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Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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vielleicht doch die Adresse nennen würde, wenn sie erst im Haus waren. Es war albern, das wusste er, aber sein rationales Denken funktionierte im Augenblick nicht besonders gut.
    Mit einem altmodischen Schlüsselbund öffnete sie die Haustür und winkte ihm zu, ihr zu folgen. Fünf Sekunden später stand er in Cadys Hausflur.
    Plötzlich fühlte er sich wie bei Alice im Wunderland. Hier drin erinnerte nichts mehr an die baufällig scheinende Hütte, die man von außen erblickte. Natürlich war es alt, die Decken deutlich zu niedrig und die Wände fast einen halben Meter dick. Aber man spürte, mit wie viel Liebe Cady dieses Haus instand hielt und offensichtlich renoviert hatte.
    Der Flur war in einem hellen Altrosa gestrichen und weiße Streifen setzten Akzente an Decke und Boden. Rechts von ihm befand sich eine altmodische Kommode aus gelaugtem Eichenholz, mit unzähligen kleinen und großen Schubladen. Darauf stand eine bauchige Vase mit einem Strauß getrockneter Getreidehalme und Mohnblumen darin.
    Hier war nichts baufällig oder heruntergekommen. Es war nicht wie sein eigenes Domizil, in dem Leder und Chrom vorherrschten. Luxus und kühle Eleganz gab es hier nicht. So winzig es war, so sehr fühlte es sich an wie ein Zuhause und es strahlte pure Wärme und Gemütlichkeit aus. Dies war ein Heim, in das man nach einem anstrengenden Tag gern zurückkam.
    „Ich kann Ihnen trotzdem nicht sagen, wo Cady genau ist“, fuhr die Nachbarin fort. „Sie ist zu einer Freundin gereist, die dort draußen eine Farm mit ihrem Mann betreibt. Cady ruft jedes Wochenende einmal an, um sich zu melden und zu fragen, wie es mir geht. Ein liebes Mädchen.“
    Mit Seiten, die ich noch nicht kenne
, stellte er fest.
    „Ich weiß“, erwiderte er leise und folgte ihr durch eine kleine Wohnstube mit Couchgarnitur und deckenhohen Regalen. Irritiert sah er sich um. Sie hatte tatsächlich keinen Fernseher! Direkt neben der Tür stand eine monströse Holztruhe, die offensichtlich schon uralt war. Er trat hinter Doris in eine winzige Landhausküche, die einen Herd besaß, der aussah, als käme er geradewegs aus dem letzten Jahrhundert.
    Er wusste, wie viel Geld Cady sowohl für die Rechte an ihrem Roman, als auch für ihre Leistungen im Film erhalten hatte. Er wusste, dass sie sich ein ganz anderes Haus hätte leisten können.
    Moderner, luxuriöser, mit allem ausgestattet, was sie begehrte. Trotzdem war sie hier geblieben. Sie lebte genauso bescheiden wie zuvor und den einzigen Luxus, den sie sich geleistet hatte, waren ein paar Eimer Farbe und vielleicht einige neue Möbel.
    Ihre Welten waren wirklich extrem unterschiedlich und zum ersten Mal wurde er sich darüber bewusst, wie oft er sie brüskiert und vor den Kopf gestoßen hatte.
    Die Scham über die Worte, die er ihr gegenüber gebraucht hatte, wurde so groß, dass es ihm fast die Kehle zuschnürte.
    „Sie haben doch mit ihr zusammen in diesem Film gespielt“, stellte Doris fest. Die Brille war ihr halb auf die Nase gerutscht und sie beäugte ihn über den Rand, während sie eine Kanne mit Wasser befüllte.
    „Das ist richtig“, entgegnete er. „Sagen Sie, Doris, hat Cady irgendetwas davon gesagt, wie lange sie fortbleiben wolle?“
    „Erst war nur die Rede von zwei Wochen, mittlerweile ist es mehr als ein Monat, glaube ich. Nicht dass ich hier nicht gern herkomme und ihre Blumen gieße, aber ich bin auch nicht mehr die Jüngste.“
    Kopfschüttelnd schloss sie den Wasserhahn und begann damit die Küchenkräuter zu bewässern, die an dem Fenster standen, das den Blick auf ein weitläufiges Grundstück hinter dem Haus lenkte. Aléjandro erspähte ein paar Obstbäume und einen weiteren verwilderten Garten.
    Offenbar hatte Cady auch ihr Gemüse selbst angebaut. Er erinnerte sich dunkel daran, wie sehr sie sich damals bei dem Friseurbesuch über die Preise aufregte. Plötzlich realisierte er, dass sie Zeiten kennengelernt hatte, in denen sie hungrig ins Bett gegangen war. Zeiten, die gar nicht so lang zurücklagen.
     
    „Ich schätze, sie bleibt noch etwa eine Woche, aber dann kommt sie gewiss heim“, plapperte Doris drauf los. „Sie muss sich hier um einiges kümmern, ehe sie es nicht mehr kann und der Garten macht sich nicht von allein. Außerdem wollte sie das Haus von außen renovieren. Ich glaube aber, da wird sie einen Fachmann beauftragen.“ Doris schlurfte an ihm vorbei in das Wohnzimmer und goss dort die Blumen. „So was sollte eine Frau auch nicht machen. Ich finde,

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