Nur die Liebe heilt
nicht weiter darüber nachdenken, sondern sie einfach nach Hause fahren lassen.
„Gute Nacht, Evie. Danke für alles.“ Er hielt ihr die Autotür auf.
„Gern geschehen. Wir sehen uns morgen früh.“
Sie drückte sich an ihm vorbei. Und kurz bevor sie auf den Fahrersitz glitt, zögerte sie einen Moment, die Augen riesig in der Dunkelheit. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, doch stattdessen streckte sie sich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Gute Nacht, Brodie“, murmelte sie.
Einen Moment lang stand er regungslos da, doch dann umfasste er sie gerade noch rechtzeitig, bevor sie einsteigen konnte. Er wusste, dass dieser Augenblick lebenswichtig war, fast fühlte er sich wie vor einem Sprung, wenn die Ski sich vom Schnee lösten und er nur noch von den Aufwinden getragen wurde. Diesen Moment hatte er immer geliebt, das Flattern im Magen. Danach war er süchtig gewesen.
Doch nichts in seinem Leben – nicht der erste Gewinn einer Meisterschaft, nicht das Eröffnen seines ersten Restaurants – ließ sich mit diesem perfekten Moment vergleichen, als er den Kopf senkte und Evaline Blanchard küsste.
6. KAPITEL
Ihre Lippen waren seidenweich, und sie schmeckten kühl und süß wie die Abendluft. Zuerst erstarrte Evie, er spürte, wie all ihre Muskeln sich anspannten. Wahrscheinlich war sie genauso überrascht wie er selbst.
Verzweifelt suchte er nach einer Erklärung, hätte gern eine geistreiche Bemerkung über Sommernächte und wunderschöne Frauen und unwiderstehliche Verlockungen gemacht. Und gerade, als er sich zwang, den Kuss zu beenden, fühlte er ihre Hand an seiner Hüfte. Sie beugte sich ihm vorsichtig entgegen wie ein Kind, das erst den Zeh ins Wasser streckt, bevor es hineinspringt.
Ihre sanfte, vorsichtige Hingabe erregte ihn mehr, als wenn sie sich die Kleider vom Leib gerissen und ihn auf den Rücksitz ihres Wagens geworfen hätte. Er sehnte sich danach, seinen Körper an ihren zu pressen, aber er zwang sich, ganz zärtlich zu bleiben. Sanft wie ein Lufthauch.
Es war einfach perfekt. Draußen mit ihr an diesem Sommerabend, ihre Lippen auf seinen, während eine kühle Brise sie umspielte und die Eule leise schrie.
Sie duftete frisch und würzig nach Blumen, und am liebsten hätte er sein Gesicht an ihrem Hals vergraben.
Das hier war Evie. Die nervige, rechthaberische, streitlustige Evie. Wie konnte er sich derart von einer Frau angezogen fühlen – ihrer mit atemberaubender Lust gemischten Zärtlichkeit – wenn er nicht mal sicher war, dass er sie überhaupt mochte?
Als er Reifen auf dem Asphalt hörte, lichtete sich der Nebel in seinem Kopf. Beweg dich. Jetzt. Langsam drang dieser Befehl in sein Bewusstsein, und es gelang ihm gerade noch, einen Schritt zurückzutreten, bevor der silberne BMW-Geländewagen seiner Mutter in die Auffahrt bog.
Evie schien Schwierigkeiten mit dem Atmen zu haben – was er bestens verstehen konnte. Auch er hatte das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen, um sein Hirn wieder mit Sauerstoff zu versorgen. Also stand er nur da und starrte sie mit einer Mischung aus Bestürzung und Unbehagen an – und dem Wunsch, sie einfach wieder an sich zu ziehen und zu küssen.
Katherine parkte neben Evies Wagen, und er konnte sehen, wie Evie überlegte, ob sie einfach wegfahren oder erst noch mit seiner Mutter sprechen sollte. Sie blieb, wo sie war, wobei er vermutete, dass sie einfach nur die Zeit brauchte, um nach diesem unglaublichen Kuss wieder zu Atem zu kommen.
„Tut mir leid, dass ich so spät dran bin“, sagte seine Mutter fröhlich lächelnd. „Hätte nicht gedacht, dass ich beim Friseur so lange brauche. Chet war gar nicht glücklich darüber, wie lange ich meinen grauen Haaransatz ignoriert habe. Und danach musste ich ein paar Sachen einkaufen. Aber zumindest sehe ich dich noch kurz, bevor du nach Hause fährst.“
Sie drückte eine Wange an Evies, dann trat sie zurück. Brodie konnte deutlich den Moment erkennen, in dem seine Mutter die Spannung zwischen ihnen bemerkte – ein winziges Runzeln der Augenbrauen, dann warf sie ihm einen schnellen, durchbohrenden Blick zu.
„Entschuldigung. Habe ich euch bei irgendwas gestört?“
Er sah Evie an, die leicht rot geworden war. „Aber gar nicht“, sagte sie schnell. „Ich wollte gerade fahren. Und wir haben noch kurz über den heutigen Tag gesprochen.“
Ganz sicher fiel seine Mutter nicht darauf herein, vor allem, da Evie sich weigerte, ihn anzusehen.
„Ach tatsächlich?“, entgegnete sie
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