Nur dieses eine Mal
stehen und das Lächeln in seinem Gesicht gefror, während er sie anstarrte.
Hitze überrollte ihn wie eine riesige Welle und drückte ihm die Luft aus den Lungen. Das Atmen fiel ihm schwer. In Aléjandro tobten die Erinnerungen.
Bilder von ihr, in seinen Armen. Wie sie ihn ansah, wenn sie sich liebten. Das Funkeln ihrer blauen Augen, kurz bevor sie zu kichern begann. Ihre Lippen, die sich teilten, wenn sie lachte. Cady, die voller Begeisterung war für die Welt um sich herum, sobald sie die Befangenheit in seiner Nähe für einen Moment vergaß.
Nun gehörte eine Weitere dazu.
Cady, die ihm schockiert entgegensah, beide Hände auf ihren Bauch drückte und in deren Gesicht deutlich die Antwort auf seine stumme Frage geschrieben stand.
Sie trug sein Kind in sich und sie hatte ihm nichts davon erzählt.
Es herrschte eine fast bedrückende Stille im Auto, während sie durch die beginnende Nacht fuhren. Selbst Caramel hatte ihren Unmut vergessen, seit Cady sie aus der Box genommen und auf ihren Schoß gesetzt hatte, wo die Katze sich zu einer zufriedenen Kugel zusammenrollte.
Cady war zu geschockt gewesen über das Feuer und Aléjandros unerwartetes Auftauchen, um so reagieren zu können, wie sie es vorher hunderte Male im stillen Kämmerlein geübt hatte. Er hatte kurzerhand die Situation übernommen und sie. Sein eigenes Auto ließ er stehen, wo es war, stattdessen hatte er sich hinter das Steuer ihres Wagens gesetzt und sie auf den Beifahrersitz dirigiert.
Da ihr Haus für nicht absehbare Zeit unbewohnbar war, schien es die logische Schlussfolgerung zu sein, dass sie vorerst bei ihm einzog. Mochte sie sich auch nicht wohl mit dieser Lösung fühlen, blieb ihr doch keine andere Wahl. Mit zwei Hunden und einer Katze im Schlepptau war ein Hotel nicht unbedingt der ideale Ort um Unterschlupf zu finden.
In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, während draußen die Welt an ihnen vorüberflog. Sie warf Aléjandro einen verstohlenen Seitenblick zu, ehe sie unruhig in ihrem Sitz herumrutschte. Caramel blinzelte Cady kurz an und rollte sich dann wieder leise schnurrend auf ihren Oberschenkeln zusammen.
Das Herz klopfte ihr bis in den Hals, als sie ihm schließlich offen das Gesicht zuwandte. Sie waren seit einer halben Stunde schweigend Richtung Byron Bay unterwegs. Cady hatte keine Lust noch weitere anderthalb Stunden in dieser Stille zu verharren.
„Wieso warst du da?“, wollte sie wissen.
Er starrte stur geradeaus auf die Straße. Nur seine Fingerknöchel traten weiß hervor, während er das Lenkrad mit beiden Händen umklammerte, und verrieten seine Anspannung. Er hatte schöne Hände und die Erinnerung, wie sie sich auf ihrer Haut angefühlt hatten, überrumpelte sie für eine Sekunde.
Blinzelnd richtete sie ihren Blick wieder auf sein Profil.
„Deine Nachbarin hat mich angerufen“, gab er zurück. „Ich war bereits vor ein paar Tagen dort, weil ich wissen wollte, ob es irgendein Lebenszeichen von dir gibt.“ Kurz begegneten sich ihre Blicke. „Ich habe drei Monate lang kein Wort von dir gehört.“
Cady presste die Lippen aufeinander und sah wieder nach vorn. Sie würde sich kein schlechtes Gewissen von ihm einreden lassen.
„Ehrlich gesagt, hatte ich bei unserem letzten Zusammentreffen den Eindruck, das sei dir nur recht so“, entgegnete sie. „Abgesehen davon hast du dich auch nicht gemeldet.“
„Mir ging es ähnlich.“
Erneut kam Schweigen auf. Cady sah zum Seitenfenster hinaus und starrte nachdenklich in die Dunkelheit. Für einen Augenblick war der Wunsch, er möge sie einfach in die Arme nehmen und alles sei wieder gut, fast übermächtig. Sie wollte vergessen, was gewesen war und er sollte sie nie wieder loslassen.
Aber das hier war kein Wunschkonzert.
Das war die Realität. Er hielt sie nach wie vor für eine Lügnerin und Betrügerin und nun sah er sich vermutlich noch darin bestätigt, weil sie nicht sofort zu ihm gerannt kam, um von ihrer Schwangerschaft zu erzählen.
„Wie weit bist du?“, wollte er wissen. Sie rollte stumm mit den Augen, ohne ihn anzusehen. Natürlich fragte er danach.
„Zweiundzwanzigste Woche“, erwiderte sie leise. Als er nichts weiter sagte, blickte sie zu ihm hinüber. Er wirkte nachdenklich und in sich gekehrt. Cady schluckte. „Es sind Zwillinge.“
Diesmal starrte er sie tatsächlich an und war schlichtweg fassungslos. Fahrig lenkte er den Wagen auf den Seitenstreifen, hielt an und blieb einen Moment wie gelähmt hinter dem
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