Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
auf der Spur gewesen waren.
Irina hatte Neuigkeiten, war alles was sie am Telefon verraten hatte. Sie erschien in einem weißen Anzug gekleidet, wie immer mit überdimensionalen Ohrringen, diesmal von Cartier, ihre unzähligen Armreife hatte sie ebenfalls nicht vergessen anzuziehen. Irina Honig war immer perfekt gekleidet, man konnte ja nie wissen, wem man auf dem Weg zum Friseur begegnen würde.
„Ken Bernstein ist abgereist“, verriet sie ihrer Freundin noch bevor sie sich gesetzt hatte.
„Ist der Fall gelöst“, fragte Juliette Lambert, ihre Augen platzten vor Neugierde.
„Das nicht, seine Detektei wurde entlassen, die Herren in New York wollen den ganzen Fall jetzt der hiesigen Polizei überlassen, sie haben andere Sorgen.“
„Welche Sorgen?“
„Die Telenova Sorgen, sie brauchen Geld, sie brauchen vor allem Harry Millers Geld. Was sie nicht brauchen sind Skandale, wie ein Mord in Südfrankreich bei dem Harry Millers oder Paul Katz’ Name auftauchen könnte.“
„Die beiden haben doch ein Alibi?“
„Ein wasserdichtes ist es nicht.“
„Und jetzt?“
„Ich habe Ken Bernstein gebeten, den Fall weiterzuführen und in eigner Regie zu lösen. Er könne mich nicht daran hindern hat er gesagt und gelacht.“
Juliette hatte mal wieder ihre Bedenken, ihre Freundin im Haifischbecken zu wissen und diesmal war es ein größeres als bei ihren beiden ersten Fällen, dazu ein internationales. Zur Feier des Tages und der bevorstehenden Ereignisse bot Juliette nicht das übliche Glas Rosé an, sondern bat ihre Haushälterin, Madame Dejean, eine Flasche Champagner vom Feinsten zu öffnen.
Die Freundinnen stießen auf das Ereignis an und blickten auf das Meer, auf die Bucht von Cannes, aus der gerade ein Kreuzfahrtschiff auslief. Sie kamen meist morgens und verließen vor dem Abendessen die Bucht.
„Mein Freund aus alten Zeiten, der Professor der Mathematik war, und jetzt seine Tage am Computer zu verbringen scheint, schickt mir regelmäßig Denksportaufgaben und freut sich, wenn ich sie lösen kann. Heute hat er mir eine geschickt, die vielleicht interessant für deinen Fall ist. Stell dir ein Quadrat vor, mit nur vier Strichen, ohne den Stift abzusetzen, musst du alle Punkte verbunden haben. Nur vier Striche und ohne den Stift abzusetzen.“
Juliette stand auf und holte den Block, mit dem sie die Aufgabe gelöst hatte.
Irina Honig war froh zu später Stunde sich dieser Aufgabe nicht mehr stellen zu müssen.
„Man muss mit einer Linie außerhalb des Quadrates beginnen und die Linien des Quadrats verlängern. So erfasst man mit dem ersten Strich drei Punkte und den restlichen drei Strichen jeweils zwei.“
„Man darf nicht im Quadrat bleiben, die Lösung liegt außerhalb der Punkte.“
Das Abendessen der Freundinnen verlief nicht im gewohnten Gelächter über die Tratschgeschichten ihrer Bridgefrendinnen, beide dachten nach, wo sie im Fall Piet Drachmann die Linie außerhalb des Quadrats finden konnten.
Plötzlich stand Irina auf und lief auf der Terrasse auf und ab. Sie klopfte sich auf die Stirn, sie hörte nicht auf, sich auf die Stirn zu klopfen. „Warum bin ich darauf nicht eher gekommen. Warum bin ich darauf nicht eher gekommen.“
„Worauf?“ fragte Juliette, die den Fall kannte, aber doch nicht so im Detail wie Irina, die sich zu ihrem Leidwesen, diesmal mehr mit Ken Bernstein ausgetauscht hatte, als mit ihr. Aber das Blatt hatte sich ja wieder gewendet.
57.
Irina Honig saß im Nachtzug Cannes Paris. Sie hatte es so eilig gehabt, weil sie einen Flug am nächsten Tag nicht abwarten wollte. Zumal die Hoffnung bestand, dass Alexandre Fabien noch nicht von den Amerikanern informiert worden war, dass die Detektei Dane & Bernstein nicht mehr für die Smith, Henderson tätig war.
Abgesehen davon, Irina reiste gern im Nachtzug und ein Schlafwagenabteil erster Klasse war für sie immer ein Erlebnis gewesen. Georgio, ihr dritter Mann reiste gerne im Schlafwagen, William hatte es gehasst.
Im Gare de Lyon angekommen, steuerte sie auf das Restaurant „Le Train Bleu“ zu, um zu frühstücken. „Le Train Bleu“ ist eins der schönsten Relikte der Belle Epoque, erbaut anlässlich der Weltausstellung von 1900. Das prachtvolle Dekor allein ist einen Besuch wert, große Spiegel, Wandmalereien von namhaften Künstlern zeigen die schönsten Landschaften Frankreichs entlang der Strecke von Paris in den Süden. Doch „Le Train Bleu“ bietet nicht
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