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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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für seine Arbeit.
    Früher war er schon mal am Wochenende verreist, aber in den letzten Jahren nicht mehr. Sicherlich hatte er einen Arbeitskollegen zu Besuch. Die Nachbarin hielt den Atem an und lauschte. Sie hörte nur Stimmen, gedämpfte Stimmen, ob eine Frau zu Besuch war oder ein Mann, konnte sie nicht erkennen. Sie ging zurück in ihr Schlafzimmer, ließ die Rollläden herunter und legte sich schlafen. Sie war gerade am Einschlafen, als sie ein Plumpsen ins Wasser wahrnahm. Sie würde sich morgen beschweren. Schwimmen war nach zehn Uhr nicht mehr erlaubt. Sie schaute auf die Uhr, es war zwanzig nach zehn.
     
    Das Licht auf der Terrasse des Hauses von Piet Drachmann brannte  die ganze Nacht.

 
    Maria Perez, die jeden Dienstag und Freitag ins Haus von Piet Drachmann kam und für Sauberkeit und Ordnung sorgte, ging ins Wohnzimmer und stellte als Erstes das Radio an. Sie mochte die Stille des Hauses nicht, sie mochte generell keine Stille. Sie mochte auch nicht wie das Wohnzimmer eingerichtet war. Schwarze Ledermöbel, davor ein Chromtisch auf einem grauen Stück Teppich. Keinerlei Pflanzen, Piet Drachmann hatte ihr erklärt, er könne keine Pflanzen im Haus haben, weil er auf alle Pflanzen allergisch reagiere. Sie hatte ihm künstliche Pflanzen vorgeschlagen, ihre Schwester hatte einen künstlichen Benjamini den man von einem echten nicht unterscheiden konnte. Piet Drachmann wollte auch keine künstlichen Pflanzen. Das sind Staubfänger, hatte er gesagt.
     
    Sie ging zum Terrassenfenster, um zu lüften. Das Fenster war nicht versperrt, wie sonst. Eigenartig. Die Haustür hingegen war verschlossen gewesen wie immer oder war das Schloss nur eingerastet gewesen. Sie erinnerte sich nicht mehr, ob sie beim Aufsperren den Schlüssel rumgedreht hatte.
    Das Beistelltischchen, das sonst auf der Terrasse neben dem Gartensessel stand, befand sich jetzt am Rande des Pools, auf ihm stand eine Flasche, eine Whiskyflasche und daneben ein Glas. Piet Drachmann trank nie Whisky, hatte er Besuch gehabt? Sie konnte sich nicht erinnern, dass er jemals Besuch gehabt hatte. Er war ja nie zu Hause und kam meist erst spät abends nach Hause hatte die Nachbarin ihr mal verraten. Die Nachbarin war anwesend, wie sie bemerkt hatte, ihr Auto stand vor der Garage, tagsüber stand es immer vor der Garage. Sie sollte ihr mal ‚Guten Tag’ sagen. Maria Perez ging auf die Terrasse, um das Glas und die Whiskyflasche zu holen und alles wieder an Ort und Stelle zu bringen.
    Als sie am Rand des Pools angekommen war, sah sie ihn. Er lag im Pool, das Gesicht nach unten. Er war tot.
     
     
     
    18.
     
    Irina Honig hatte sich angewöhnt, die Nice Matin online zu lesen. Als Erstes las sie alles über die neuesten Mordfälle der Region. Kein Wunder, William, ihr verstorbener Mann, hatte sich ein Leben lang mit Mordfällen befasst, nicht als Kommissar, sondern als Privatdetektiv. William Honig, Irinas fünfter und letzter Ehemann, hatte eine der berühmtesten Detekteien New Yorks besessen und seine Frau an all seinen Fällen teilhaben lassen. Irina war eine gute Zuhörerin und eine gute Ratgeberin. Sie zählte zu den wenigen Frauen, die die Natur großzügig bedacht hatte, sie war schön und intelligent. William hatte ihren analytischen Verstand und ihr gutes Gedächtnis für seine Arbeit eingesetzt. Irina Honig seufzte noch jedes Mal, wenn sie an ihn dachte. Er war viel zu früh gestorben und  hatte seinen Traum, einmal an der Côte d’Azur seinen Lebensabend zu verbringen, nicht mehr wahr machen können. Er war in der Hektik von New York gestorben und nicht mit einem Glas Rotwein in der Hand mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Meer.
     
    Irina Honig hatte seinen Traum wahr gemacht und war von New York an die Côte d’Azur gezogen, in das herrliche Anwesen auf Cap d’Antibes, das William noch mit ihr ausgesucht hatte. Er hatte es Rêve d’Azur getauft. Es war wirklich ein Traum, eine stilvolle Villa, großzügig geschnitten, ein Salon mit Kamin, eine große Wohnküche, eine Terrasse, die den Ausmaßen des Hauses entsprach und von einem parkähnlichen Garten umgeben war. Nur eins fehlte, William. Doch Irina war nicht der Typ Frau, der sich im Kummer ertränkte. Sie verstand sich zu trösten. Ihr Leitmotiv war, es ist schön, dass es ihn gegeben hat und dafür musste sie dankbar sein. Sie lebte nun schon fast fünf Jahre an der Côte d’Azur und verstand es die Vorzüge dieser Gegend in vollen Zügen zu genießen. Morgens ging sie oft

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