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Nur dieser eine Sommer

Nur dieser eine Sommer

Titel: Nur dieser eine Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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kommt sie immer noch mit ihren Jungs her. Sie fragt dauernd nach dir.“
    „Ich würde sie auch liebend gern treffen. Nur nicht ausgerechnet heute. Später vielleicht“, vertröstete Cara ihre Mutter. Heute war ihr schon allein der Gedanke an Geplauder ein Gräuel.
    Lovie musterte sie von der Seite und ließ sich dann in ihrer unnachahmlichen Eleganz auf der Veranda in einen Schaukelstuhl gleiten. „Setz dich doch, Cara! Lass uns ein wenig reden!“
    Cara kam der Aufforderung nach. Lovie nahm die Mütze ab, benutzte sie als Fächer und wiegte sich dazu sanft im Schaukelstuhl. Cara betrachtete ihre Mutter etwas genauer und erschrak. Das Haar, das einst dicht und von der Farbe gesponnenen Goldes gewesen war, wirkte im unbarmherzigen Morgenlicht nunmehr dünn und weiß. Sogar die Kopfhaut schimmerte durch. Erschüttert fuhr Cara sich mit der Zunge über die Lippen. „Soll ich dir ein Glas Wasser holen?“
    „Nein, ich gehe sowieso gleich ins Haus und bereite uns etwas zu essen zu. Du musst doch völlig ausgehungert sein.“
    Cara verneinte und fügte hinzu: „Mach dir bitte meinetwegen keine Umstände.“ Sie schnappte sich ihre Kaffeetasse und gesellte sich zu ihrer Mutter. „Ich nehme ohnehin keine regelmäßigen Mahlzeiten zu mir. Mein Organismus ist diese Gewaltkur gewohnt.“
    „Du bist zu mager. Und obendrein blass.“
    Cara lachte. „Dasselbe könnte man von dir behaupten!“
    Lovies blaue Augen weiteten sich. „Ach, wer gibt schon etwas auf eine alte Frau wie mich? Du hingegen befindest dich in der Blüte deiner Jahre!“ Ihr aufmerksamer Blick wanderte von Caras Gesicht zum zerwühlten, schulterlangen braunen Pagenkopf. Cara trug noch dasselbe zerknitterte T-Shirt, in dem sie angereist war. Es hing ihr über die weiten blauen Männer-Boxershorts, welche die langen, schlanken Beine betonten. „Wirklich, du treibst immer noch sehr gute Friseursalons auf“, stellte Lovie fest. „Aber müde siehst du aus. Und gestresst. Insbesondere deine Augen sind ganz verquollen und ein wenig blutunterlaufen.“
    „Ach, wie reizend“, brummte Cara, während sie an ihrem Kaffee nippte. Dann massierte sie sich die Stirn, hinter der sich, wie sie nun feststellte, ein schmerzhaftes, angespanntes Gefühl ausbreitete.
    „Fühlst du dich nicht gut? In unseren Gefilden ging ziemlich heftig die Frühsommergrippe um!“
    „Nein. Nur wieder dieser elende Kopfschmerz.“
    „Ach so … du hast noch immer diese Beschwerden?“
    „Leider.“
    „Hm. Ich sag’s ja, das kommt vom Stress. Als du klein warst, stellte sich dein Kopfweh immer vor Klassenarbeiten ein. Weißt du noch? Oder wenn …“ Sie unterbrach sich mitten im Satz.
    Cara beendete ihn: „Wenn Daddy mal wieder ausrastete.“
    Ihre Mutter lächelte kläglich. Verlegene Stille trat ein.
    „Ich hab ganz vergessen, dir mitzuteilen, dass dich jemand am Telefon sprechen wollte, als du unterwegs warst.“ Cara fischte sich einen Doughnut vom Teller. „Eine Frau. Sie hatte Spuren gesichtet.“
    „Um wie viel Uhr hat sie denn angerufen?“
    „Ach, vor Stunden schon. Das Mädchen da drinnen hat mit ihr gesprochen.“
    „Richtig, ja. Eine fehlgeschlagene Eiablage.“ Und dann hakte sie nach: „
Das Mädchen
? Ich nehme an, du meinst Toy Sooner?“
    Man sah Cara an der Nasenspitze an, was sie von diesem Gast hielt. „Aha, so heißt die also.“ Sie biss in den Teigkringel, und auf ihr T-Shirt rieselten winzige Zuckergussbröckchen. „Zur gegenseitigen Vorstellung hat’s noch nicht gereicht“, murmelte sie kauend, wobei sie die Krümel wegwischte. „Wir hatten einen kurzen Wortwechsel, bevor ich mich vorsichtshalber verzog, um nur ja nichts Falsches zu sagen.“ Sie griff nach ihrer Kaffeetasse und nahm rasch einen Schluck. „Was ist denn das eigentlich für eine Person? Ist die nicht ein bisschen zu jung für ein Baby?“
    Lovie musterte das Gesicht ihrer Tochter mit derselben Miene, die sie stets aufgesetzt hatte, wenn Cara als kleines Mädchen mit vollem Munde gesprochen hatte. „Ja, sie ist jung. Sehr jung, das liebe, arme Ding. Aber so etwas kommt eben vor. Sogar in Charleston!“
    Cara verdrehte die Augen und tupfte sich mit einer Serviette die Mundwinkel ab. „Mutter, ich bin nicht etwa schockiert! Ich wollte nur wissen, was sie hier sucht! Und ausgerechnet jetzt!“
    „Soll heißen, während deines Besuchs?“
    „Ehrlich gesagt, ja! Es ist schließlich nicht so, dass ich permanent hier auftauche. Wie oft? Alle zwanzig Jahre mal?“ Wieder biss sie in

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