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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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Erde und sonnengewärmten Steinen. Die Sterne schienen in den Bergen von Colorado so viel näher zu sein als in Kalifornien.
    Sie hatte Muskelkater und streckte die Arme weit nach oben und hinten – eine Yogahaltung des Sonnengrußes –, hielt die Pose einige Zeit und spürte, wie heilende Energie sie durchströmte.
    Manchmal empfand sie es als genauso beruhigend und heilend, Schmuck zu gestalten. Aber im Moment glaubte sie, nicht mehr die Kraft zu haben, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Sie wollte einfach nur in die Badewanne und das spannende Buch lesen, das heute Abend im Buchclub besprochen wurde.
    „Entschuldigung.“
    Sie erschrak so sehr, dass sie die Pose nicht länger halten konnte und beinahe nach hinten umgekippt wäre. Im blassen Straßenlicht entdeckte sie Charlie Beaumont, der direkt vor dem Gartentor stand.
    „Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich bin nur zufällig, ähm, vorbeigeradelt und habe Sie gesehen.“
    Tat dieser Junge von morgens bis abends eigentlich nichts anderes, als mit seinem Mountainbike durch die Gegend zu fahren? Er war immerhin siebzehn, also natürlich alt genug, um allein unterwegs zu sein. Aber die Frage lag nahe, ob er es bei sich zu Hause vielleicht nicht aushielt.
    Sie sollte ihn einfach wegschicken. Sowieso hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie Brodie nichts von ihm erzählt und dann auch noch Taryn unterbrochen hatte, als sie das Zusammentreffen gerade ausplaudern wollte.
    Es war einfach nicht der richtige Moment gewesen, jetzt, wo sie und Brodie eine Art Waffenstillstand geschlossen zu haben schienen.
    „Macht nichts“, sagte sie und ging auf Charlie zu, der mittlerweile an das Gartentor gelehnt stand. Er hätte natürlich auch einfach den Riegel aufschieben und in den Garten kommen können, aber es schien, als brauche er diese Barriere, damit niemand ihm zu nahe kam.
    „Danke für deine Hilfe heute“, begann sie. „Ich glaube, Taryn hat wirklich Spaß gehabt. Sie hat das Armband den ganzen Nachmittag herumgezeigt.“
    „Ja. Also. Das ist es, was ich, ähm, Sie eigentlich fragen wollte. Ich meine, ob ich, ähm, ob Sie, also … kann ich irgendwas tun, um Ihnen mit Taryn zu helfen? Ich würde sie gern wieder besuchen, wenn das okay ist und alles. Ich könnte mit ihr ein bisschen spazieren gehen oder … ihr bei den Hausaufgaben helfen oder so. Oder wir könnten noch ein Armband machen. Das war nicht schlecht.“
    Evie kniff die Augen zusammen. „Kommt darauf an. Woher kommt dieses Angebot so plötzlich?“
    „Ich will nur helfen. Das ist alles.“
    „Und es hat nichts mit deinem anstehenden Prozess zu tun?“
    Charlie wandte den Blick ab. „Ich habe meinem Dad heute erzählt, dass ich im Schmuckladen war, und er meinte, es wäre gut, wenn ich Taryn weiterhin helfen würde. Um damit dem Richter zu zeigen, dass ich, also … ehrlich bereue und so.“
    „Und tust du das?“
    Er antwortete lange nicht, sondern starrte nur auf die schwarzen, schroffen Umrisse der Berge unter den glitzernden Sternen. Als er Evie wieder ansah, waren seine Augen genauso dunkel wie die Berge. „Wollten Sie schon mal ein ganz neues Leben anfangen?“
    „Ja“, sagte sie leise. „Ich glaube, das geht irgendwann jedem so. Allerdings habe ich nach dreißig Jahren auf dieser Erde gelernt, dass man nicht wieder von vorn anfangen kann. Aber man kann die Richtung wechseln. Das ist nicht immer einfach, aber zumindest möglich.“
    „Ich möchte einfach Taryn wiedersehen. Wäre das in Ordnung?“
    Evie wusste nicht genau, was sie darauf antworten sollte. Auf der einen Seite hatte Taryn sich heute Morgen zu ihrer Überraschung sehr gefreut, Charlie zu sehen. In den sieben Tagen, die sie jetzt mit Taryn arbeitete, hatte sie das Mädchen nie so fröhlich gesehen – nicht einmal, wenn sie ihre idiotischen MTV-Sendungen schaute.
    Auf der anderen Seite war da Brodie.
    Er würde durchdrehen, wenn er wüsste, dass sie auch nur über Charlies Vorschlag nachdachte. Er hasste den Jungen. Und wer konnte ihm das verübeln? Charlie hatte getrunken und dann am Steuer gesessen. Nur dadurch waren so viele Leben für immer zerstört worden.
    Sie konnte Brodie verstehen. Wenn jemand ihrem Kind solche Verletzungen zugefügt hätte, dann hätte sie den Schuldigen mit bloßen Händen in der Luft zerrissen.
    Einen Moment überlegte sie noch, dann seufzte sie. Letztlich vertraute Brodie darauf, dass sie die richtigen Entscheidungen für die Pflege seine Tochter traf. Er hatte ihr das

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