Nur dieses eine Mal
auftauchte. Die Musik wurde lauter, schwoll an und flackernde Bilder in kurzer Reihenfolge wechselten sich ab, die den Beginn des Films einläuteten.
Aléjandro erschien vor ihr und sie spürte einen schmerzhaften Stich bei seinem Anblick. Die Kamera tauchte sein Gesicht in warmes Licht und Cady schossen die Tränen in die Augen.
Er fehlte ihr.
So sehr, dass es ihr den Atem von den Lippen stahl.
Trotz all der Wut, die sie für ihn empfand, hatten Kummer und Sehnsucht sich immer noch nicht aufgelöst. Sie verdrängte den Schmerz, aber tief in ihr war es nach wie vor, als würde eine unsichtbare Faust sich um ihr Herz legen und es unbarmherzig zwischen den Fingern zerquetschen.
Cady rutschte in ihrem Liegestuhl nach unten und blickte dem ihr entgegenkommenden
Vergnügen
mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen.
Angelique Darkness’ „Sizilianische Träume“
» Wo waren sie hingegangen, diese Augenblicke voller Glück?
Nachdenklich stand Guilia auf der Veranda ihres Elternhauses und starrte blicklos über das Land. Vor einem halben Jahr hatte sie geglaubt, nichts könne ihr etwas anhaben. An Domènicos Seite schien alles möglich zu sein.
Sie waren glücklich, zumindest eine Weile.
Mit einem Seufzer zog sie sich auf das Verandageländer und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Stützpfeiler. Der Schmerz in ihr ließ langsam nach, aber die Leere füllte sich nicht. Er hatte eine Wunde in ihr Herz geschlagen, die niemals wirklich heilen würde.
Ohne ihn war ihre Welt nur noch halb so bunt.
Da saß sie nun an ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag. Seit einem Jahr verheiratet, die Hälfte davon in Trennung lebend und konfrontiert mit der Tatsache, dass sie unsterblich in einen Mann verliebt war, der sie nicht mehr wollte, weil der Arzt ihr Unfruchtbarkeit attestierte.
Es hieß, sie könne Domènico keine Kinder schenken, keine Erben.
Als ob sie sich diesen Umstand ausgesucht hätte, als ob sie das gewollt hätte.
Sie war überzeugt gewesen, er würde sie genauso lieben, wie sie ihn liebte. Sie war bereit ihr Schicksal anzunehmen. Es gab so viele Kinder, die auf eine Adoption warteten.
Was sprach dagegen?
Doch was sie für mehr als Leidenschaft gehalten hatte, war plötzlich abgeflaut und er begann, ihr mit zunehmender Kälte zu begegnen. Irgendwann eröffnete er ihr die Neuigkeit, dass er eine andere Frau kennengelernt habe und die Scheidung wolle.
Er machte Guilia verantwortlich.
Sie und ihr „
Problem
“.
Ein bitteres Lächeln umspielte Guilias Lippen.
Er hatte sich so sehr geirrt!
Sie senkte das Kinn auf die Brust und betrachtete den voluminösen Bauch, der sich unter ihrer Bluse spannte. Ihre Finger strichen zärtlich darüber und sie spürte die sanften Bewegungen des Kindes, das darin eingebettet lag.
Sie war im siebten Monat.
Obwohl der Arzt in Palermo ihr damals eröffnet hatte, dass eine Schwangerschaft so gut wie unmöglich sei, war es doch passiert. Domènico hatte nicht warten wollen, und als sie sich schließlich sicher war, hatte sie keine Veranlassung gesehen, ihn darüber zu informieren.
Er hatte
sie
verlassen. Er hatte sie nicht mehr gewollt, weil sie nicht
funktionierte
, wie er es erwartete.
Ein bitteres Lächeln glitt über ihre Lippen.
In wenigen Tagen würden sie sich wiedersehen.
Er würde begreifen, was geschehen war ... aber Guilia war nicht mehr die Gleiche wie vor einem halben Jahr.
Sie hatte sich verändert.
Domènico hatte sie verändert.
Sie war nicht bereit einfach zu vergeben und zu vergessen.
Sie allein war ihm nicht genug gewesen, nun würde er erkennen, was er verloren hatte – aber sie wollte ihn nicht mehr. Der Schmerz, den er ihr verursacht hatte, war nach sechs Monaten ohne ihn, immer noch ihr ständiger Begleiter.
Sie konnte es nicht einfach abstreifen und so tun, als sei nichts gewesen.
Sie liebte ihn und sie hasste ihn. «
Cady war müde und erschöpft. Caramel hatte ihr auf den letzten zwanzig Meilen bereits die Ohren voll geheult und die Katze schien mit jeder Kurve lauter zu werden, die sie ihrem Haus näher brachte. Zwölf Stunden Fahrt lagen hinter ihnen und Cady fühlte sich wie gerädert.
Endlich kam in der beginnenden Dämmerung des Spätnachmittages ihre Straße in Sicht und sie seufzte erleichtert auf. Das Zucken der Lichter, die über die Häuserfassaden strichen, nahm sie erst wahr, als sie abbog und plötzlich zwei Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr am Ende der Sackgasse erkannte. Ihr Mund trocknete so rasch aus, dass
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