Nur die Liebe heilt
geliefert, wo seine Assistentin sich darum kümmern konnte. Nun, vielleicht hatte Katherine etwas bestellt.
„Wohnt hier die Familie Thorne?“, fragte der Fahrer, nachdem er ausgestiegen war.
„Ja. Ich bin Brodie Thorne.“
„Ich benötige Ihre Unterschrift, bitte.“
Brodie unterschrieb auf dem elektronischen Block, dann nahm er das Paket entgegen, und der Mann verschwand wieder.
„Taryn scheint aufzuwachen“, sagte Evie. Was ihn nicht überraschte, nachdem gerade ein Lieferwagen an ihr vorbeigerumpelt war.
„Ich bringe das schnell rein, dann helfe ich Ihnen.“ Er betrachtete den Aufkleber. „Hey, das ist für Taryn!“
„Für Taryn? Erwarten Sie noch medizinisches Zubehör?“
„Nicht, dass ich wüsste. Und das wird normalerweise direkt von unserer Krankenkasse geliefert. Hier steht kein Absender drauf.“
„Jetzt bin ich aber neugierig. Da sie sowieso schon wach ist, sollten wir es ihr gleich geben.“
Evie drückte einen Knopf am Schlüsselbund, um die automatische Rampe auszufahren. Dann beugte sie sich in den Wagen und löste die Gurte. Währenddessen sprach sie leise mit Taryn. Brodie konnte zwar nicht hören, was sie sagte, sah aber, dass Taryn schläfrig lächelte und Evie eine Hand auf das Haar seiner Tochter legte. Etwas in seiner Brust regte sich.
„Hi … Dad.“ Taryn sah ihn mit halb geschlossenen Augen an, und das erinnerte ihn an ihre gemeinsamen Snowboard-Ausflüge, wenn sie früh aufgestanden waren, um in ein anderes Skigebiet in Colorado zu fahren.
„Hi, Schneckchen.“ Er hatte in den letzten Jahren zu viel Distanz zwischen ihnen entstehen lassen, sich viel zu sehr in seine Geschäfte vertieft und zugleich viel zu hohe Erwartungen an Taryn gestellt. Wie schrecklich, dass seine Tochter erst beinahe ums Leben kommen musste, damit er das begriff.
„Schau“, sagte sie und hielt ihm den Arm hin, genau wie Evie es vorausgesehen hatte. Er betrachtete das hübsche Armband aus pinkfarbenen und grünen Fimo-Steinen.
„Schön“, sagte er.
„Das habe ich mit Char…“
„Lasst uns mal reingehen“, unterbrach Evie sie hastig und schob Taryn im Rollstuhl Richtung Haus.
Verwundert sah Brodie sie an. Wieso hatte sie es auf einmal so eilig?
„Du hast ein Paket bekommen“, erzählte er seiner Tochter. „Willst du es aufmachen?“
„Wirklich? Für … mich?“
Sie hatte es immer geliebt, an Weihnachten ihre Geschenke auszupacken – nur in den letzten Jahren nicht mehr, als sie sich Geld gewünscht hatte, um sich selbst etwas zu kaufen.
„Wie wäre es, wenn ich Mrs O. bitte, das Mittagessen am Pool zu servieren? Dort kannst du dann dein Paket öffnen.“
„Okay. Zuerst … Toilette.“
„Wird gemacht.“ Evie brachte sie in ihr Zimmer, während er auf der Suche nach Mrs Olafson durchs Haus ging. Eigentlich hatte er keine Zeit zum Mittagessen, er war nur kurz nach Hause gekommen, um ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Aber nachdem er seine Tochter und somit alles, was zählte, fast verloren hatte, wollte er so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen.
Zehn Minuten später saßen sie zu dritt an dem gedeckten Tisch neben dem Pool. Der künstliche Wasserfall reflektierte plätschernd das Sonnenlicht.
„Mrs O. hat Hühnchen-Sandwiches gemacht. Die mag ich am liebsten“, bemerkte Brodie.
„Sie ... liebt … dich“, zog Taryn ihn auf.
Entgeistert stellte er fest, dass er tatsächlich rot wurde, als er Evie ansah. Mrs O. war fast sechzig Jahre alt, Herrgott noch mal.
„Sie weiß einfach nur zu schätzen, dass ich ihr ein anständiges Gehalt zahle und sie nicht an den Wochenenden arbeiten muss.“
„Das ist … aber … nicht alles.“
„Warum machst du nicht einfach dein Päckchen auf?“, lenkte er ab. „Ich will unbedingt wissen, wer dir etwas geschickt hat, und vor allem, was.“
„Ich habe extra eine Schere mitgebracht“, mischte Evie sich ein. Trotz ihrer unkonventionellen Art war sie immer außerordentlich gut auf alles vorbereitet, das hatte Brodie bereits öfter festgestellt. Wegen seines ADS hatte er selbst größte Schwierigkeiten, vorauszudenken, und bewunderte es, wenn Menschen sogar zwei oder drei Schritte im Voraus planen konnten.
Taryn begann, mit dem Paket zu kämpfen. Wo er am liebsten eingesprungen wäre und sich selbst darum gekümmert hätte, gab Evie nur ein wenig Hilfestellung und ließ seine Tochter das meiste allein machen. Wie klug sie war. Taryn würde sich bemuttern und umsorgen lassen, solange es nur ging, und das schien
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