Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
Vom Netzwerk:
Honigs Kleidung. Das weiße Leinenkleid, das sie heute trug, hatte den perfekten Schnitt, um altersbedingte Pfunde um die Taille zu kaschieren.
    Irina nahm in „ihrem“ Sessel auf der Terrasse von Juliettes Appartement Platz. Bevor sie zum Glas Rosé griff, dass Juliette ihr eingeschüttet hatte, nahm sie ihre großen Ohrringe ab und rieb sich die Ohrläppchen. Sie liebte ihre Ohrringe, aber nach einer gewissen Zeit musste sie sich von ihnen trennen.
     
    „Diesmal ist es ein völlig anderer Fall“, begann Irina Honig ihren Bericht. „Aber es scheint eine hochinteressante Story zu sein.“
    „Ist schon jemand ermordet worden, ich meine gibt es eine Leiche?“ Juliette Lambert war ganz Ohr.
    „Ich kann dich zufriedenstellen, es gibt eine Leiche, Mord durch ertrinken.“
    „Ist der Tote an den Strand geschwemmt worden?“
    „Nein, er ertrank in seinem eigenen Swimmingpool.“
    „Wie grausam! Dann kann es auch ein Unfall gewesen sein“, warf Juliette nicht zu Unrecht ein. Tod im Swimmingpool war im Süden kein seltener Tod und ganz besonders tragisch, wenn es sich dabei um kleine Kinder handelte.
    „Es spricht alles dafür, dass es Mord war. Der Ertrunkene, ein gewisser Piet Drachmann, war angeblich mit k.o. Tropfen oder ähnlich wirkenden Mitteln außer Gefecht gesetzt worden und dann in den Swimmingpool seines Hauses geschubst worden.
    „Der Mörder hätte sich doch denken können, dass man die k.o. Tropfen im Körper entdecken würde.“
    „Schon, schon, es gibt aber angeblich k.o. Tropfen, die schnell entdeckt werden müssen, weil man sie ansonsten nicht mehr nachweisen kann. Aber ich glaube, dass das nicht ausschlaggebend ist in diesem Fall, denn die k.o. Tropfen konnten noch nachgewiesen werden. Der Mörder besaß vielleicht keine Pistole oder Pistole mit Schalldämpfer, vielleicht scheute er sich den Mann zu erdrosseln, obwohl das Opfer ein schmächtiger Mann war, kurz und gut, den Mann im eigenen Swimmingpool ins Jenseits zu befördern, war sicherlich die einfachste Art, ihn los zu werden.“
    „Am einfachsten für eine Frau?“ fragte Juliette.
    „Ich würde da keine Unterschiede machen“, erwiderte Irina, „jemanden zu erschießen ist genauso einfach, ob für eine Frau oder einen Mann.“
    Juliette erfuhr lang und breit über alle Akteure im Drama und die Machenschaften der Smith, Henderson, ein Agenturnetzwerk in Europa zu schaffen, das sie kontrollierten. „Anlässlich des Meetings aller Europa-Manager wurde die Gründung einer Europa-Holding verkündet, in der alle Anteile ihrer europäischen Partner verschwinden sollen.“
    „Hört sich ein bisschen wie diese Eurobonds an, mitgehangen, mitgefangen“, sagte Juliette und lachte laut über die Gerissenheit der Firmenbosse in den obersten Etagen.
    „Nun, bei den Eurobonds geht es darum die Schuldenprobleme einiger Euro-Staaten zu lösen, bei der Europa-Holding geht es eher darum, die Gewinn-Probleme der unterschiedlichen Agenturen zu nivellieren, dann fließt angeblich mehr Geld nach Amerika.“ Irina Honig unterbrach ihren Redeschwall, und wählte mit viel Bedacht ein leckeres Häppchen mit Lachs und Wachteleischeiben aus.
    „Aber der wichtigste Grund der ganzen Aktion ist, die Agenturbesitzer, die für ihren Geschmack zu hohe Firmenanteile besitzen, zu enterben. Und das geht, um ein Beispiel zu nennen, folgendermaßen: Die Agentur in Sophia Antipolis wird aufgelöst, so werden sie alle Angestellten für einen Apfel und ein Ei los, dann wird eine Agentur in Nizza eröffnet mit einem neuen Geschäftsführer, der sich seine Leute auswählen kann und der Gag des Ganzen, der Neue bekommt – sagen wir mal - nicht 16,5 Prozent, wie die  Geschäftsführer, die die Agentur aufgebaut haben, sondern nur zwei, maximal drei Prozent, wie handelsüblich bei Managern, die  noch nichts aufgebaut haben, sondern neu eingestiegen sind.“
    „Alles ganz legal“, sagte Juliette, schüttelte aber missbilligend den Kopf.
    „In arabischen Ländern bekommt man für Diebstahl die Hand abgehackt, habe ich neulich noch gelesen“, sagte Irina und runzelte die Stirn. „Ach Gott, stell dir vor all diese wichtigen Männer in Armani Anzügen, aber mit abgehackten Händen.“ „Wie makaber“, sagte Juliette, konnte ein Lachen aber nicht unterdrücken.
    „Es ist mir aber noch immer nicht klar“, führte Juliette zum Thema zurück, „warum dieser Piet Drachmann ermordet wurde und nicht der Oberboss der Amerikaner, der wäre doch das richtige Opfer gewesen

Weitere Kostenlose Bücher