Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
oder, weil seiner Frau die Idee nicht gefällt. Ja, Werbung ist auch zum Teil, zum großen Teil sogar, eine Frage des Geschmacks. Ihr dürft den Mut nicht verlieren, immer wieder neue Ideen zu produzieren. Sucht Euch in Eurem Büro ein Stück Wand aus und schreibt groß darüber „Meine Lieblingsanzeige, die nie geschaltet wurde“. Diese Wand hatte mein Chef in seinem Büro und auf dieser Wand hat er all die schönen Anzeigen gesammelt, die nie erschienen sind.
Martin war ein guter Chef und ein toller Mensch gewesen, mit seiner Unterstützung und seinem Verständnis konnte sie all die Ablehnung ertragen, aber leider war er zu einer anderen Agentur gegangen und sein Nachfolger war ein Ekel. Sie war froh gewesen, als Ted, den sie in der Agentur kennengelernt hatte, in eine andere Agentur gegangen war. Er hatte eine bessere Stelle und somit ein höheres Gehalt angeboten bekommen. Plötzlich fand er es an der Zeit, eine Familie zu gründen. Jessica war überglücklich gewesen, sie wurde bald schwanger und wollte nach der Geburt nur noch freiberuflich arbeiten. Ted war einverstanden gewesen. Doch sie war nicht lange genug in der Branche gewesen, um genügend Kontakte geknüpft zu haben. Sie bekam praktisch keine Aufträge und gab schlussendlich auf, jetzt war sie nur noch Hausfrau und Mutter, eine abhängige Frau.
Sie hätte in eine andere Agentur wechseln sollen, statt den Beruf aufzugeben. Hinterher ist man immer schlauer.
Ben quäkte, er hatte sicherlich schlecht geträumt. Sie ging ins Kinderzimmer, nahm ihn aus dem Bettchen und drückte seinen kleinen Kopf an ihre Wange. „Papa ist an der Côte d’Azur“, sagte sie leise. Ben lachte sie an.
15.
Harry Miller machte auf seinem Flug nach Peking einen Zwischenstop in London. Wie immer stieg er im Savoy ab, er mochte Luxus, nicht den protzigen, aufdringlichen, wohl aber den eleganten, mondänen. Seit der saudischer Prinz Alwaleed bin ..., Harry konnte sich den langen Namen nicht merken, obwohl er der viertreichste Mann der Welt war, das Savoy gekauft hatte, war die Legende wieder zum Leben erwacht. Anfang des Jahrhunderts wurden im Savoy die tollsten Parties gefeiert. So hatte der New Yorker Champagner König George Kessler hier Anfang des Jahrhunderts eine „Gondel- Party“ gefeiert. Der Innenhof des Hotels war mit Wasser geflutet worden, man speiste auf venezianischen Gondeln, als Höhepunkt der Feier erschien ein kleiner Elefant mit einer meterhohen Geburtstagstorte auf dem Rücken. Enrico Caruso sang „O Sole Mio“. Man sprach vom dekadentesten Hotel der Welt.
Das Savoy war der Treffpunkt der Upperclass gewesen und das sollte es wieder dank des saudischen Prinzen werden. Harry Miller hatte hier schon als Kind übernachtet. Seine Eltern hatten eine dieser sagenhaften Suiten mit Blick auf die Themse bewohnt.
Die American Bar des Savoy war ganz im Art Deco Stil von früher gehalten, ein Stil bei dem man im Überflüssigen das Notwendigste sah. Harry bat seine Gäste meist in diese Bar zum Aperitif. So auch Ted Ambers. Was er vor hatte jedoch, tat er höchst ungern, aber niemand konnte ihm diese Aufgabe abnehmen. Doch es musste sein, nicht nur wegen Chuck Kaybody, der ja Recht hatte, auch die Europa Manager hatten sich nicht kooperativ verhalten, aber vor allem Ted, er war selber schuld, er hatte nicht die richtige Einstellung zum Vorgehen der Agentur. Man muss die Interessenslage erkennen, wer das nicht kann, ist zum Scheitern verurteilt.
Ted Ambers erschien tadellos gekleidet, mit tadellosen Manieren und einem Lächeln, das ihm normalerweise Tür und Tor öffnete. Sein Lächeln war so charismatisch wie das von Obama.
Er betrachte kurz die aufwendig gestylte Getränkekarte, bestellte dann einen Gin-Tonic. „Keinen Whisky heute“, fragte Harry Miller mit einem verschmitzten Lächeln. Ted überging die Frage. „Ich bin für Abwechslung“, sagte er ausweichend, fragte sich jedoch, ob Harry ihn und Anne-Sophie gesehen hatte, wie sie beide auf sein Zimmer im Martinez gegangen, besser gesagt gewankt waren?
„Das ist eine gute Einstellung“, sagte Harry Miller, dann druckste er ein wenig herum, was eigentlich nicht seine Art war. „Chuck“, sagte er und dreht sein Glas in beiden Händen, „Chuck Kaybody hat Bedenken geäußert“, sagte er.
Ted Ambers wurde aufmerksam und blickte Harry fragend an. „Er hat mir in Cannes das Gefühl gegeben, nicht willkommen zu sein“, sagte Ted.
„Gut beobachtet, Ted“, sagte
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