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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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gesund werden, und es war sowieso einfacher, im Rollstuhl zu sitzen, weil dann niemand von ihr erwartete, normal zu sein.
    Wenn Evie erst einmal wusste, dass sie es konnte, würde sie sie immer und immer wieder zwingen zu gehen, und sie hasste es. Sie musste um ihr Gleichgewicht kämpfen wie ein großes, dummes Baby und sah dann wie eine Idiotin aus. „Ich kann nicht.“
    „Ich weiß, dass du es kannst. Es sind nur ein paar Schritte. Wenn du in der Lage bist, ein Armband zu machen, dann kannst du auch fünf kleine Schritte gehen.“
    „Das ist … langweilig.“ Eine Lüge, aber die Wahrheit wollte sie nicht sagen.
    Evie stieß einen unwilligen Laut aus. „ Du findest das langweilig? Dann stell dir mal vor, wie es ist, die ganze Zeit an dir rummeckern zu müssen. Das ist auch nicht gerade aufregend, Liebes.“
    Taryn musste lächeln, trotz der Schmerzen, sie konnte nicht anders. Sie mochte Evie. Evie war hübsch und witzig. Manchmal allerdings war sie auch traurig, obwohl Taryn nicht wusste, worüber.
    Sie mochte Evie – aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich deshalb derart quälen ließ.
    „Wie wäre es damit? Wenn du die Schritte machst und wir hinterher mit den Dehnungsübungen fertig sind, kannst du noch ein Armband machen. Oder vielleicht ein Paar Ohrringe. Ich habe die Utensilien dafür in meinem Wagen“, schlug Evie vor.
    Durchs Fenster sah sie die Berge, die Sonne schien. Im Krankenhaus hatte sie die Sonne so sehr vermisst. „Draußen? Mit Jock?“ Sie konnte Jacques’ Namen einfach nicht richtig aussprechen, aber sie würde es weiter versuchen. Vielleicht hasste sie es zu gehen, aber Evies Hund liebte sie.
    „Sicher. Es ist ein herrlicher Morgen. Wenn wir fertig sind, können wir uns auf die Terrasse setzen und an deiner Fingerfertigkeit arbeiten.“
    „Ich will nicht an meiner F-Fingerf … daran arbeiten.“ Solche Ausdrücke waren nach wie vor zu schwierig für ihre widerspenstigen Lippen. Sie zu denken war kein Problem, aber sobald sie versuchte, die Worte zu formulieren, war es, als ob ihr Mund einfror. „Keine Arbeit. Einfach nur … Schmuck machen.“
    „Was für ein Pech auch. Das eine kannst du nicht ohne das andere haben. Also los, versuch es noch ein letztes Mal.“
    Seufzend stand sie auf. Evie würde sowieso nicht nachgeben. Es gelang ihr, einen Fuß vorzuschieben, dann den anderen. Und noch ein Schritt. Mrs Olafson stand in der Tür, ihr Gesichtsausdruck war schwer zu deuten.
    „Ms Blanchard, wir haben ein Problem.“
    Was für ein Problem? Taryn erstarrte und hielt sich an den Handläufen fest.
    „Was ist denn?“
    „Da ist jemand an der Tür und … ich bin nicht sicher, was ich tun soll.“ Mrs Olafsons rundes Gesicht war ganz rot, die Lippen hatte sie fest zusammengekniffen, als ob sie etwas Schlechtes gegessen hätte.
    „Oh.“ Evie war auf einmal auch merkwürdig, irgendwie nervös. „Ähm, wer ist es?“
    „Ein Junge. Er möchte Taryn besuchen.“
    Ein Junge? Im Spiegel betrachtete sie ihr hässliches, lockiges Haar, den Jogginganzug und ihre blöden, verdrehten Beine.
    „Was für … ein Junge?“, fragte sie.
    Die Haushälterin wirkte jetzt geradezu erschüttert. „ Dieser Junge. Der Beaumont-Junge.“
    Oh. Taryn stieß den Atem aus. Bloß Charlie. Keine große Sache.
    Evie sah noch immer nervös aus, vielleicht sogar etwas schuldbewusst. „Ist schon gut, Mrs Olafson. Ich habe ihm gesagt, dass er vorbeikommen kann.“
    Mrs Olafson schwieg lange. „Das wird Mr Thorne nicht gefallen. Überhaupt nicht.“
    Evies Wangen röteten sich. „Dessen bin ich mir mehr als bewusst.“
    „Es ist einfach nicht richtig, nach allem, was er getan hat. Es ist nicht richtig!“
    Taryn erstarrte. Warum waren alle so wütend auf Charlie? Sie konnte das nicht begreifen.
    „Es ist etwas schwierig, da stimme ich Ihnen zu.“ Evie seufzte. „Wir haben uns gestern im Schmuckladen getroffen, und Taryn hat sich gut mit ihm unterhalten. Später dann kam er zu mir nach Hause und fragte, ob er sie wieder besuchen dürfe. Und ich finde, das kann nicht schaden.“
    „Nicht schaden? Wie können Sie so etwas sagen?“
    „Charlie ist … mein F-freund.“ Vor allem das F bereitete Taryn Schwierigkeiten. „Bitte, Mrs O. Er soll reinkommen.“
    Die Haushälterin runzelte die Stirn. „Das wird Mr Thorne überhaupt nicht gefallen“, wiederholte sie.
    „Ich werde es ihm erklären“, sagte Evie. „Sie werden da nicht hineingezogen, das verspreche ich Ihnen. Ich übernehme die volle

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