Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
Vom Netzwerk:
angerichtet, als sie Schritte auf der Treppe zur vorderen Veranda hörte. Rasch wischte sie sich den Zucker von den Fingern und eilte zur Tür, um die Hausherrin zu begrüßen.
    „Hallo, Miss Lovie!“ rief sie und nahm ihr den roten Eimer ab. „Allmählich habe ich mich schon gefragt, ob Sie wohl den ganzen Morgen da draußen bleiben wollen!“
    „Ist es schon so spät?“ gab Lovie zurück und hielt an, um wieder zu Atem zu kommen.
    Toy runzelte die Stirn, als sie Lovies Erschöpfung bemerkte. „Wollen Sie sich nicht kurz setzen? Ich hole Ihnen ein Glas Wasser und bringe Ihnen ein schöne Tasse Kaffee!“
    „Gott, das klingt aber verlockend“, erwiderte Lovie kurzatmig, während sie sich auf einen Stuhl am kleinen Holztisch direkt draußen vor der Küchentür sinken ließ.
    Den Blick fest auf Lovie geheftet, stellte Toy ein Tablett vor sie hin. „Haben Sie denn heute etwas entdeckt?“
    Umgehend hellte sich Lovies Miene auf. „Unsere dritte Legegrube! Emmi und ich haben mit dem Fühlstab sondiert, und gleich beim dritten Versuch sank er direkt tief ein. Da hättest du mal Emmis Gesicht sehen sollen! Einhundertvierundfünfzig Eier! Ist das nicht großartig? Leider hat die Mutterschildkröte ihr Gelege mitten auf dem Pfad zum Strand eingebuddelt. Auf diesem breiten bei der 17. Avenue.“
    „Wahrlich keine sonderlich gute Idee.“
    „Ich bin sicher, das arme alte Mädchen hatte keinen Schimmer, dass es sich um einen Strandpfad handelt. Wir mussten das Gelege also umbetten. Zwischen der 16. und der 17. Avenue sind die Dünen recht hoch. Nach längerem Suchen haben Emmi und ich dann ein hübsches Brutplätzchen gefunden. Ein guter Tag, im Großen und Ganzen betrachtet.“
    „Aber ein langer für Sie“, fügte Toy hinzu.
    „Ach, ich fühl mich prima, wirklich. Ein wenig außer Atem, doch kein bisschen zerschlagen.“
    „Keine Schmerzen?“
    „Überhaupt keine.“
    „Und die Nachricht von der Aktivistin an der 6. Avenue haben Sie erhalten?“ Toy reichte Lovie eine kleine, mit Tabletten gefüllte Schale.
    „Hab ich, vielen Dank! Flo hat sie an mich weitergegeben.“ Naserümpfend starrte sie die Pillen an.
    „Bitte, Miss Lovie! Es muss sein, das wissen Sie doch! Schauen Sie nur, ich habe Ihnen einen Doughnut mitgebracht, damit die Dinger besser flutschen. Wie in dem Lied aus ‚Mary Poppins‘: ‚Mit ’nem Löffelchen voll Zucker schluckst du jede Medizin‘. Also, hinunter damit, schieben Sie’s nicht erst auf die lange Bank!“
    Angesichts des kleinen Pillenbergs verzog Lovie angewidert das Gesicht, doch Toy wartete beharrlich neben ihr, die Arme resolut vor der Brust verschränkt. Zuweilen blieb ihr nichts anderes übrig, als die gestrenge Krankenschwester zu spielen; schließlich hatte der Arzt sie nicht zum Scherz beiseite genommen und ihr aufgetragen, streng darauf zu achten, dass Miss Lovie ja ihre Medikamente wie verordnet einnahm. Sie bemühte sich, weiter beim Thema Schildkröten zu bleiben und Lovie etwas von der Medizin abzulenken.
    „Und dieser Anruf heute Morgen – war das auch ein Gelege?“
    Nach hörbarem Schlucken stellte Lovie das Glas ab und schüttelte verneinend den Kopf. „Ein missglückter Legeversuch. Die Schildkröte muss ziemlich weit den Strand hinaufgekrabbelt sein, irrte dann wohl einige Zeit umher und kehrte schließlich um. Wir haben alles abgesucht, jedoch kein Gelege gefunden. Vermutlich handelt es sich um dasselbe Muttertier, das bereits etwas weiter unten an der 17. Avenue ihre Gelege abgesetzt hat. Die Spuren waren ähnlich.“ Missmutig starrte sie die verbliebenen Pillen an.
    „Na los, nur noch ein paar“, drängte Toy und schaute zu, wie Lovie tief einatmete, die letzten rosafarbenen Kügelchen ergriff und sie mit angewidertem Schaudern hinunterwürgte.
    „Na bitte! Geschafft!“
    „Eklige Dinger! Ich weiß nicht, wieso ich mir das noch antue!“
    „Das dürfen Sie nicht sagen! Sie wissen doch, wieso! Wir hätten Sie gern noch lange bei uns!“
    Lovies Gesicht wurde weich und traurig, als sie Toy ansah. „Zumindest noch den Sommer über.“
    „Ach was, noch viel länger! Ich bin doch schon dabei, ein Weihnachtsgeschenk für Sie auszusuchen. Aber es stimmt, der Sommer ist am schönsten. Seit die Schildkröten eintreffen, sind Sie ja richtig happy!“
    „Und jetzt ist sogar meine eigene Caretta zurückgekommen.“
    Toys Lächeln erlosch.
    Lovie legte den Kopf schräg und musterte Toy. „Ihr habt euch also kennen gelernt?“
    Toy ließ sich ebenfalls am

Weitere Kostenlose Bücher