Nur die Liebe heilt
das nicht. Schließlich hatte er genug Sorgen im Moment und wollte nicht auch noch darüber nachdenken, ob er sich gerade in eine Frau verliebte wie Evaline Blanchard, die so gar nicht zu ihm passte.
Er sprang genau in dem Moment auf, in dem Mrs Olafson mit einem Tablett Sandwiches auf die Terrasse kam.
„Tut mir leid“, sagte er abrupt, „aber mir ist gerade eingefallen, dass ich einenTermin habe. Davor muss ich noch ein paar Papiere unterschreiben. Mrs O., würde es Ihnen etwas ausmachen, mein Sandwich einzupacken? Dann kann ich es auf der Fahrt essen.“
„Natürlich nicht“, antwortete seine Haushälterin.
„Musst du … wirklich?“ Taryn sah ihn enttäuscht an.
„Ja, wirklich. Du solltest schon mal anständig mit der Spielekonsole trainieren, denn wenn ich nach Hause komme, kannst du mich mit welchem Spiel auch immer ordentlich über den Tisch ziehen.“
„Tanzen“, entschied Taryn, und er stöhnte auf.
Vielleicht war an der Sache mit dem Hoffnungsengel doch was dran.
8. KAPITEL
Mann, war sie müde.
Nach diesem Tag wollte Evie nur noch so schnell wie möglich in ihre Wohnung und ein heißes Bad in der antiken Wanne nehmen, von der sie vermutete, dass sie noch aus der Zeit des Bordellbetriebs in diesem Haus stammte.
Das Stadtzentrum von Hope’s Crossing machte sich für einen langen Donnerstagabend bereit. Als sie die Main Street entlangfuhr, konnte Evie die Besucherscharen in den Läden sehen, die länger geöffnet hatten, und die Schlange vor dem Sugar Rush , das für sein Eis und seine unglaubliche leckeren Brombeer-Toffees berühmt war.
Obwohl Hope’s Crossing mit seinem fantastischen Skigebiet vor allem ein Wintersportort war, hatte die Stadt sich in den vergangenen Jahren bemüht, auch in den Sommermonaten Touristen anzuziehen, die hier wandern, Radtouren unternehmen, fischen und Quad fahren konnten.
Die Stadt brauchte den Tourismus, um zu überleben, das konnte sie durchaus verstehen. Es gab hier keine Industrie, die Reisenden waren Hope’s Crossings einzige Chance. Andererseits erschwerten die Touristen den Einheimischen das Leben auch – beispielsweise wenn es um endlose Parkplatzsuchen ging oder um die unverschämt hohen Preise in den Supermärkten, die nicht nur die Urlauber, sondern auch die Bewohner zahlen mussten.
Sie sah, dass in Mauras Buchhandlung Dog-Eared Books & Brew einiges los war. Heute war der Buchclub-Abend, wie ihr mit schlechtem Gewissen wieder einfiel. Wegen der vielen Kunstmärkte hatte sie in diesem Sommer fast jeden Buchclub-Abend verpasst. Aber sie nahm sich fest vor, daran im Herbst etwas zu ändern.
Außerdem wollte sie für Maura dann auch wieder eine bessere Freundin sein. Maura schien den Tod ihrer Tochter einigermaßen verwunden zu haben – zumindest hatte sie wieder angefangen zu arbeiten. Diese tägliche Routine half ihr wahrscheinlich, mit ihren überwältigenden Schuldgefühlen zurechtzukommen. Was sonst konnte eine trauernde Mutter denn tun? Das Leben musste ja weitergehen. Rechnungen mussten bezahlt, Verpflichtungen eingehalten werden.
Evie konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie es war, diese Fassade aufzubauen wie in einer Geisterstadt, hinter deren Gebäuden sich nichts als Leere verbarg.
Sie steuerte auf ihren üblichen Parkplatz hinter dem String Fever zu, der zum Glück tatsächlich noch frei war, trotz des Trubels in der Stadt. Sie nahm sich fest vor, Maura sobald wie möglich zum Mittagessen einzuladen, am besten gleich, wenn ihre Arbeit mit Taryn erledigt war. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, teilten Maura und sie diese schreckliche Erfahrung, ein Kind verloren zu haben. Die Umstände waren zwar vollkommen unterschiedlich, doch wusste sie um den tiefen Schmerz, den Maura nie wieder ganz loswerden würde.
Als sie den kleinen Garten hinter dem Laden betrat, war sie nicht überrascht, dass Jacques sie nicht begrüßte. Claires süßer achtjähriger Sohn Owen hatte sich bereit erklärt, ein paarmal am Tag mit ihm spazieren zu gehen, solange sie für Brodie arbeitete. Owen hatte ihn wahrscheinlich nach der letzten Runde in ihre Wohnung gebracht.
Jacques würde es gefallen, morgen mit Taryn zu spielen. Sie hatte bereits die eine oder andere Idee, wie sie ihn unauffällig in die Therapie einbeziehen konnte. Was Brodie wohl von einem – nicht haarenden – Hund hielt, der in seinem Pool einem Stock hinterherschwamm, den Taryn ihm zuwarf?
Im Garten blieb sie einen Moment stehen, um die Ruhe zu genießen, den Duftnach Blumen und
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