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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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habe zwei Jahre mit ihr gehabt. Das war ein wundervolles Geschenk.“
    Er sah sie an, sie war so zart und hübsch und doch so stark. „Das ist also der Grund, warum Sie Ihren Beruf aufgegeben haben. Warum Sie mir mit Taryn nicht helfen wollten.“
    Sie sagte nichts, zuckte nur mit den Schultern.
    „Gut zu wissen. Dann lag es also nicht nur an Ihrer Abneigung mir gegenüber.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Nun, das hat auf jeden Fall auch eine Rolle gespielt.“ Sie wurde wieder ernst. „Um ehrlich zu sein, Brodie, hatte das Ganze weder etwas mit Ihnen noch mit Taryn zu tun. Cassies Tod hat mir … nun, das Herz gebrochen. Ich konnte diese Arbeit nicht mehr ausüben. Es war einfach zu schmerzhaft für mich. Ich habe mit einem Patienten gearbeitet und bin plötzlich grundlos in Tränen ausgebrochen. Manchmal habe ich mich im Büro verschanzt, nur weil ich nicht die Kraft hatte, den Therapieraum zu betreten. Wenn ich mein eigenes Kind nicht retten konnte, wie sollte ich dann einem anderen helfen können? Und warum sollte ich es überhaupt erst versuchen?“
    Sein Herz zog sich zusammen. Wie hatte sie diesen Schmerz nur überstanden?
    „Da ich meinen Patienten nicht mehr das geben konnte, was sie brauchten, war es an der Zeit aufzuhören. Aber was sollte ich mit dem Rest meines Lebens anfangen? Ihre Mutter kam gerade zur richtigen Zeit und hat mich nach Hope’s Crossing eingeladen.“
    „Und hier sind Sie geblieben.“
    Die Lichter der Stadt spiegelten sich in den blauen Tiefen ihrer Augen. „Ich bin geblieben. Ich kann es nicht erklären, aber Hope’s Crossing hat all die wütenden, schreienden Stimmen in mir zum Verstummen gebracht. Im Schmuckladen zu arbeiten gibt mir einen gewissen Frieden, genauso wie das Wandern in den Bergen und das Herstellen meines eigenen Schmucks.“
    „Das meinte meine Mutter also, als sie sagte, sie wisse genau, wie hoch der Preis für Sie sei.“
    „Ich hätte ablehnen können.“
    „Aber das haben Sie nicht.“ Wieder erschütterte es ihn, wie wunderschön sie war, diese Fülle von seidig blondem Haar, ihre zarten Gesichtszüge. „Und wir haben Sie aus diesem Frieden herausgerissen und Sie gezwungen, in Ihrem alten Beruf zu arbeiten. Ich wünschte, ich hätte das gewusst.“
    „Hätten Sie dann nicht versucht, mich zu überreden?“
    Sie betrachtete ihn mit ehrlicher Neugier, ohne jeglichen Vorwurf, und er wusste nicht, was er entgegnen sollte. Er wollte gern überzeugt sein, dass er Verständnis für ihren Schmerz gehabt hätte. Aber seine Tochter hatte überlebt, allen Widrigkeiten zum Trotz, und er war wild entschlossen, alles dafür zu tun, dass sie ein möglichst normales Leben führen konnte.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete er schließlich. „Aber es tut mir wirklich leid, wie sehr wir Ihnen zugesetzt haben.“
    Es schien sie zu überraschen, dass er sich entschuldigen konnte, und jetzt fragte er sich wirklich, was sie eigentlich von ihm dachte.
    „Es ist schon in Ordnung. Ich versuche einfach, die Schweiz zu sein. Neutral und auf Distanz.“
    „Und, funktioniert es?“
    „Nein“, murmelte sie reumütig. Über ihre Schulter konnte er Woodrose Mountain sehen, groß und mächtig in der aufkommenden Dunkelheit. „Ich kann nicht gerade behaupten, dass Taryn eine einfache Patientin ist, aber sie ist wirklich zäh. Gut, sie beschwert sich über so ziemlich alles, aber irgendwann macht sie es. Und ab und zu schimmert jene Taryn durch, die sie in Wahrheit ist. Und dann ist sie unwiderstehlich. Aber ich schätze, das wissen Sie.“
    Brodie war mehr als schockiert, feststellen zu müssen, dass Taryn nicht länger die einzige unwiderstehliche Frau in seinem Leben war. Unsichtbare Fäden zogen ihn zu Evie hin. Je mehr er dagegen ankämpfte, desto fester schlangen sie sich um ihn.
    „Danke, dass Sie uns nicht gleich in die Wüste geschickt haben.“ Seine Stimme klang dunkel, ein wenig heiser, und er konnte nur hoffen, dass ihr das nicht auffiel.
    „Nun, das kann immer noch passieren.“
    Da musste er lachen. Sie blinzelte leicht, und ihr Blick wanderte zu seinem Mund. Die Fäden zogen sich noch ein wenig fester zu.
    Er wollte sie küssen. Dieses Bedürfnis war fast wie ein körperlicher Schmerz. Er wollte sie an sich pressen und seinen Mund auf diese herrlichen Lippen drücken, sie berühren und schmecken.
    Aber das wäre nicht besonders klug gewesen. Es lag einfach nur an diesem kühlen, herrlichen Sommerabend, der brachte ihn auf dumme Ideen. Besser

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