihr Lebensende zu kämpfen. Heißt das, dass sie nie wieder ein gutes, erfolgreiches Leben führen wird? Ich bin sicher, dass die Ärzte in der Reha-Klinik Ihnen darüber einen viel umfassenderen Ausblick gegeben haben, als ich es jemals könnte.“
    „Sie haben überhaupt nichts gesagt. Eben nur, dass jeder Fall anders verläuft und was für ein Wunder es ist, dass sie den Unfall überhaupt überlebt hat.“
    „Bis vor sechs Wochen lag sie noch im Koma. Überlegen Sie doch mal, wie weit sie schon gekommen ist!“
    „Ist sie das? Manchmal scheint es mir nicht so.“
    „Dann sagen Sie das mal zu Maura!“ Sie hatte versucht, sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen, aber das hatte offenbar nicht funktioniert. Denn bei Erwähnung von Maura, deren Tochter Layla bei demselben Unfall ums Leben gekommen war,begann ein Muskel in seiner Wange zu zucken.
    „Taryn lebt. Ich weiß. Sie hat überlebt und dafür bin ich zutiefst dankbar. Aber ich frage mich, was für ein Leben das für sie ist.“
    Obwohl sein Gesichtsausdruck hart war, konnte sie den Schmerz in seiner Stimme hören. Ihr Ärger löste sich in Luft auf. Was immer sie auch von ihm hielt, Brodie war ein hingebungsvoller Vater, der sich Sorgen um die Zukunft seiner Tochter machte und von dem langsamen

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