Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
nicht.“
„Das werden wir erst am Ende des Jahres wissen, Planungsbilanzen sind dazu da, vorausschauend zu handeln“, belehrte sie Paul Katz.
Ted Ambers ergriff das Wort: „Vielleicht sollten wir nicht ganz so drastisch vorgehen, wie Piet vorschlägt. Vielleicht genügt es, wenn wir versuchen 90.000 Euro an den Gehältern der drei einzusparen. Wäre das möglich?“ Seine Augen waren bittend auf Anne-Sophie und Bernard gerichtet.
Anne-Sophie atmete tief ein. „Möglich ist alles. Die Frage ist, ob es notwendig ist. Die Verträge mit der Di-Star liegen zur Unterzeichnung bereit. Morgen oder in einer Woche würden wir dieses Gespräch hier für völlig überflüssig halten.“
Piet Drachmann lachte hysterisch auf.
„Ich bin nicht einverstanden mit dieser Kürzung“, sagte Bernard ruhig und in französisch. Anne-Sophie übersetzte.
„Warum?“ fragte Paul Katz mit leicht erhobenen Augenbrauen. Piet Drachmann beugte sich vor, um kein Wort der Antwort zu verpassen.
„Ich halte sie nicht für notwendig“, sagte Bernard.
„Wir treffen hier nicht einsame Beschlüsse, sondern gemeinsame“, sagte Paul Katz mit freundlichen Teddybär-Augen.
„Schön wäre es,“ sagte Bernard leise. Piet Drachmann übersetzte. Paul Katz und Paolo Calvin lachten.
„Ich möchte nochmals auf meinen Vorschlag zurückkommen“, sagte Ted Ambers nachdrücklich, „die Halbierung der Gehälter halte ich für ein zu großes Opfer, aber die Einsparung von 90.000 Euro, was die Kürzung um ein Viertel der Gehälter bedeuten würde, wäre in meinen Augen ein fairer Kompromiss. Darüber hinaus schlage ich vor, dass wir, falls wir am Jahresende feststellen, dass Piets Zahlen zu pessimistisch waren, die Abzüge voll zurückerstatten.“
Paul Katz zeigte keine Regung. Anne-Sophie zuckte müde mit den Schultern.
„Paolo wird das Ganze vertraglich festlegen und Euch zur Unterschrift vorlegen.“ Paul Katz hatte gesprochen.
Piet Drachmanns Nasenflügel fingen an zu beben. „Ich will diese Firma verantwortungsbewusst führen, ich will hier keine Verluste, ich bestehe auf meinem Vorschlag der Halbierung der Gehälter“, mit jedem Wort bebten seine Nasenflügel heftiger, wurde sein Stimme hysterischer, schließlich schlug er mit seinen Papieren auf den Tisch. „Wozu macht man sich die ganze Mühe, alle Zahlen zusammenzutragen, Schlüsse daraus zu ziehen, wenn sie dann doch wieder völlig übergangen werden. Ich sage es noch einmal, ich bestehe auf meinem Vorschlag.“ Piet Drachmanns Stimme schrillte durch den Raum, seine Hände fuchtelten mit den Papieren in der Luft.
Niemand sagte ein Wort, alle warteten stillschweigend darauf, dass sich Piet Drachmann wieder beruhigte.
Nach dem Meeting reichte Bernard Cabernet seine Kündigung
ein. Anne-Sophie riet ihm dringend davon ab. „Es ist ein Spiel Bernard, ein böses Spiel, wenn du nicht mitspielst, kostet dich das viel Geld, und genau das wollen sie.“
13.
Es war einer der letzten Abende des Werbefestivals. Die Croisette hatte sich wie jeden Abend in eine Party-Meile verwandelt. Nicht nur Agenturen, sondern auch Fotografen, Filmemacher und Produzenten luden prospektive Kunden in eins der vielen Zelte, die die großen Hotels auf ihren Stränden aufgebaut hatten, zu ihren Festen ein.
Anne-Sophie hatte eine Einladung von einem bekannten Fotografen, den sie noch aus ihrer ACB-Zeit kannte, bekommen. Sie hätte Ted dazu mitnehmen können, doch es war ihr nicht zum Feiern zu Mute. Sie wollte ungestört mit Ted sprechen.
Sie bevorzugte Ted Ambers in ein neu eröffnetes, japanisches Restaurant in Monte Carlo zu führen, weil sie annahm, dass sie hier weder Partner noch Kollegen treffen würden.
Man saß hier nicht an der Bar, wie bei so vielen anderen Japanern, sondern speiste traditionell an kleinen Tischen. Ted kämpfte mit der Länge seiner Beine und experimentierte, wie er sie am besten unter dem Tisch platzieren konnte.
„Schmeckt das Essen, stößt man auf andere Schwierigkeiten“, scherzte Anne-Sophie.
„Du sagst es“, seufzte Ted Ambers. Sein Seufzer klang so echt, wie der eines Kindes. „Kein Office in ganz Europa bereitet mir so viele schlaflose Nächte, wie das in Sophia Antipolis.
Anne-Sophie wollte schon fragen, ob sie der Grund dafür wäre, doch verkniff sich die Bemerkung. Es war nicht der richtige Zeitpunkt. „Harry Miller ist blind“, sagte die stattdessen und bestellte das Sushi-Menu.
„Harry Miller ist schweigsam“, sagte Ted
Weitere Kostenlose Bücher