Nur die Liebe heilt
Verantwortung. Ich werde Mr Thorne sagen, dass Sie Charlie nicht hereinlassen wollten, aber ich darauf bestanden habe.“
„Es ist nicht richtig“, grummelte die Haushälterin wieder, doch dann verließ sie das Zimmer und kam kurz darauf mit Charlie zurück.
Taryn hatte gestern schon bemerkt, dass er sein Haar wachsen ließ. Kurz mochtesie es lieber.
„Hey.“ Er ließ die Schultern hängen, als stünde er im Büro des Schuldirektors. Vielleicht wollte er gar nicht wirklich hier sein.
„Hi, Charlie. Danke, dass du gekommen bist.“ Evie lächelte leicht. „Wir üben gerade das Gehen. Taryn, warum zeigst du Charlie nicht, wie gut du schon bist?“
Sie warf Evie möglichst unauffällig einen bösen Blick zu, die natürlich wusste, dass sie vor Charlie schlecht rumjammern konnte.
„Nicht f-fair“, murrte sie.
Evie schnitt eine Grimasse. „Ich bin ganz schön hinterhältig, nicht wahr?“
„Ja“, sagte Taryn, musste aber schon wieder lachen. Mit Charlie im Zimmer fühlte es sich irgendwie besser an. Er war ihr Freund, er besuchte sie, und auf einmal fand sie es gar nicht mehr so schlimm, dass Evie sie so schwer schuften ließ.
„Komm her, Charlie“, sagte Evie. „Du kannst dich hier auf die andere Seite stellen und ihren Arm halten. Falls sie beschließt, nicht mehr laufen zu wollen, musst du sie auffangen.“
„Werde ich nicht“, widersprach Taryn.
Evie strahlte. „Das habe ich mir gedacht.“
Taryn wollte sich vor Charlie nicht blamieren. Als er ihren Ellbogen umfasste, holte sie tief Luft und versuchte mit ihrer ganzen Gedankenkraft, die Beine in Bewegung zu setzten. Yippie! Es funktionierte. Sie machte einen weiteren Schritt. Noch mal Yippie! Sie ging sieben Schritte, mehr als jemals zuvor. Am Ende des Zimmers angekommen, blieb sie stehen. Erschöpft.
„Jetzt zurück“, sagte Evie.
Sie warf ihr einen bösen Blick zu, doch Evie lächelte nur.
„Das ist unglaublich“, befand Charlie. „Ich wusste gar nicht, dass du schon so weit gehen kannst. Gut gemacht, T!“
Was blieb ihr anderes übrig, als sich umzudrehen und zurückzugehen. Vollkommen durchgeschwitzt kam sie an ihrem Rollstuhl an. Charlie schien es nichts auszumachen. Er war nur ein Freund und nicht in sie verliebt oder so. Er war in Layla verliebt gewesen. Aber Layla war tot. Sie versuchte, nicht daran zu denken, weil dann ihre Knie zu zittern anfingen.
„Hier ist dein Stuhl. Mach eine kurze Pause, und dann versuchen wir es noch einmal. Dieses Mal vielleicht nicht ganz so weit.“
Sie war so ein Weichei geworden. Ständig müde. Erleichtert ließ sie sich in den Rollstuhl sinken. „Kann ich … was trinken?“
„Natürlich!“, rief Evie. „Ich gehe schnell in die Küche und hole uns Wasser.“
Als sie gegangen war, zog Charlie sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. „Im Ernst, Taryn, das war einfach toll!“
„Nicht … wirklich.“ Allein konnte sie einfach nicht weit gehen. Nur ein paar Schritte. Vielleicht brauchte sie künftig in der Schule eine Gehhilfe. Oder sie musste in eine Art Sonderschule.
„Glaub mir. Das war der Hammer. Ich hatte ja keine Ahnung, Taryn.“
Ihr wurde ganz warm ums Herz. Sie fühlte sich auch nicht mehr so erschöpft und war einfach nur froh über seinen Besuch.
„Seit wann kannst du wieder gehen?“
„Ein … paar Wochen.“
„Bald kannst du schon wieder in den Bergen wandern.“
„Das sagt … Evie auch.“
„Und sie hat recht. Weißt du, ich dachte, du würdest nie wieder gehen können. Das haben alle gesagt. Ich weiß, wie gern du immer Ski und Mountainbike gefahren bist, und dieser ganze Cheerleader-Kram, und ich … das war wirklich schrecklich fürmich, weißt du? Zu denken, dass du dein Leben lang im Rollstuhl sitzen wirst.“
Sie sah ihn nicht an, sondern betrachtete die Gewichte und alles andere in ihrem Zimmer. Sie fürchtete, dass sie vielleicht trotzdem für immer im Rollstuhl sitzen musste … zumindest, wenn sie nicht bald anfing, härter zu trainieren. Es tat weh, und sie wollte keine Schmerzen mehr haben. Schmerzen bedeuteten auch, dass es ihr langsam wieder besser ging, und sie wusste nicht, ob sie das verdient hatte.
„Hey, ich wollte dich nicht traurig machen. Tut mir leid.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ist schon okay.“
Er schien irgendwie niedergedrückt und wütend und ängstlich auf einmal. „Es ist nicht okay. Was ich getan habe. Ich meine, Layla. Verdammt. Und du.“
„Ich will nicht … über Layla … sprechen.“
Er setzte
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