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Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

Titel: Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lawrenz
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Schreibtisch bedeckte, faltete sie nicht zusammen, sondern legte ihre Arme darauf.
    Entweder hatte der Schock über den Tod ihres Chefs ihre Glieder gelähmt oder sie war das  Phlegma in Person, dachte Irina Honig. Egal, was Pina bewegte, die Hände, die Lippen, die Augenlider, sie bewegte sie langsam. Selbst die Stirn runzelte sie im Zeitlupentempo.
     
    „Ich hoffe, Sie können mir helfen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen“, sagte Irina Honig mit lebhafter Stimme, um die ansteckende Lähmung abzuwehren. „Niemand, nicht einmal die Ehefrau, kennt einen Menschen besser als die Assistentin.“
    Pina Navaro ging mit keiner Gesichtsbewegung auf diese Wort ein. Sie starrte Irina Honig unverändert ins Gesicht, als ob sie mit noch mehr Beharrlichkeit darin etwas finden würde. Irina Honig machte der Blick nervös.
    „Er war nicht verheiratet“, sagte Pina.
    „Hatte er eine Freundin?“
    „Möglich.“
    „Kennen Sie die Freundin?“
    „Nein.“
    „Haben Sie mir ihr gesprochen, ich meine, hat sie hier angerufen?“
    „Nein.“
    „Nie?“
    „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Nehmen Sie alle Gespräche für Herrn Drachmann entgegen?“
    „Nein, seine Leitung bediente ich nur, wenn er nicht am Platz war.“
    „Hat er Ihnen von der Freundin erzählt?“
    „Das hat er, das ist lange her.“
    „Wie heißt sie, wo wohnt sie?“
    „Ich weiß nicht, wie sie heißt. Sie ist Lehrerin, augenblicklich in Toronto, Sie unterrichtet Französisch an einem College.“
    „Es ist Juni, in manchen Gebieten schon Ferienzeit, hat Herr Drachmann erwähnt, ob sie hierher kommen würde?“
    „Nein“, kam es schleppend aus Pina Navaros Mund, „ich glaube, Sie sind da auf einer falschen Spur?“
    Irina Honig beherrschte sich, der Assistentin eine patzige Antwort zu geben.
    „Er hatte eine Lebensgefährtin, hatte er auch Eltern von denen er sprach.“
    Pina Navaro dachte nach. Der Gedanke schien ihr neu zu sein.
    Sie zuckte dann mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“, gab sie dann an.
    „Angeblich ist Herr Drachmann jeden Abend auch nach Feierabend in der Agentur, gut möglich, dass der Mörder ihn zunächst hier besucht hat und Herr Drachmann ihn anschließend zu sich an den Pool eingeladen hat.
    „Das tut er normalerweise nicht, er lädt niemanden an seinen Pool ein.“
    „Einmal muss er es getan haben und wurde prompt darauf ermordet.“
    „Steht es schon hundertprozentig fest, dass es Mord war?“ Pinas Augen lauerten, sie wirkte zum ersten Mal lebendig.
    „Herr Drachmann hatte durch Herrn Villepins Ausscheiden sicherlich sehr viel mehr Arbeit als sonst.“
    „Nicht durch Herren Villepins Ausscheiden. Er hatte viel Arbeit durch den Zusammenschluss mit der VMC, der hat Unmengen an Arbeit gebracht, vom Ärger abgesehen.
    „Was für eine Arbeit bringt ein Zusammenschluss, ich habe da keine Erfahrung.“
    „Seien Sie froh“, Pina Navaro deutete mit dem Zucken der Mundwinkel ein missmutiges Lächeln an. „die VMC war ein einziges Chaos. Herr Drachmann musste in alle Unterlagen erst mal Ordnung hineinbringen Buchungen stimmten nicht, Rechnungen standen aus.“
    „Wie verstanden sich Herr Drachmann und Herr Villepin?“
    „Herr Villepin war selten da.“
    „Und wenn er da war?“
    „Sie hatten keine Berührungspunkte.“
    „Sie leiteten gemeinsam eine Firma“, sage Irina Honig und starrte die Sekretärin mit ungläubigen Augen an.
    „Sie betreuten keinen Kunden gemeinsam“, erklärte Pina Navaro mit gelangweilten Augen.
    „Sie meinen, jeder erledigte seine Arbeit?“
    „Richtig.“
    „Und wie haben Herr Drachmann und Frau Marrais sich verstanden.
    Pina Navaros Stirn kräuselte sich überraschend schnell.
    „Sich mit Frau Marrais zu verstehen ist ein Kunststück.“
    „Warum?“
    „Die Frau hat die Weisheit mit Löffeln gegessen.“
    „Wie macht sich das bemerkbar?“
    „Sie redet in alles hinein.“
    „Zum Beispiel?“
    „In alles, alles was so ansteht.“
    „Und wie war das mit Herrn Cabernet?“
    „Besser, Männer kommen geschäftlich besser miteinander klar.“
    „Ihr Wort in Gottes Ohr“, sagte Irina Honig, süßlich lächelnd. „Sie sollten mal die Fälle von Dane & Bernstein studieren, sie bearbeiten Wirtschaftskriminalität. Da gehen die Männer sich gehörig an den Kragen.“
    Pina Navaro hob ihre Schultern im Zeitlupentempo. Die Augenlider schienen ihr schwer zu werden, sie senkte sie ein wenig.
     
    „Ich will sie nicht langweilen“, sagte Irina Honig, “nur noch eins, es gibt

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