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Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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nicht kleiner geworden“, flüsterte sie erstickt. „Im Gegenteil. Du hast deinen Führerschein verloren und deinen Job.“
    „Und dich.“
    Ein leiser Schluchzer kam über ihre Lippen.
    Nein, das hatte er nicht.
    Trotz all der Wut und Enttäuschung, trotzdem sie ihn manchmal gehasst hatte, war sie immer noch sein kleines Mädchen. An den guten Tagen hatte sie gespürt, dass er sie liebte, vorbehaltlos und ohne Einschränkungen. Aber die Verantwortung war zu viel gewesen, ihre Geschwister zu versorgen und selbst nicht zu wissen, was die Zukunft für sie bereithielt. Sie hätte seinen Rückhalt gebraucht, stattdessen klammerte sie sich an Männer, die ihr Leben genauso wenig im Griff hatten wie er, und von denen sie sich innerlich auf die gleiche Weise distanzierte.
    „Du hast mich nicht verloren“, wisperte sie. „Du bist immer noch mein Vater.“
    „Ach Cady.“ Er rang hörbar um Atem und die Tränen rannen ihm ebenso unaufhaltsam über das Gesicht wie ihr. „Ich wünschte, ich hätte genug Zeit, um alles wieder gut zu machen. Du hast so viel getan, so viel aufgegeben. Du hast dich um deine Geschwister gekümmert und sie zu guten Menschen gemacht. Es tut mir so schrecklich leid.“ Seine Hand legte sich auf ihre Wange. „Ich liebe dich, Cady. Du bist die beste große Tochter, die man sich wünschen kann und ich habe dir niemals gesagt, wie unendlich stolz ich damals schon auf dich war.“
    „Dad.“
    Cady schluchzte auf, setzte sich auf die Bettkante und schmiegte sich in seine Arme, als er sie nach ihr ausstreckte. Es tat so gut seine Umarmung zu spüren, sich an seine Brust zu drücken und endlich das zu hören, was sie sich jahrelang gewünscht hatte.
    Sie spürte seinen Herzschlag, der sie einhüllte, und stetig langsamer wurde. Stille umfing sie.
     
    Sie hatte keine Ahnung, wie lang sie schon hier lag. Ihr Kopf dröhnte, ihre Augen fühlten sich verquollen an und brannten und die Zunge klebte an ihrem trockenen Gaumen. Alles tat ihr weh.
    Cadys Zeitgefühl war verloren gegangen.
    Neben ihr bewegte sich Aléjandro. Sie spürte, wie er sich im Bett umdrehte, näher an sie heran robbte und einen Arm um sie legte. Seine Lippen berührten ihre Schläfe. Tief einatmend rückte sie ein Stück herum und schmiegte sich an ihn.
    Sie wollte die Augen nicht aufschlagen, eigentlich wollte sie nicht einmal aufwachen. Nicht heute. Dieser Tag sollte sich aus ihrem Gedächtnis löschen.
    Sie hasste Beerdigungen!
    In der letzten Nacht war sie es gewesen, die Aléjandro verführte. Sie hatte alles gebraucht, was sich nach Leben anfühlte. Seine Hände auf ihrer Haut, sein Mund auf ihren Lippen. Sein Körper, der sie geborgen hielt und in die Kissen drückte. Stundenlang hatten sie sich durch sein Bett gewälzt und irgendwann war Cady vor Erschöpfung eingeschlafen. Als sie in den frühen Morgenstunden weinend aus dem Schlaf geschreckt war, hatte er sie wortlos an sich gezogen und festgehalten.
    Vor einer Woche war Robert gestorben.
    Noch während sie bei ihm saß und ihn umarmte, hatte er den letzten Atemzug getan und war friedlich eingeschlafen. Alle Dämme in Cady brachen. Schluchzend hatte sie bei ihm gesessen, und auch als Aléjandro sie vom Bett hochzog und an seine Brust drückte, gab es für sie keinen Trost.
    Plötzlich zerbarsten die Mauern in ihr, die sie über so viele Jahre aufgebaut hatte. Sie registrierte kaum, dass Catherine sich mit im Zimmer befand, ebenso wie Cadys jüngste Schwester. Während sie auf Robert konzentriert gewesen war, hatten sie im Halbdunkel gestanden und zugehört.
    Sie hatten
ihr
diesen Moment gelassen.
    Aléjandro hatte leise irgendetwas zu ihnen gesagt und Catherine war schließlich verschwunden. Abby blieb, und als Cady sich endlich von ihm lösen konnte, waren sich die Schwestern in die Arme gefallen.
    Es tat so furchtbar weh und gleichzeitig fühlte Cady sich schlecht, weil sie auch Erleichterung empfand.
    Nachdem sie sich um die Formalitäten gekümmert hatte, waren sie in die Villa zurückgekehrt. Abby bezog das Gästezimmer und Aléjandro brachte Cady in sein eigenes Bett.
    Sie hatte fast zwanzig Stunden geschlafen. Nur unterbrochen von Heulkrämpfen und den Momenten, in denen Aléjandro ihr eine Hühnersuppe aufzwang.
    Sie hatte nur langsam in die Realität zurückgefunden. Nachdem die Tränen versiegten, blieb sie geradezu ausgelaugt zurück. Erst nach einer kalten Dusche war sie wieder ansprechbar. Auf der Suche nach einem von Aléjandros Hemden hatte sie beim Öffnen

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