Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
Aber, wie heißt es doch, wenn Engelchen reisen...“
„Gilt der Spruch auch für Geschäftsreisende“, fragte Ted und schenkte Anne-Sophie sein charmantestes Lächeln. Sein Lächeln erinnerte irgendwie an das Lächeln von Obama.
„Habt ihr bald aufgehört zu flirten“, sagte Paolo Calvin mit einem amüsierten Grinsen im Gesicht. Bernards Blicke wechselten von Anne-Sophie zu Ted Ambers und zurück.
Piet Drachmann hetzte als Letzter der Runde zur Tür hinein. Er verlor dabei einen Teil seiner Papiere, bückte sich hastig, um sie wieder aufzuheben.
„Entschuldigen Sie, Gentlemen, aber ein Kunde war schon in aller Herrgottsfrühe an der Strippe, den musste ich erst mal verarzten.“
„Habt Ihr noch Kunden“, fragte der Brasilianer mit amüsiertem Lächeln.
Paul Katz hob beschwichtigend beide Hände: „Ruhig Blut!“
Bevor Piet Drachmann sich setzte, verlor er nochmals einen Teil seiner Papiere.
„Wir sollten Piet zu seinem nächsten Geburtstag eine Plastikhülle schenken“, scherzte Ted Ambers. Alle im Raum lachten.
„Gute Idee, Ted“, sagte Piet Drachmann pikiert lächelnd, „aber diese Zahlen hier sind ganz frisch, ich habe sie erst vor wenigen Minuten bekommen. Sie sind noch nicht in der Form, in der sie sein sollten“, fügte er beflissen, zu Paul Katz gewandt, hinzu. Paul Katz nickte gütig.
Bernard beugte sich zu Anne-Sophie hin. „Warum sind heute gleich zwei Finanzleute da?“ fragte er flüsternd.
Anne-Sophie zuckte die Schultern. „Eigenartig, normalerweise kommt der Brasilianer alleine.“
Piet Drachmann erhob sich und begrüßte im Namen der Agentur feierlich die Gäste aus Übersee, Ted Ambers schenkte er ein kurzes Nicken. „Schwerpunkt der Tagesordnung heute ist die Verabschiedung der Planungsbilanz für die zweite Hälfte des Kalenderjahrs“, sagte er mit bedeutsam erhobenen Augenbrauen und pedantischem Zurechtrücken des Papierstapels vor ihm.
„Richtig“, sagte Paul Katz und lachte wohlwollend.
„Entschuldigung“, meldete sich Anne-Sophie laut und deutlich zu Wort. „Ich glaube, wir sollten, bevor wir zu diesem sicherlich wichtigen Punkt kommen, einen noch wichtigeren vorab besprechen.“
Paul Katz blicke fragend zu Ted Ambers.
Ted Ambers ergriff das Wort: „Anne möchte endlich wissen wie diese Agentur weitergeführt wird, Harry sprach von einer Agentur in Nizza. Wie weit sind diese Pläne gediehen und was geschieht mit der Agentur in Sophia Antipolis?“
„Das müsst Ihr mit Harry besprechen, ich und mein internationaler Kollege, Mr. Calvin, wir sind nur für die Finanzen zuständig“, sagte Paul Katz und verzog keine Miene.
Ted Ambers fuhr fort: „Anne-Sophie und Bernard sind darüber hinaus über die interne Situation der Agentur besorgt. Piet, sie und Bernard haben da einige Divergenzen. Ich habe versucht, die Situation zu klären, aber Piet lässt nicht mit sich sprechen. Harry Miller spielt das Problem herunter mit den Worten: ’Wenn ich mich um jeden Streit der Geschäftsführer unserer 39 Agenturen weltweit einmischen wollte, hätte ich nichts anderes mehr zu tun.“
„Entschuldigung, Ted“, sagte Anne-Sophie in bestimmten Tonfall, “hier handelt es sich nicht um einen Streit, sondern um eine Anklage seitens Piet.“
„Was wollen Sie Anne-Sophie“, fragte Paul Katz, „eine Entschuldigung von Piet?“
Anne-Sophie war perplex. Verwirrt blickte sie Paul Katz an. „Eine Entschuldigung?“ wiederholte sie, “kann man einen so schwerwiegenden Vorwurf an uns beide mit einer Entschuldigung aus der Welt schaffen? Muss hier nicht eine klare Stellungnahme seitens der Partner, also von Ihnen erfolgen. Piet Drachmann, Bernard und ich sind auf einer Augenhöhe, Piet Drachmann ist nicht unser Chef, mit welchem Recht klagt er uns an, unseren Aufgaben nicht gewachsen zu sein, wir die wir, weiß Gott, einen besseren Background haben als er. Sowohl Bernard als auch ich haben unserem früheren Arbeitgeber viele Preise und Etats gewonnen, wie maßt sich Piet Drachmann an, uns als inkompetent hinzustellen.“
Paul Katz zeigte volles Verständnis und blickte besorgt auf den Tisch. Nach einer kurzen Pause richtete er seine Worte in die Runde. “Ich glaube, zur Erörterung dieses Themas sollte Harry Miller mit am Tisch sitzen. Soviel ich weiß, ist er dabei die Situation hier unten zu klären und wird wohl bald mit fertigen Lösungen kommen.“
„Wie lange will er diese Agentur noch lahm legen. Piet Drachmann hat all unsere Maßnahmen, aktiv zu
Weitere Kostenlose Bücher