Nur die Liebe heilt
mehr klar denken konnte. Stattdessen trat er einen Schritt zurück.
Sie stand einen Moment lang wie erstarrt da, dann verschränkte sie die Hände ineinander. „Ich werde meine Meinung nicht ändern. Dienstag ist mein letzter Arbeitstag hier. Das weißt du, oder?“
„Im Augenblick halte ich das sogar für gut. Wenn du nicht mehr meine Angestellte bist, dann kannst du mich auch nicht wegen sexueller Belästigung verklagen, nur weil ich dich zum Abendessen einladen möchte.“
Sie kaute auf ihrer Unterlippe – am liebsten hätte er das für sie übernommen. „Wieso?“
„Man munkelt, dass ich ab und zu auch etwas essen muss. Und immerhin gehören mir fünf Restaurants.“
„Wieso möchtest du mit mir essen gehen?“
„Ich mag deine Gesellschaft.“ Einen Moment lang rang er mit sich, doch dann beschloss er, die Wahrheit zu sagen. „Ich mag dich, Evie. Mehr, als ich es je gedacht hätte, aber es ist so.“
Sie starrte ihn an, ihre großen blauen Augen schimmerten leicht. „Es ist nicht echt. Das mit uns. Das ist dir doch auch klar, oder?“
Er lehnte sich ans Waschbecken, verschränkte die Arme vor der Brust und fragte sich, warum es ihr so wichtig war, ihn auf Distanz zu halten. „Komisch. Für mich fühlt es sich ziemlich echt an.“
Sie atmete tief durch. „Das glaube ich. Dass es sich für dich echt anfühlt, meine ich. Aber es ist nicht ….ähm … ungewöhnlich, dass Patienten oder deren Angehörige unpassende Gefühle für Therapeuten oder Ärzte … entwickeln. Wenn einem jemand in einer … schwierigen Zeit zur Seite steht, kann man schnell Dankbarkeit mit etwas anderem verwechseln.“
Mit ihren vor Nervosität geröteten Wangen war sie einfach umwerfend. „Du sagst also, ich bilde mir das alles nur ein. Dass du die Arme um mich gelegt und meinen Kuss erwidert hast zum Beispiel? Dass du meinen Namen gemurmelt hast, so leise und sexy, dass ich es noch immer hören kann?“, fragte er.
Jetzt errötete sie noch tiefer. „Nein. Ich … nein. Aber das ist nicht … ich bin im Moment nicht bereit für eine Beziehung.“
„Ich habe nicht von Beziehung gesprochen. Nur von einem gemeinsamen Abendessen.“
Sie presste den Mund zu einer dünnen Linie zusammen und wandte den Blick ab. „Im Moment solltest du dich ausschließlich auf deine Tochter konzentrieren, meinst du nicht?“
„Sag mir nicht, worauf ich mich konzentrieren soll, Evie. In den letzten fünf Monaten hat sich so gut wie alles nur um sie gedreht. Das weißt du.“ Er richtete sich auf, verärgert darüber, dass sie Hindernisse sah, wo keine sein mussten. „Meine Firma hat darunter gelitten. Ich habe einige lukrative Projekte bis auf Weiteres auf Eis gelegt und seit Monaten keine Frau auch nur angesehen. Genau genommen bis zu dem Moment, als du in unser Leben gekommen ist.“
„Bis du mich in euer Leben gezerrt hast! Ich wollte das nämlich nicht, schonvergessen? Ich möchte einfach nicht hier hineingezogen werden, verstehst du das denn nicht?“
„Nicht so richtig.“ Seine Stimme klang viel zu streng, aber er konnte es nicht ändern. „Das zwischen uns ist nicht nur eine rein körperliche Sache. Also lüg mich nicht an. Du bist mir wichtig, und ich habe das Gefühl, dass es dir nicht anders ergeht. Diese Behauptung, du wolltest im Moment keine Beziehung haben, ist Blödsinn. Du hast einfach nur Angst.“
„Sehr richtig.“ Zitternd stieß sie den Atem aus. „Du machst mir Angst, Brodie. Du und Taryn. Ich habe die letzten zwei Jahre damit verbracht, mein Leben Stück für Stück neu zusammenzusetzen. Und mir ging es einigermaßen gut, bis du mich gebeten hast, euch zu helfen. Und jetzt möchte ich mein altes Leben zurück, kannst du das nicht verstehen?“
Er wollte ihr widersprechen, wollte ihr sagen, dass sie so etwas Unglaubliches nicht einfach wegwerfen konnte, aber da hatte sie die Toilette schon verlassen und war auf dem Weg zurück in Taryns Zimmer.
Er folgte ihr. Taryn hatte sich während ihrer Abwesenheit anscheinend selbst aufs Bett manövriert. Noch immer erstaunte es ihn, wie viel sie in den vergangenen Wochen gelernt hatte. Sie lag ausgestreckt da, den Hund neben sich, und zappte durch die Fernsehkanäle.
„Ich werde, wie besprochen, etwas früher gehen“, erklärte Evie mit tonloser Stimme. „Schönes Wochenende, Taryn. Ich bringe dir was aus Crested Butte mit.“
Es dauerte etwas, bis Taryn den richtigen Knopf gedrückt hatte, um den Fernseher leiser zu stellen. „Es tut mir wirklich leid …
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