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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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Ambers.
    „Blind oder schweigsam, egal was“, Anne-Sophie klopfte mit beiden Handflächen auf den Tisch, „Sieht er denn nicht, was Piet Drachmann für ein Mensch ist. Was für einen kleinen Charakter und kleinen Geist der hat. Er kann weder strategisch denken, noch die Agentur repräsentativ vertreten. Sein Führungsstil ist hoffnungslos altmodisch. Alles, was er kann, ist hinterlistige Berichte in New York abliefern. Ich möchte nicht Mäuschen spielen, wenn er mit Harry telefoniert.“
    „Harry ist wirklich sonderbar“, unterbrach Ted und legte seine junge Stirn in Falten, „aber vor allem hat er nie Zeit, Dinge zu besprechen.“
    „Mit Piet Drachmann scheint er alles zu besprechen. Die beiden telefonieren fast täglich und ausführlich.“
    „Piet übergeht mich völlig“, sagte Ted, die Sorgenfalten weiter auf der jungen Stirn, „Seine Pflicht wäre es, dem Europa Manager zu berichten und Harry mit seinen Sorgen zu verschonen. Kein anderer erlaubt sich das in dem Ausmaß und die sind auch alle zehn oder zwanzig Jahre älter als ich.“ Ted Ambers wischte wütend mit der Hand über den Tisch.
    „Was bindet ihn nur an diesen Giftzwerg?“ fragte Anne-Sophie.
    “Keine Ahnung“, erwiderte Ted. Die Stäbchen bereiteten ihm Schwierigkeiten, ein Stückchen roher Fisch plumpste in den Soßenteller.
    „Wozu eine neue Mannschaft in Nizza“, fragte Anne-Sophie wie schon so oft in den letzten Tagen. Sie aß ihr Sushi ungeniert mit den Fingern. „Alles, was wir brauchen, ist einen kompetenten Kundenberater mit ein bisschen mehr Charakter und Charisma. Bernard hat gekündigt, er will solche Spielchen, die die Amerikaner hier veranstalten, nicht mitmachen. Aber wetten, dass ich ihn heute noch umstimmen kann, wieder einzusteigen. Du weißt, wie gut wir zusammenarbeiten, was für ein eingespieltes Team wir sind.“
    „Gib auf, Anne-Sophie“, sagte Ted und korrigierte die Haltung seiner Stäbchen, „sie haben andere Pläne.“
    „Sie wollen nur unsere Prozente, nur darum geht es“, Anne-Sophie wählte mit Bedacht ihr nächstes Sushi-Häppchen. „Über ein Jahr haben wir uns für die Di-Star abgerackert und unseren wichtigsten Kunden darüber vernachlässigt.“
    „Ihr hättet diesen Kunden nicht verlieren dürfen.“
    „Hätten wir den Kunden nicht verloren, wäre Julien noch im Haus und die Agentur in Nizza vielleicht gar nicht im Gespräch, denn mit Julien hatten wir die Mehrheit.“
    Ted zuckte hilflos mit den Schultern.
    „Harry ist also fest entschlossen, eine komplett neue Mannschaft in Nizza aufzustellen?“, hakte Anne-Sophie nach. „Und was macht er mit seinem kleinen Liebling Piet?“
    „Es war die Rede davon, dass er Internationaler Koordinator wird.“
    „Wo?“
    „Erst noch in Sophia Antipolis und dann in Nizza.
    „Wie?“
    „Er tritt von seinem Geschäftsführerposten zurück und wird Internationaler Koordinator, mit einer eigenen Kostenstelle innerhalb der Agentur.“
    Anne-Sophie lachte laut und ungeniert über den neuesten Stand der Dinge.
    „Wie, er will den Verbrauch seines Toilettenpapiers selber verwalten?“ Anne-Sophie bekam erneut einen Lachanfall. Ted  schüttelte sorgenvoll seinen Kopf. Er sah sehr gut dabei aus.
    „Das macht doch alles keinen Sinn“, sagte Anne-Sophie und widmete sich ihrem letzten Reisbällchen, das mit einem rosigen Shrimp belegt war.
    „Was wird Bernard machen?“, fragte Ted.
    „Was viele machen, er wird freiberuflich als Art Director arbeiten, da ist auch kein schlechtes Geld zu verdienen“, sagte Anne-Sophie. Dann legte sie bittend ihre Hand auf Teds Arm.
    „Ich würde ihn gerne freiberuflich für alle Kunden weiter einsetzen. Es lohnt sich ja wohl kaum mehr, jemand Neuen hier einzustellen bis Harry Miller seine Mannschaft für Nizza komplett hat.“ Ted nickte. Anne-Sophie sprach weiter: „Wenn Piet Internationaler Koordinator wird, ist er nicht mehr Geschäftsführer. Wenn er als Geschäftsführer zurücktritt, muss er laut Vertrag seine Anteile abgeben.“
    „Das wird er wohl tun müssen“, sagte Ted und zuckte ratlos mit seinen Schultern.
    Alle Agenturen in Europa werden ihre Anteile in den großen Topf abliefern müssen. Die Verhandlungen darüber standen ihm in nächster Zeit bevor. „Paul Katz arbeitete noch fieberhaft an der mathematischen Formel seiner Idee. Sie hatte ihn einige schöne Stufen weiter auf der Karriereleiter gebracht“, sagte Ted nachdenklich.
    „Uns wird sie ein schönes Stück zurückwerfen“, sagte

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