Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
für Di-Star, findet das Chip-Business wohl langweilig.“
„Harry hat viel Geld und wer viel Geld hat, hat viele Freunde“, wechselte Robert Dane das Thema. Er tauchte geschickt wie ein Chinese ein Stückchen eingerolltes Fleisch in eine braune Soße.
„Er war der Internationaler Präsident, richtig, im Prinzip aber ein Kundenberater, ich habe ihn wie einen normalen Kundenberater behandelt, der seinen Job zu machen hat.“
„Hat Harry an Ihrem Stuhl gesägt, anders gesagt, hätte Harry die Macht gehabt, einen Di-Star Manager zu Fall zu bringen?“
„Harry war bestens befreundet mit meinem Chef, mit Walter Hoffer, und der wiederum war des Öfteren auf Harry Millers Anwesen auf Martha’s Vinyard, nicht weit von Hyannis Port. Mein Chef war einer diesen Neureichen, die nach gesellschaftlicher Anerkennung lechzen. Harry Miller und die Verbindungen, die Harry ihm schaffen konnte, das gesellschaftliche Leben, das Martha’s Vinyard bot, war natürlich für Mr. Hoffer und vor allem auch für seine junge, ehrgeizige Gattin, von großer Bedeutung.“
„Verstehe“, sagte Ken Bernstein, „sollte Harry jemanden nicht gemocht haben, lässt er beiläufig die ein oder andere Bemerkung fallen, um diesen Menschen in Ungnade zu bringen.“
„Gut möglich“, beweisen kann man das nie. „Aber in erster Linie hat der Dollarkurs alle nervös gemacht. Man kann noch so viele Manager verschleißen, den Dollarkurs ändert das nicht.“
„Piet Drachmann“, wechselte Robert Dane das Thema, „ein Angsthase, wie Sie sagten, ein komischer Belgier, war ein enger Vertrauter von Harry Miller. Warum hat Harry Miller diesen Mann so geschätzt.“
„Keine Ahnung, unverständlich. Harry wäre besser ein Fan von der Marrais gewesen. Die Frau hatte was auf dem Kasten. Ich mochte die Kampagne und dazu stehe ich heute noch.“ David Jonathan kämpfte mit den Stäbchen. Dann lachte er, es klang wie das Meckern eines listigen Ziegenbocks. „Ich habe die Frau ganz schön gepiesackt“, sagte er, „doch die hat durchgehalten, hat für ihre Sache gekämpft, ohne eine Pille zu schlucken.“
„Drachmann und sie verstanden sich nicht.“
„Die Frau war stärker als er und machte keinen Hehl daraus.“
„Hasste er sie, beziehungsweise sie ihn?“
David Jonathan überlegte, dann zuckte er mit den Schultern. „Das kann man als Kunde nicht sagen. Vor uns spielen die Friede, Freude Eierkuchen. Aber etwas anderes, vielleicht hilft es weiter. Drachmann hatte sich da einen Gesellen eingestellt, eine krumme Nummer. Henri Michel, der Di-Star Importeur, sagte mir, dass dieser Mann, seinen Namen habe ich vergessen, habe ihn nur einmal gesehen, mochte ihn nicht, er hatte so einen unsteten Blick, kurz, dieser Bursche hat schon vor oder war es nachdem ihm gekündigt worden war, egal, er hat Philip Galli, dem Partner von Henri Michel angeboten, den Di-Star Etat mit eigener Agentur zu betreuen und das zum halben Preis. Er sagte die VMC Smith, Henderson würde die Di-Star wie eine Weihnachtsgans ausnehmen. Als Kunde glaubt man das gerne. Aber in den ersten Jahren stecken die eher zu, das ist bekannt. Das sagte ich auch zu Henri und riet ihm, das Angebot auf keinen Fall anzunehmen, der Bursche wäre nicht seriös.“
David Jonathan lehnte sich zurück und blickte Robert Dane mit seinen korrekten Augen voll ins Gesicht. „Ich habe Smith, Henderson den Etat in Frankreich gerettet und was tut Smith, Henderson?“
„Harry Miller ist nicht Smith, Henderson“, sagte Robert Dane.
„Das sollte Chuck Kaybody auch mal zur Kenntnis nehmen, dem Mann sind die internationalen Kunden egal.“
Nicht egal, dachte Robert Dane, Chuck Kaybody kommt aus Oklahoma, er fühlte sich nicht sicher auf dem internationalen Parkett.
„Chuck Kaybody hat zur Zeit andere Sorgen. Haben Sie die Financial Times heute gelesen?“
David Jonathan nickte. „Meinen Sie die Geschichte mit der Telenova?“
„Die Telenova ist in Schwierigkeiten. Und, wie Sie sicher wissen, die Smith, Henderson Gruppe gehört niemand anderem als der Telenova.“
„David Jonathan hob überrascht die Augenbrauen und brach in ein meckerndes Lachen aus. Diesmal klang es wie das eines sehr alten, aber zufriedenen Ziegenbocks. „Ein verrücktes Land“, sagte er dann.
Der chinesische Koch eilte an den Tisch und überprüfte die Teller der Gäste. Er verbeugte sich tief. „Noch einen Schenkel“, fragte er David Jonathan.
„Wie viele Beine hat diese Ente?“, fragte der ehemalige Offizier gut
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