Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
besonderer Berücksichtigung der Telenova Schwierigkeiten und deren Auswirkungen auf die Smith, Henderson Gruppe.
Unangemeldet stand sie vor dem Haus in der Avenue Renoir in Super-Cannes. Julien Villepin war zu keinem Gespräch bereit, sagte ihr die ungehaltene Stimme aus der Sprechanlage.
„Es betrifft die Telenova“, flehte Irina Honig in die Metallschlitze. „Sie können mir da sicherlich weiterhelfen.“
„Viel Zeit kann ich Ihnen nicht schenken“, sagte Julien Villepin. Der Summer zum Öffnen der Tür ertönte.
Das kleine Mädchen mit den prächtigen, schwarzen Locken hing am Bein des Vaters, als Irina Honig die Tür geöffnet wurde. Auch die Cockerspaniel führten wieder ihren Ausgehtanz vor.
„Geh zu Señora Lopez“, sagte der Vater und schob gleichzeitig mit fester Hand die tobenden Hunde wieder in die Wohnung. Eine untersetze Frau mit unbeweglicher Miene, in weißblaugestreiftem Kittelkleid kam aus der Küche, hob wortlos das Mädchen auf den Arm und verschwand wieder in ihr Reich.
„Ken Bernstein wird erst übermorgen wieder hier sein, er musste einen Abendflug nach New York nehmen, da ja, wie Sie sicherlich in der Financial Times gelesen haben, Schwierigkeiten mit der Telenova aufgetaucht sind“, sagte Irina Honig und zeigte auf die Financial Times, die auf dem Schreibtisch des Arbeitszimmers von Julien Villepin lag.
„Wer Ambitionen in der Filmproduktion hat, muss immer mit Schwierigkeiten rechnen“, sagte Julien Villepin in seiner weltmännisch arroganten Art.
„Wissen Sie welche Schwierigkeiten es gegeben hat“, fragte Irina Honig und gab sich gespielt naiv.
„Schwierigkeiten tauchen nicht von heute auf morgen auf.“
„Hat Harry Miller mit Ihnen über diese Schwierigkeiten und seine Auswirkungen gesprochen?“
„Über Probleme dieser Art muss heute praktisch jede Firma sprechen, die nicht die eigene Aktien- oder Anteilsmehrheit hält.“
„Was sollte die Smith, Henderson jetzt Ihrer Meinung nach tun?“ fragte Irina Honig, bewusst schmeichelte sie dem Wissen dieses Mannes.
„Alles im Leben ist eine Frage des Geldes“, sagte Julien Villepin und legte ein Bein über das andere, „das Beste in so einer Sache ist natürlich sich selber zurückzukaufen, aber dazu braucht man einen fairen Verkäufer und eine gute Bank. Hat die Smith, Henderson kein Vorkaufsrecht, kann die Telenova die Agentur verkaufen, an wen sie will. Vor allem, wenn eine andere Agentur mehr Geld bietet als Chuck Kaybody das kann oder will. Wer in finanziellen Schwierigkeiten steckt, kann sich keine falschen Rücksichtnahmen leisten.“
„Würde es Sinn machen, dass ein Werbegigant einen zweiten Giganten kauft?“
„Sinn schon, aber bei großen, sehr großen Agenturen harmonieren die Kundenlisten meist nicht. Bei großen Agenturen haben meist beide einen Auto-Etat, eine Waschmittel-Etat, einen Getränkehersteller, etc. etc. Die Schwierigkeit wird sein, eine große Agentur zu finden, dessen Kundenliste mit der Kundenliste von Smith, Henderson vereinbar ist.
Um ein Beispiel zu nennen, die ACB, eine Top-Ten-Agentur, kann sich mit Smith, Henderson nicht verbinden, weil sie ebenfalls für einen Chiphersteller werben. Da man nicht zwei Herren dienen kann, müsste bei einer Hochzeit einer seinen Chiphersteller-Kunden opfern. Ein so großes Opfer jedoch wäre unangebracht, um es gelinde auszudrücken. Der Smith, Henderson wird praktisch kein anderer Weg offen stehen, als sich selber zurückzukaufen.“
Irina Honig spielte die dankbare Zuhörerin und gab nur Stichworte.
„Welche Agentur könnte die Smith, Henderson Gruppe kaufen?“
„Die O & L“, sagte Julien Villepin mit leicht gehobenen Augenbrauen, „Die O & L wäre der ideal Käufer, das habe ich auch Harry Miller dargelegt.“
„Damals, als Sie sich mit ihm in der Bar getroffen haben?“
„In welcher Bar“, fragte Julien Villepin verärgert „Heute habe ich mit ihm gesprochen, heute, nachdem ich den Artikel in der Financial Times gelesen hatte.“
„Ken Bernstein sagte zu mir, er hätte sie neulich in einer Bar in Juan-les-Pins“ gesehen. Irina Honig hielt es für klüger Ken Bernstein vorzuschieben, um eine direkte Konfrontation zu vermeiden.
„Ich war in keiner Bar, da muss er sich vertan haben.“ Julien Villepin sah auf seine Uhr. Er hatte keine Zeit mehr zu verschenken.
Irina Honig verabschiedete sich.
56.
Juliette Lambert war aufgeregt wie beim Fall Tricia Baldini, bei dem sie einem Kinderschänder und Mörder
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